idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
18.05.2022 11:52

Vertrauen in die Polizei? Soziologische Studie an der Goethe-Universität untersucht die Einstellung von Migranten

Dr. Anke Sauter Public Relations und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

    Die Polizei – dein Freund und Helfer? Für Menschen, die aus einem anderen Land nach Europa einwandern, ist das nicht immer so. Eine Studie an der Goethe-Universität zeigt, wie sich das Verhältnis zur Staatsgewalt bei den unterschiedlichen Zuwanderergruppen entwickelt.

    Der Mord an dem schwarzen US-Amerikaner George Floyd im Mai 2020 hat zu weltweiten Protesten gegen Polizeigewalt geführt. Nicht zuletzt aufgrund dieser Entwicklungen war auch in Europa das Verhältnis zwischen Polizei und ethnischen Minderheiten in der jüngeren Vergangenheit ein viel diskutiertes Thema.

    Das Vertrauen, das Immigrantinnen und Immigranten in Europa in die Polizei setzen, steht auch im Fokus einer gerade veröffentlichten Studie von Christian Czymara von der Goethe-Universität und Jeffrey Mitchell von der Universität Umeå (Schweden). Die beiden Sozialwissenschaftler haben die Daten von knapp 20.000 Immigrantinnen und Immigranten aus 22 europäischen Ländern aus den Jahren 2006 bis 2019 analysiert. Diese Daten, die aus dem European Social Survey stammen, zeigen, dass das Vertrauen in die Polizei unter Eingewanderten im Durchschnitt zwar höher ist als bei Einheimischen. Allerdings sinkt das Vertrauen tendenziell, je länger die Menschen bereits im Zielland leben.

    Der European Social Survey fragt das Vertrauen in verschiedene Institutionen direkt ab. Die Befragten sollen angeben, wo ihr Vertrauen auf einer Skala von 0 bis 10 angesiedelt ist. Mehr als die Hälfte der Befragten stammen ursprünglich aus anderen europäischen Ländern, 12 Prozent aus Afrika, 25 Prozent aus Asien.

    Die Autoren haben zwei Erklärungsansätze für den Umstand, dass das Vertrauen mit der Dauer des Aufenthalts sinkt: Erstens verblasse die Erinnerung an das Herkunftsland und die Zustände dort. Der Kontrast zwischen Herkunfts- und Zielland ist besonders relevant für Menschen, die aus Ländern mit einem geringeren Grad an Rechtsstaatlichkeit in ein rechtsstaatlich weit entwickeltes Land eingewandert sind. Die zweite Erklärung ist, dass diese Menschen in ihrer neuen Umgebung häufig Diskriminierungserfahrungen machen, insbesondere diejenigen, die dort zu einer ethnischen Minderheit gehören. Darauf weist hin, dass der Effekt von Diskriminierungserfahrungen für Menschen, die schon länger im Zielland sind, stärker ist als für solche, die frisch eingewandert sind. Außerdem machen Vergleiche zwischen den europäischen Ländern deutlich, dass das Vertrauen dort im Durchschnitt geringer ausgeprägt ist, wo es mehr Polizeikräfte gibt – zum Beispiel in Zypern, Kroatien und Griechenland. Die Autoren ziehen den Schluss, dass das Vertrauen in die Polizei offenbar kaum allein durch die Größe der Polizei gestärkt werden kann, sondern eher über eine Verminderung von Diskriminierungserfahrungen. Bemühungen auf diesem Gebiet würden demnach helfen, das hohe Maß an Vertrauen in die Polizei bei frisch Eingewanderten zu erhalten und das Vertrauen derjenigen, die schon lange in ihrem Gastland leben, wiederherzustellen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Christian Czymara
    Wissenschaftlicher Mitarbeiter
    Institut für Soziologie
    Goethe-Universität
    +49 69 798 36708
    czymara@soz.uni-frankfurt.de


    Originalpublikation:

    Czymara & Mitchell (2022). All Cops are Trusted? How Context and Time Shape Immigrants’ Trust in the Police in Europe. Ethnic and Racial Studies. https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/01419870.2022.2060711


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Politik, Psychologie, Recht
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).