idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
26.11.2021 15:01

TUM IDEAward für Quanten-Tech-Gründungsprojekt

Klaus Becker Corporate Communications Center
Technische Universität München

    Diamanten für die Quantentechnologie, ein Test für Harnwegsinfekte und eine Machine-Learning-Methode für Computerspiel-Tests: Diese drei Gründungsideen sind gestern mit dem TUM IDEAward ausgezeichnet worden. Premiere hatte der TUM Deep Tech IDEAward für Teams, die sich in anderen Ländern gefunden haben und in München ein Start-up auf den Weg bringen wollen.

    Aus welchem Forschungsergebnis kann ein erfolgreiches Produkt entwickelt werden? Wer hat die beste Idee für die Gründung eines Start-ups? Mehr als 90 Teams aus der Technischen Universität München (TUM) haben sich für den TUM IDEAward beworben, die Finalisten präsentierten sich gestern dem Online-Publikum, drei Preisträger wurden von einer Jury gekürt. Verliehen wird der Award von TUM, UnternehmerTUM, dem Zentrum für Innovation und Gründung, und der Zeidler-Forschungs-Stiftung, die das Preisgeld von insgesamt 37.500 Euro stellt.

    1. Platz: QuantumDiamonds

    Das tiefere Verständnis von Quantensystemen ist Quelle für eine enorme Fülle an Innovationen. Ein vielversprechendes Quantensystem sind Stickstoff-Fehlstellen-(NV-)Paare in Diamanten. Im Kristallgitter dieser Diamanten gibt es Punktdefekte, an denen neben einer Leerstelle ein Stickstoffatom eingebaut ist. Dies führt zu besonderen elektromagnetischen Eigenschaften, die sich sensorisch nutzen lassen. Doch die Herstellung solcher NV-Diamanten ist äußerst anspruchsvoll und geschieht bislang ausschließlich in wissenschaftlichen Einrichtungen für Forschungszwecke.

    Auch Dr. Dominik Bucher und Robin Allert, Wissenschaftler und Student am Lehrstuhl für Physikalische Chemie, nutzen in einem Forschungsprojekt zur Kernspinresonanzspektroskopie, das mit einem ERC Starting Grant gefördert wird, NV-Diamanten als Sensoren. Es ist ihrer Gruppe gelungen, die Produktion von NV-Diamanten zu optimieren, sodass sie Diamanten mit hoher Qualität und Zuverlässigkeit herstellen können. Nun will das Team die Gründung eines Unternehmens vorbereiten, das NV-Diamanten für den Einsatz in Quantentechnologien, aber auch in Biologie und Chemie anbietet. Dabei wird es auch im TUM Venture Lab Quantum gefördert.

    2. Platz: BugSense

    Harnwegsinfektionen zählen zu den häufigsten Infektionsarten. Um den Erreger zu bestimmen, ist bislang eine relativ aufwendige Diagnostik in einem Labor notwendig. Häufig werden Erkrankten (zunächst) unpassende Medikamente verschrieben, darunter vielfach Antibiotika, was Resistenzen fördert.

    Ein Team aus Studierenden und Promovierenden der Biotechnologie, Medizin, Elektrotechnik, BWL und Industrial Design hat einen Test entwickelt, mit dem Harnwegsinfekt-Erreger schneller und kostengünstiger sowie zugleich einfach und sicher ohne geschultes Personal bestimmt werden können. Zugleich identifiziert der Test auch bestehende Resistenzen der Bakterien. Wird der Test von den Erkrankten selbst angewendet, übernimmt eine Smartphone-App die Auswertung und kann sie an eine Praxis übermitteln. Neben einer zielgerichteteren Therapie könnte das Verfahren die Erstellung von Datenbanken zu Antibiotikaresistenzen ermöglichen. Das Gründungsteam wird betreut von Prof. Oliver Hayden, Heinz-Nixdorf-Lehrstuhl für Biomedizinische Elektronik, sowie Medizinerinnen und Medizinern des Klinikums rechts der Isar.

    3. Platz: Brainsight

    Wenn Hersteller wissen wollen, ob von ihnen entwickelte Computerspiele gute Marktchancen haben, sind sie auf die Angaben von Testerinnen und Testern angewiesen. Deren Eindrücke, die zumeist nachträglich in Fragebögen angegeben werden, können aber bei vielschichtigen Spielelementen in der Erinnerung verfälscht sein.

    Das Team von Brainsight will deshalb einen Service anbieten, der objektivere und detailliertere Daten über die Emotionen der Testpersonen generiert. Mit einem Elektroenzephalogramm (EEG) zeichnet es die Gehirnaktivität der Testerinnen und Tester auf, während diese spielen. Für die Auswertung der Messungen haben die Gründer einen Algorithmus entwickelt, der mit Machine-Learning-Methoden trainiert wurde. Als Anwendungsfeld haben sie auch Gamification-Formate, die in Therapien eingesetzt werden, im Blick. Das Team besteht aus dem Elektrotechnik-Studenten Vadim Juris, dem Absolventen in Theoretischer Teilchenphysik Vladislav Samoilov und dem Management-and-Technology-Studenten Philipp Zent.

    Premiere für TUM Deep Tech IDEAward

    Zum ersten Mal verliehen wurde der TUM Deep Tech IDEAward. Er ist Teil der 2020 gestarteten Global DeepTech Venture Initiative, mit der TUM und UnternehmerTUM Gründungsteams aus anderen Ländern unterstützen, in der Region München erfolgreiche Start-ups auf den Weg zu bringen. Das Ziel der Initiative ist, den Standort zu Europas bestem Ökosystem für Deep-Tech zu entwickeln. Neben dem Preisgeld von insgesamt 40.000 Euro für die Vorbereitung der Gründung erhalten die Teams jeweils ein Stipendium von 10.000 Euro, mit dem sie bei der Ansiedlung in München unterstützt werden.

    1. Platz: Koralo

    Die Nachfrage nach Fisch nimmt weltweit zu, wobei bereits jetzt die meisten Bestände überfischt sind und auch Aquakulturen oft die Umwelt belasten. Dem Team von Koralo ist es gelungen, aus Pilzen eine Alternative zu kreieren, die den Geschmack und die Textur von Fisch nachahmt. Dafür haben sie die Fermentationstechnik für das Myzel von Speisepilzen verbessert. Ihr Produkt ist zum einen reich an gesunden Nährstoffen und lässt sich zum anderen günstiger herstellen als Fischprodukte. Das Team hat vor der Ansiedlung in München länderübergreifend zusammengearbeitet, unter anderem in Brasilien, Indien und den Niederlanden. Es wird künftig im TUM Venture Lab Food/Agro/Biotech eingebunden.

    2. Platz: Holloid

    In Laboren und Produktionsanlagen von Unternehmen in der Pharma-, Lebensmittel-, Biotechnologie- und vielen anderen Branchen muss viel Zeit und Personal aufgewendet werden, um mit zahlreichen Proben bestimmte Prozesse zu überwachen, beispielsweise um Bakterien zu detektieren. Das Team von Holloid hat eine Mikroskoptechnologie entwickelt, mit der Bakterien, Algen, Hefen, Mikroplastik und andere Partikel in 3D und Echtzeit analysiert werden können. Die Technologie stellt die erfassten Informationen in einem Hologramm zusammen, aus dem übersichtliche Darstellungen und automatisierte Warnungen erzeugt werden können. Das österreichische Team wird ebenfalls vom TUM Venture Lab Food/Agro/Biotech gefördert.

    3. Platz: FARBE

    Digitale Kunstwerke, insbesondere in Form von Non-Fungible Tokens (NFTs) verändern derzeit die Kunstwelt. Vielen Galerien, Museen und anderen Institutionen fällt es allerdings aufgrund der Komplexität und technischer Hürden schwer, in diesem neuen Marktsegment aktiv zu werden. Das Team von FARBE hat eine Plattform für die Vermarktung und Präsentation digitaler Kunst geschaffen. Sie ermöglicht beispielsweise digitale Ausstellungen, Auktionen und Blockchain-basierte Verifizierungen. Auch dieses Team hat sich länderübergreifend gegründet, unter anderem aus Mexiko und Pakistan.

    Mehr Informationen:
    Jedes Jahr werden an der TUM 70 bis 80 technologieorientierte Unternehmen gegründet. TUM und UnternehmerTUM unterstützen Start-ups mit Programmen, die exakt auf die einzelnen Phasen der Gründung zugeschnitten sind – von der Konzeption eines Geschäftsmodells bis zum Management-Training, vom Markteintritt bis zum möglichen Börsengang. Die TUM Venture Labs bieten Gründungsteams aus bedeutenden Wissenschaftsfeldern ein ganzes Ökosystem in unmittelbarer Anbindung an die Forschung. Bis zu 30 Teams können Büros im TUM Incubator nutzen, um sich auf den Start ihres Unternehmens vorzubereiten. UnternehmerTUM investiert mit einem eigenen Venture Capital Fonds in vielversprechende Technologieunternehmen und bietet mit dem MakerSpace eine 1.500 Quadratmeter große Hightech-Werkstatt für den Prototypenbau. Diese Förderung ist laut „Gründungsradar“ die beste an den großen deutschen Hochschulen.


    Weitere Informationen:

    http://www.tum.de/innovation/entrepreneurship Gründungsförderung an der TUM
    https://mediatum.ub.tum.de/1634577 Bilder für die redaktionelle Berichterstattung


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Chemie, Elektrotechnik, Informationstechnik, Medizin, Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).