Angst vor Organhandel
Spendebereitschaft der Deutschen ist nach wie vor gering
70 Prozent der deutschen Bevölkerung befürchten, dass es bei einer Organspende zum Missbrauch in Form von Organhandel kommt. Sogar 38 Prozent der befragten Transplantationsmediziner teilen diese Angst, wie auch fast die Hälfte der Patienten, die auf der Warteliste für ein Organ stehen. Das ergab eine Umfrage von Dr. Julia Faßbender vom Chirurgischen Institut der Universität zu Köln.
Im Falle des eigenen Todes oder Todes eines nahen Verwandten erklären sich mehr als drei Viertel der Bevölkerung, 98 Prozent der Patienten und 90 Prozent der Transplantationsmediziner für die Organspende bzw. Organentnahme bereit. Allerdings haben nur sieben Prozent der Bevölkerung, 36 Prozent der Patienten und 65 Prozent der befragten Ärzte einen Organspendeausweis. Das zeigt, welche Diskrepanz zwischen der grundsätzlichen Einstellung zur Organspende und der praktischen Umsetzung besteht. Auf die Frage, ob sie z. B. eine Niere oder einen Teil der Leber einem genetisch Blutsverwandten spenden würden, antworten 80 Prozent der Bevölkerung, 86 Prozent der Ärzte und 90 Prozent der Patienten mit "ja". Elf Prozent der Bürger sprechen sich dagegen aus. Sogar zehn Prozent der Ärzte stehen der Lebendspende unentschlossen gegenüber und können sich nicht eindeutig auf ein "nein" oder "ja" festlegen. Eine Xenotransplantation können sich etwa die Hälfte der Bevölkerung, zwei Drittel der Patienten und 69 Prozent der Ärzte als Behandlungsverfahren vorstellen, sobald die Verpflanzung von tierischen Organen oder Organsegmenten ausreichend erforscht ist und Aussicht auf Erfolg hat.
Die Zustimmung zu den verschiedenen Möglichkeiten der Organspende und des Organbezugs ist bei den Jüngeren und besser Ausgebildeten größer als bei den Älteren und denjenigen mit geringerem Bildungsstand. Während sich die 14- bis 29jährigen zu 84 Prozent und die 30- bis 49jährigen zu 86 Prozent zur Organspende bereit erklären, sind es bei den 50- bis 59jährigen nur noch 78 Prozent und ab 60 Jahre nur noch 63 Prozent. 88 Prozent derer, die einen Abitur- und Uniabschluss absolviert haben, würden Organe spenden. Bei den Bürgern mit einer Volksschulbildung ohne Lehre liegt die Zustimmung um 20 Prozent niedriger.
Den Hirntod akzeptieren nur 62 Prozent der Bevölkerung als den tatsächlichen Tod des Menschen. So sind auch nur 60 Prozent unter seiner Voraussetzung zur Organspende bereit. Bei zusätzlichem Herz - Kreislauftod stimmen 43 Prozent derer, die unter der Maßgabe des Hirntodes die Organspende abgelehnt hatten, der Spende doch zu. Die Spendebereitschaft unter der Voraussetzung des Herz - Kreislauftodes erhöht sich bei den Patienten um elf Prozent und bei den Transplantationsmedizinern sogar um zwölf Prozent. Die Bereitschaft zur Organspende lässt sich in der Bevölkerung von 60 auf 77 Prozent steigern, wenn die Organentnahme nach Hirntod und zusätzlichem Herz - Kreislaufstillstand erfolgen würde.
Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias
Für Rückfragen steht Professor Dr. Manfred Nagelschmidt, Biochemische und Experimentelle Abteilung, Klinikum der Universität zu Köln, unter der Telefonnummer 0221/ 98 95 70, der Fax-Nummer 0221/9895730 und der Emailadresse m.nagelschmidt@uni-koeln.de zur Verfügung.
Unsere Presseinformationen finden Sie auch im World Wide Web unter http://www.uni-koeln.de/pi.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
regional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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