Das Telefon klingelt. Silke Köhler hat Herzklopfen. Das ist bestimmt wieder der französische Kunde. Was nun? Frankreich ist seit Jahrzehnten der erste Handelspartner der Bundesrepublik, trotzdem sind viele Mitarbeiter unsicher im Frankreichgeschäft. Wie Silke Köhler beherrschen sie die Sprache des französischen Geschäftspartners nur unzureichend und scheitern an den kulturellen Gepflogenheiten. Gerade im Saarland und am Oberrhein ist es wichtig, mit der Sprache und Kultur des Nachbarn vertraut zu sein. Aber auch in diesen Grenzregionen bestätigen Personalleiter, dass Mitarbeiter mit solchen Kenntnissen leider Mangelware sind.
Am Lehrstuhl "Romanische Kulturwissenschaft und Interkulturelle Kommunikation" der Universität des Saarlandes wird deshalb ein Projekt durchgeführt, das diese Problemfelder in den Blick nimmt.
In dem von der Kooperationsstelle Hochschule und Arbeitswelt (Universität des Saarlandes), der Arbeitskammer des Saarlandes und den IHKs unterstützten Forschungsvorhaben werden Mitarbeiter an der Basis von Unternehmen befragt: Sekretärinnen und kaufmännische Fachkräfte (wie bspw. Industriekaufleute).
Ihre Fähigkeiten entscheiden oft über den Erfolg oder Misserfolg im Frankreichgeschäft und werden unterschätzt: Die Sekretärin, die nicht Französisch parliert, ist eine schlechte Visitenkarte für ihr Unternehmen. Oder: der Einkäufer, der schon beim Entrée auf den Geschäftsabschluss drängt, wird sein Ziel nicht erreichten und erscheint unhöflich. Interkulturelle Kompetenz und Fremdsprachenkenntnisse sind an diesen Stellen im Unternehmen wichtig und fanden in wissenschaftlichen Untersuchungen bisher kaum Beachtung. Das Team von Herrn Prof. Dr. Lüsebrink setzt aber gerade hier an.
Mitarbeiter im Frankreichgeschäft werden befragt über ihre Aus- und Weiterbildung in Französisch, um Qualifikationsbedarfe zu ermitteln und Defizite in der beruflichen Ausbildung herauszuarbeiten. Sie sollen darüber Auskunft geben, ob sie neben der Sprach- und wirtschaftlichen Fachkompetenz die Fähigkeit erworben haben, verschiedene Kommunikationssituationen - schriftlich, am Telefon oder im Direktkontakt mit Franzosen - erfolgreich zu bewältigen. Das bedeutet: Hat Frau Köhler gelernt, auf Französisch zu telefonieren, Briefe zu schreiben und bei Geschäftsbesuch so zu kommunizieren, dass sie ihr jeweiliges Gegenüber nicht vor den Kopf stößt?
Das Ergebnis der Befragung in je ca. 250 saarländischen und baden-württembergischen Unternehmen wird Aufschluss geben über den in der Wirtschaft benötigten Bedarf an Französischkenntnissen und interkultureller Ausbildung in Büroberufen. Aufbauend auf die ermittelten Qualifikationsdefizite werden Empfehlungen zur Verankerung Interkultureller Kommunikation im (beruflichen) Schulwesen erarbeitet. Somit kann der Weg für eine interkulturelle berufliche Grundbildung gewiesen werden, die für den Bildungs- und Wirtschaftsstandort Deutschland in Zukunft unverzichtbar sein wird.
Kontakt:
Elke Ch. Zapf/Christian Wille
Universität des Saarlandes
Lehrstuhl für Romanische Kulturwissenschaft und
Interkulturelle Kommunikation (Prof. Lüsebrink)
Geb. 11, FR 4.2 Romanistik
Postfach 15 11 50
66041 SAARBRÜCKEN
Tel.: 0681/302-4106
Fax: 0681/302-3983
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Sprache / Literatur, Wirtschaft
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).