Skelette sind oftmals die einzigen Überreste, die von Menschen der Vorzeit erhalten geblieben sind. Für den Laien mögen Knochen nur tote Materie ohne viel Aussagekraft sein. Für den Paläopathologen ist jedoch nichts so lebendig wie ein Knochen. Dies bewies Prof. Dr. Dr. Michael Schultz, Professor für Anatomie an der Universität Göttingen, in einem Diavortrag im münsterschen Fürstenberghaus zum Thema Krankheit und Tod in der Vorgeschichte. Menschliche Skelettfunde als Spiegel vorgeschichtlicher Lebensbedingungen".
Auf Einladung des Seminars für Ur- und Frühgeschichte der Universität Münster zeigte Prof. Schultz, welche Erkenntnisse die Paläopathologie, die Lehre von den Erkrankungen der Menschen früherer Epochen, durch die Untersuchung von Knochen mit Hilfe moderner Technologien gewinnen kann. Röntgengeräte, Minisonden und Rasterelektronenmikroskope machen Knochenzersetzung durch Krebs ebenso sichtbar wie die Folgen von Vitamin D-Mangel oder Spuren von Hirnhautentzündung an der Schädeldecke.
Die Ergebnisse paläopathologischer Untersuchungen erlauben aber nicht nur Rückschlüsse auf Art, Ursache, Häufigkeit und Verbreitung von Krankheiten. Vielmehr ermöglichen sie auch einen Einblick in Ernährung, Wohn- und Arbeitsverhältnisse, Klima sowie sanitäre und hygienische Gegebenheiten. Ein starkes Auftreten von Hirnhautentzündung in einem Gräberfeld deute, so Prof. Schultz, auf ein enges Zusammenleben von Tieren und Menschen hin. Vitamin C-Mangel sei hingegen ein Zeichen für eine unzureichende Nahrungsgrundlage. Ein Tennisarm" bei Skeletten weise nicht auf die Ahnen von Boris Becker in der Vorzeit hin, sondern sei vielmehr ein Beweis für häufiges Speerwerfen. Die Paläopathologie ergänzt mit ihren Ergebnissen die Befunde der Archäologie und stellt eine Verbindung zwischen natur- und geisteswissenschaftlichen Methoden her.
Der Vortrag von Prof. Schultz, zugleich Mediziner und Ur- und Frühgeschichtler und damit einer der wenigen Spezialisten auf beiden Gebieten, machte ebenfalls deutlich wie ausgeliefert die Menschen vor Jahrtausenden gegenüber Krankheiten waren. Doch es gibt auch Erkrankungen, die damals noch kaum auftraten, wie beispielsweise der Gelenkverschleiß in den Beinen. Denn die Bevölkerung der Vorzeit bewegte sich noch auf elastischem Untergrund und nicht auf hartem Beton.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Geschichte / Archäologie, Medizin
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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