Ständiger Stress kann psychisch und körperlich krankmachen. Wie genau Stress und körperliche Erkrankungen zusammenhängen, untersucht das Team vom Lehrstuhl für Gesundheitspsychologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). In einer jetzt angelaufenen Studie schauen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Dr. Johanna Janson-Schmitt und Prof. Dr. Nicolas Rohleder speziell darauf, wie und welche Entzündungsreaktionen Stress auslöst. Ziel ist es, den Ablauf von Stressreaktionen im Körper besser zu verstehen und so Techniken zu entwickeln, um stressbedingte Entzündungen zu reduzieren. Die DFG fördert das Projekt mit 500.000 Euro über die nächste vier Jahre.
Wie hängen Stress und Entzündungen zusammen?
Prof. Dr. Nicolas Rohleder: Im Prinzip interessiert uns ja, wie sich psychische Prozesse auf unser körperliches Wohlbefinden auswirken. Bei Stress schüttet unser Körper zum Beispiel mehr Cortisol und Adrenalin aus und unsere Herzfrequenz steigt. Das alleine macht nicht krank.
Das Gehirn kann in Stresssituationen aber auch Entzündungsreaktionen hervorrufen – sie also einfach an- und abschalten –, obwohl es keinen tatsächlichen Entzündungsherd gibt, der zum Beispiel durch einen Virus oder ein Bakterium ausgelöst wurde.
Dr. Johanna Janson-Schmitt: Wir wissen schon länger, dass häufige Entzündungen Mitauslöser für viele Krankheiten sind, die zu den Haupttodesursachen in unserer Gesellschaft zählen – wie zum Beispiel Diabetes, Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Deshalb wollen wir die Mechanismen, die Stress im Körper auslösen, untersuchen. Wenn wir wissen, wie stressbedingte Entzündungsreaktionen im Körper ablaufen, können wir Techniken entwickeln, um diese zu unterbinden oder zu verringern. So lässt sich dann auch die Wahrscheinlichkeit für spätere Erkrankungen senken.
Wie läuft die Studie ab?
Dr. Johanna Janson-Schmitt: In unserer Studie setzen wir die Probandinnen und Probanden zweimal einem Stresstest aus. Nach dem ersten Durchlauf bekommen sie zwei unterschiedliche Anweisungen. Eine Gruppe wird zum Grübeln angeregt, die andere soll ihr Selbstmitgefühl trainieren. Im ersten Fall gehen wir davon aus, dass es den Umgang mit Stress verschlechtert, beim zweiten, dass es sich verbessert. Am nächsten Tag findet dann nochmal ein Stresstest statt und wir schauen, wie unterschiedlich die Gruppen auf diese Belastung reagieren und wie sich dies in den Entzündungsreaktionen widerspiegelt.
Was bedeutet Selbstmitgefühl?
Prof. Dr. Nicolas Rohleder: Selbstmitgefühl ist eine positive Einstellung zu sich selbst, es hat zum Beispiel etwas mit Zufriedenheit, Akzeptanz, und auf sich selbst achten zu tun – nicht zu verwechseln mit Selbstmitleid. Viele Menschen sind einigermaßen gut darin, Freunde oder Familie zu trösten. Aber nur wenige Menschen geben sich auch selbst Zuspruch und Mitgefühl, wenn etwas nicht so gut gelaufen ist.
Dieses Selbstmitgefühl kann man trainieren und das machen wir in der Studie mit einer kurzen 10- bis 15-minütigen Anleitung. In Pilotstudien konnten wir schon zeigen, dass ein gesteigertes Selbstmitgefühl dazu führt, dass man Stress als weniger schlimm empfindet. Ob auch die Entzündungsreaktion damit weniger werden, wollen wir herausfinden.
Und die andere Gruppe muss grübeln?
Dr. Johanna Janson- Schmitt: Grübeln könnte man als Gegenteil von Selbstmitgefühlt bezeichnen. Es gibt viele Menschen, die dazu neigen, viel darüber nachzudenken, was alles in der Vergangenheit schiefgegangen ist, und wiederholen diese Gedanken immer wieder, obwohl sie nichts mehr daran ändern können. Einige machen das sehr extrem und neigen dann auch zu schlechter mentalen und körperlichen Gesundheit.
In der Studie fordern wir die Probandinnen und Probanden dazu auf, nochmal darüber nachzudenken, was im Stresstest passiert ist. Da man dort nur schlecht abschneiden kann, müssen sie sich also nochmal damit auseinandersetzen, dass sie nicht gut waren.
Prof. Dr. Nicolas Rohleder: Menschen absichtlich zum Grübeln zu bringen, klingt erstmal merkwürdig. Aber wenn wir auch die negativen Einflüsse untersuchen, wissen wir sowohl, was die Reaktionen verschlimmert – was man also vermeiden sollte –, als auch, welches Verhalten wir fördern können, um Stress und Entzündungen zu verringern. So wollen wir alle möglichen Bausteine entdecken, die wir später für die therapeutische Arbeit nutzen können.
Die Probandinnen und Probanden klären wir direkt nach dem zweiten Stresstest über die Ziele der Studie auf, so dass niemand mit einem negativen Gefühl vom Grübeln nach Hause geht.
Weitere Informationen zur Teilnahme an der Studie werden in den nächsten Wochen auf der Seite des Lehrstuhls für Gesundheitspsychologie veröffentlicht: https://www.gesundheitspsychologie.phil.fau.de/
Prof. Dr. Nicolas Rohleder
Lehrstuhl für Gesundheitspsychologie
Tel.: +49 9131 85-20887
nicolas.rohleder@fau.de
Dr. Johanna Janson-Schmitt
Tel.: +49 9131 85-64002
Lehrstuhl für Gesundheitspsychologie
johanna.janson-schmitt@fau.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
Gesellschaft, Medizin, Psychologie
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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