Wenn durch Arthrose der Gelenkknorpel vollständig abgenutzt ist, kann nur noch ein künstliches Gelenk die Beschwerden lindern. Im fortgeschrittenen Stadium schränkt der Gelenkverschleiß nicht nur die Lebensqualität ein, sondern verursacht auch einen hohen volkswirtschaftlichen Schaden. "Durch die rechtzeitige Behandlung mit biologischen Medikamenten kann ein späterer Gelenkersatz vermieden beziehungsweise deutlich hinaus geschoben werden", so Professor Dr. Rüdiger Krauspe, Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik Düsseldorf. Die ersten klinischen Erfahrungen zeigen, dass sowohl der Schmerz gelindert als auch der Verlauf der Arthrose gebessert werden können.
Arthrosetherapie mit Entzündungshemmstoff
Die Orthokin-Therapie basiert auf Erkenntnissen über die biologischen Mechanismen der Arthroseentstehung. Bei Orthokin handelt es sich um einen aus dem Patientenblut gewonnenen Entzündungshemmstoff, der Interleukin-1-Rezeptorantagonisten enthält. Die Wirkung des Medikaments wird in der Studie verglichen mit der seit längerer Zeit angewendeten "Hyaluronsäure". Diese gilt als künstliche "Gelenkschmiere" und soll die Beweglichkeit des Gelenks verbessern.
Bekannt ist, dass das Protein Interleukin-1 (IL-1) einen wesentlichen Faktor bei der Entwicklung von Arthrose und dem Abbau von Knorpel spielt. Als Arthrosetherapie eignet sich deshalb der natürliche Gegenspieler Interleukin-1-Rezeptorantagonist (IL-1Ra). Denn IL-1Ra wirkt entzündungshemmend, schmerzlindernd und knorpelschützend, da es hemmend in den Knorpelabbauprozess eingreift. "Bisher steht bei der Arthrosebekämpfung die symptomatische Behandlung mit Schmerzmitteln und Kortison im Vordergrund, was insbesondere bei Langzeitbehandlungen beträchtliche Nebenwirkungen verursachen kann", erläutert Prof. Krauspe. Die Spritzentherapie mit Orthokin greife hingegen direkt in den Krankheitsmechanismus ein und stoppe die Gelenkentzündung: "Dies ist ein völlig neuer Ansatz in der Behandlung der Arthrose. Sollte er sich als wirksam und sicher erweisen, könnte in Zukunft einer größeren Zahl von Patienten ein künstliches Kniegelenk und die damit verbundenen Belastungen erspart werden."
Teilnahme an der Kniegelenk-Studie
Um diese noch jungen Therapieverfahren mit körpereigenen Wirkstoffen einem großen Patientenkreis zugänglich zu machen, werden sie derzeit in einer wissenschaftlichen Studie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf erprobt. Die Studie, unterstützt vom Koordinationszentrum Klinische Studien der Universität, ist auf großes Interesse gestoßen: "Über 200 Patienten sind bislang im Rahmen einer so genannten kontrollierten, prospektiven und randomisierten Studie mit Kniegelenkinjektionen von Orthokin oder Hyaluronsäure behandelt worden", berichtet Krauspe.
Für die in Zusammenarbeit mit der Düsseldorfer Gemeinschaftspraxis für Orthopädie durchgeführte Versuchsreihe sucht die Universitätsklinik nun weitere Teilnehmer. "Die Studie soll insgesamt 420 Patienten umfassen, um aussagekräftige Daten erheben zu können", erklärt Krauspe. Interessenten können sich an die Studienhotline (Tel. 0211/ 3870074) wenden. "Das wichtigste Aufnahmekriterium ist chronischer Knieschmerz wegen Arthrose", so der Orthopäde. Mit der Behandlung, die sich über drei Wochen erstreckt, sind keine Kosten für die Patienten verbunden. Sie müssen jedoch für Nachuntersuchungen und Befragungen nach sechs Wochen sowie drei und sechs Monaten zur Verfügung stehen. Erste Studienergebnisse erwarten die Mediziner zum Jahresende.
Zahlen
In Deutschland leiden elf Millionen Menschen an Arthrose der Gelenke, davon fünf Millionen an Kniegelenkarthrose. Damit ist das Knie - noch vor der Wirbelsäule - am häufigsten von Verschleiß betroffen. Jährlich werden sechs Millionen Arthrosepatienten kontinuierlich vom Arzt behandelt; 1,2 Mio. Betroffene erhalten sogar regelmäßig Gelenkinjektionen mit Kortison. Die Anzahl der jährlich in Deutschland implantierten Knieprothesen wird auf circa 100.000 geschätzt. Die Krankheitskosten von orthopädischen Erkrankungen erreichen nach WHO-Angaben in Deutschland 20 Milliarden Euro, die volkswirtschaftliche Gesamtbelastung beträgt 30 Milliarden Euro.
Weitere Informationen:
Studien-Hotline: 0211/ 3870074.
Prof. Dr. med. Rüdiger Krauspe
Universitätsklinikum /Orthopädische Klinik
Moorenstr. 5
40225 Düsseldorf
0211-81-17960/17961
PD Dr. med. Axel Baltzer
Gemeinschaftspraxis für Orthopädie und Neurochirurgie
Königsallee 53-55
40212 Düsseldorf
Tel. 0211 828937-10
E-Mail axel.baltzer@gmx.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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