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10.12.2021 13:33

Babysterne im Zentrum unserer Galaxie entdeckt

Gabriele Meseg-Rutzen Presse und Kommunikation
Universität zu Köln

    Ein ursprünglich als Gas- und Staubwolke eingeordnetes kosmisches Objekt besteht eigentlich aus drei Sternen / Eine in „The Astrophysical Journal“ veröffentlichte Studie könnte eine kontroverse Diskussion innerhalb der Astronomie auflösen

    Eine vermeintliche Gas- und Staubwolke im Zentrum unserer Galaxie besteht eigentlich aus drei besonders jungen Sternen. Das zeigt eine neue Studie unter Leitung von Wissenschaftler:innen des I. Physikalischen Instituts der Universität zu Köln. Die Daten dazu lieferte das Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte – ein Teleskop mit Spiegel-Durchmessern von 8,20 Metern auf dem Gipfel des Cerro Paranal in Chile. Die Sterne entstanden vor weniger als 1 Millionen Jahren, was astrophysikalisch sehr jung ist. Zum Vergleich: Unsere Sonne ist knapp 5 Milliarden Jahre alt. Die Studie ist in der Fachzeitschrift The Astrophysical Journal erschienen.
    Bereits 2011 wurde in den Infrarotdaten des Very Large Telescope ein Objekt gefunden, welches versprach, einen nie dagewesenen Vorgang im Zentrum unserer Galaxie zu beobachten. Basierend auf einer Multi-Wellenlängenanalyse stellten Wissenschaftler:innen fest, dass es sich bei dem Gebilde um eine Gas- und Staubwolke handeln müsse. Die Staubwolke bekam den Namen G2. Durch die Interaktion mit dem Schwarzen Loch im Zentrum unserer Galaxie, SgrA*, hätte G2 zerrissen werden und ein sprichwörtliches Feuerwerk verursachen müssen. Die Forscher:innen nahmen an, dass beim Aufeinandertreffen von G2 mit SgrA* verschiedene Prozesse dazu führen würden, dass das Gas und der Staub das schwarze Loch zum Aufflammen bringen. Allein, das Feuerwerk blieb aus.
    Zudem gab es weitere Faktoren, die Astronom:innen weltweit Kopfzerbrechen bereiteten und kontroverse Diskussionen befeuerten. So haben Studien ergeben, dass die Temperatur von G2 fast doppelt so hoch ist wie die von umliegenden Staubquellen. Eine mögliche Erklärung der Temperatur von G2 wäre die extreme Anzahl von Sternen im Zentrum unserer Galaxie. So könnten diese Sterne G2 aufgeheizt haben. Nur stellt sich die Frage, warum alle anderen bekannten Staubquellen im Galaktischen Zentrum eine viel geringere Temperatur zeigen. Auch schied das Schwarze Loch, SgrA*, als Hitzequelle aus. Denn wie bei einer Heizung, der man sich nähert, hätte die Temperatur von G2 steigen müssen, je näher die vermeintliche Staubwolke dem schwarzen Loch kommt. Die Temperatur blieb allerdings über einen langen Zeitraum konstant, obwohl die Distanz zum Schwarzen Loch variierte. Je intensiver G2 weltweit beobachtet wurde, desto mehr stellte sich heraus, dass das kosmische Objekt mehr sein musste als nur eine Gas- und Staubwolke.
    Die neuen Ergebnisse zeigten, dass es sich bei G2 um drei einzelne Sterne handelt. „Wir hatten die Möglichkeit, selbst mehrere Male das Zentrum unserer Galaxie mit dem Very Large Telescope zu observieren. Zusammen mit den Daten aus dem Südsternwarten-Archiv konnten wir einen Zeitraum von 2005 bis 2019 abdecken“, erklärt Dr. Florian Peißker vom I. Physikalischen Institut und Erstautor der neuen Studie. Auch war die außergewöhnliche Struktur der Daten hilfreich um G2 zu finden. So hat jeder Pixel des aufgenommenen Bildes ein dazugehöriges Spektrum, welches einen ganz bestimmten und sehr detaillierten Wellenbereich abdeckt. Für die Wissenschaftler:innen bietet dies eine enorme Detailgenauigkeit. „Die reine Tatsache, dass es sich bei G2 um drei entwickelnde junge Sterne handelt, ist sensationell. Noch nie wurden Sterne um SgrA* observiert, die jünger waren als die gefundenen“, so Peißker.
    Die Ergebnisse öffnen die Tür für viele weitere spannende Fragen. Zum Beispiel, woher diese jungen Sterne kommen. So ist die strahlungsintensive Umgebung eines supermassiven schwarzen Lochs nicht unbedingt der beste Ort, um junge Sterne zu produzieren. Peißker schlussfolgert: „Die neuen Ergebnisse liefern einzigartige Einblicke in die Wirkungsweise von Schwarzen Löchern. Wir können daher die Umgebung von SgrA* als Blaupause benutzen, um mehr über die Entwicklung und Abläufe von anderen Galaxien in ganz anderen Ecken unseres Universums zu lernen.“
    Inhaltlicher Kontakt:
    Dr. Florian Peißker
    I. Physikalisches Institut
    +49 221 470 3491
    peissker@ph1.uni-koeln.de
    Presse und Kommunikation:
    Jan Voelkel
    +49 221 470 2356
    j.voelkel@verw.uni-koeln.de
    Zur Publikation:
    https://arxiv.org/pdf/2112.04543.pdf
    https://iopscience.iop.org/article/10.3847/1538-4357/ac23df


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geowissenschaften, Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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