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20.04.2004 16:28

Zum Tode von Universitätsmusikdirektor Prof. Wolfgang Unger

Volker Schulte Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    In tiefer Trauer gibt die Universität Leipzig bekannt, dass Universitätsmusikdirektor Prof. Wolfgang Unger am 19. April 2004 in einer Klinik in Halle nach schwerer Krankheit gestorben ist. Er hatte seit 1987 sehr erfolgreich den Leipziger Universitätschor geleitet, 1992 in Erinnerung an die 1968 gesprengte Universitätskirche St. Pauli das Pauliner Kammerorchester und 1994 das Pauliner Barockensemble als Teil der von ihm ins Leben gerufenen "Leipziger Universitätsmusik" gegründet. Im gleichen Jahr hatte er die "Leipziger Universitätsmusiktage" aus der Taufe gehoben, die seither im zweijährigen Rhythmus unter seiner künstlerischen Gesamtleitung stattfanden.

    So unvergessen seine Leistungen für die Kunstpflege an der Universität Leipzig bleiben werden, die im Vorjahr mit der Verleihung des Titels "außerplanmäßiger Professor" gewürdigt wurden, so lässt doch sein früher Tod sein Lebenswerk auf tragische Weise unvollendet erscheinen. Gerade jetzt, da die Entscheidung über den Neubau eines die Erinnerung an die Paulinerkirche aufnehmenden Aula-Kirche-Gebäudes ("Paulinum") gefallen ist, wird einem schmerzlich bewusst, dass er natürlich sein Wirken an der Universität Leipzig mit der Inbesitznahme dieser neuen musikalischen Heimstätte im Jahre 2009 hätte krönen wollen. Und gerade jetzt, da die Meldung durch viele Medien ging, dass die Universitätsmusik mit dem Blick auf den 600. Jahrestag der Universitäts-Gründung alle Festmusiken, die Johann Sebastian Bach für Leipziger Universitätsfeiern geschrieben hat, auf CD herausbringen will, wird deutlich, was Wolfgang Unger nicht mehr vergönnt war zu leisten und welchen Verlust die Universität Leipzig erlitten hat. Es war die Idee Ungers, jene Festmusiken, bei denen die Noten verloren gingen, durch bekannte Komponisten unserer Zeit "zu rekonstruieren", d. h. neu zu erfinden. Zusagen für solche neuen Kompositionen liegen bereits von Krzysztof Penderecki, Hans Werner Henze, Dimitri Terzakis, Bernd Franke und Günter Neubert vor.

    Wolfgang Unger wurde am 31. 12. 1948 in Eibenstock/Erzgebirge geboren. Er stammt aus der Tradition des Dresdner Kreuzchores unter Rudolf Mauersberger, wo er von 1965-67 auch als 1. Chorpräfekt wirkt. Nach dem Abitur folgten Chorleitungs- und Kapellmeisterstudium an der Hochschule für Musik "Franz Liszt" in Weimar. 1969 gründete er den "Thüringischen Akademischen Singkreis", den er 27 Jahre leitete. Ab 1973 war er auch Kapellmeister und Chordirektor der Halleschen Philharmonie und Direktor der Robert-Franz-Singakademie. 1985 wurde ihm der Händelpreis der Stadt Halle verliehen.
    1987 übernahm er die künstlerische Leitung des Leipziger Universitätschores in der Nachfolge von Friedrich Rabenschlag, Hans-Joachim Rotzsch und Max Pommer. 1991 wurde er zum Universitätsmusikdirektor berufen; für ein Jahr leitete er den Thomanerchor ad interim. Unter seiner Leitung hat der Leipziger Universitätschor über die Universität und Stadt hinaus weite Anerkennung gefunden. Das Repertoire des Chores beinhaltet Chormusik aller Stile und Epochen, vom Volkslied bis zu den großen Oratorien von Bach, Brahms, Händel, Haydn oder Orff. Im Leipziger Musikleben sind insbesondere die regelmäßigen Aufführungen der großen Passionen von Bach nicht mehr wegzudenken. Für die Einspielung der "Liturgischen Sätze" von Hugo Distler erhielt der Chor den Echo-Klassik-Preis 2001. Konzertreisen führten das Ensemble in viele Länder Europas und in die USA. Wolfgang Unger selbst war ein gesuchter Lehrer im Fach Chorleitung/Dirigieren auch an anderen Ausbildungsstätten im In- und Ausland. Im Jahr 2003 erschien von ihm das Lehrbuch "Wege zum Dirigieren", in dem die Grundlagen der Dirigiertechnik niedergelegt sind.

    Was Wolfgang Unger 2001 gelegentlich des 75-jährigen Jubiläums des Universitätschores sich mit dem Blick auf ein neue Heimstatt für Begegnung, Musik und Gottesdienst wünschte, ist durch seinen Tod zu einem Vermächtnis für die Universität geworden: dass bei der Konzipierung des neuen Aulagebäudes die erforderlichen Arbeits- und Konzertbedingungen für die Leipziger Universitätsmusik berücksichtigt werden, wie auch die gottesdienstlichen und vielseitigen musikalisch-liturgischen Ansprüche bedacht werden sollten. "Oder anders gesagt, ich wünsche mir, dass wir all das zurückgewinnen, was zu einem geistig-geistlichen und kulturellen Zentrum der Universität gehört und was die SED-Machthaber gerade zerstören wollten."
    Volker Schulte


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Kunst / Design, Musik / Theater
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

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