idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
07.12.2022 09:25

Gelungene Integration auf dem Land

Blandina Mangelkramer Presse und Kommunikation
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Wie gelingt die erfolgreiche Integration von Migrantinnen und Migranten am Arbeitsmarkt? Welche Aspekte spielen eine Rolle, damit Drittstaatsangehörige bei ihren Arbeitgebern auf dem Land bleiben? Das hat eine Fallstudie in Bayern unter der Leitung von Dr. Stefan Kordel vom Institut für Geographie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) untersucht. Die Fallstudie ist ein Teil des internationalen Projekts „Migration Impact Assessment to Enhance Integration and Local Development in European Rural and Mountain Regions“, kurz MATILDE, das über drei Jahre die Auswirkungen der Migration auf die lokale Entwicklung von ländlichen und Bergregionen untersucht hat.

    Erfolgreiche Integration wird in der Politik oft daran gemessen, ob Migrantinnen und Migranten auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich sind. Für Neuzugewanderte ermöglicht der Arbeitsplatz ein selbstbestimmteres Leben, aber auch für Unternehmen sind zugewanderte Menschen eine wertvolle Ressource: vor allem in Sektoren wie Gesundheit und Pflege, Hotellerie und Gastronomie oder dem Handwerk, die händeringend nach Arbeitskräften suchen. In ländlichen Räumen noch stärker als in Ballungsgebieten.

    Im Rahmen von MATILDE haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Unternehmen sowie Migrantinnen und Migranten zu verschiedenen Phasen wie Anwerbung, Einarbeitung und das Halten von Arbeitskräften befragt. Damit wollten sie herausfinden, welche Aspekte für eine gelungene Integration in den Arbeitsmarkt auf dem Land wichtig sind.

    Ganzheitliche Einbindung von Arbeitskräften aus Drittstaaten notwendig

    Ein Ergebnis: Beim Anwerben und Einarbeiten von Arbeitskräften aus Drittstaaten stehen vor allem persönliche Netzwerke im Vordergrund neben der Inanspruchnahme privater und öffentlicher Vermittlungsagenturen. Ersteres betrifft sowohl Drittstaatsangehörige, die aus dem Ausland angeworben werden, als auch jene, die bereits vor Ort sind. Deshalb stellen manche Betriebe eine enge Begleitung durch Mentorinnen und Mentoren bereit. Diese helfen, sprachliche Schwierigkeiten sowie fehlende Kenntnisse über Arbeitsabläufe bei der Einarbeitung zu überwinden und unterstützen bei der Orientierung am neuen Wohnort sowie bei der Abwicklung bürokratischer Vorgänge.

    Was hält Migrantinnen und Migranten auf dem Land?

    Gefragt nach dem Grund fürs Bleiben im Betrieb, im Sektor und in der Region nennen Drittstaatsangehörige vor allem arbeitsbezogene Themen. Dazu gehört der Abschluss der Berufsausbildung, ein gutes Arbeitsklima und eine zufriedenstellende Bezahlung. Auch das Vorhandensein von vielfältigen beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten ziehen die Migrant/-innen in die Entscheidung, vor Ort zu bleiben, mit ein. Aber auch Faktoren, die über den Arbeitsalltag hinausreichen, beeinflussen, so Projektmitarbeiter Dr. Tobias Weidinger vom Institut für Geographie, ob die Arbeitskräfte am Ort bleiben. So ist für Drittstaatenangehörige die soziale Eingebundenheit sowie das Freizeitangebot vor Ort sehr wichtig. Dabei hinderlich: der unzureichend ausgebaute ÖPNV, der das Erreichen von diesen Angeboten sowie die Vereinbarkeit mit dem beruflichen Alltag erschwert.

    Keine pauschalen Lösungen

    Einfache Aussagen über das Bleiben von Drittstaatsangehörigen auf dem Land sind nicht pauschal möglich: „Die Ergebnisse aus dem MATILDE-Projekt unterstreichen, dass es keine ‚One-size-fits-all‘-Antwort auf die Frage gibt, ob Drittstaatsangehörige in ländlichen Regionen bleiben möchten. Vielmehr muss eine ganzheitliche Perspektive, die über den Arbeitsalltag hinausgeht, betrachtet werden“, sagt Stefan Kordel.

    Die Fallstudie Bayern hat die empirische Grundlage für die Entwicklung von Handlungsempfehlungen gelegt, die gemeinsam mit Praxisakteuren aus den Sektoren Gesundheit und Pflege sowie Hotellerie und Gastronomie diskutiert und geschärft wurden.

    Über MATILDE

    Das Konsortium des vom EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 geförderten Projekts besteht aus zwölf Universitäten und Forschungsinstitutionen. Mehr Informationen zum Projekt gibt es online: www.matilde-migration.eu


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Weitere Informationen:
    Dr. Stefan Kordel
    Institut für Geographie
    Tel.: 09131/85-23097
    stefan.kordel@fau.de


    Bilder

    Prof. Dr. Stefan Kordel
    Prof. Dr. Stefan Kordel
    David Spenger
    David Spenger


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Stefan Kordel


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).