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15.02.2023 16:32

EFI-Kommission: Ideen für Innovationen besser nutzen

Kathrin Haimerl Abteilung Kommunikation
Universität Passau

    Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) hat ihr Jahresgutachten 2023 an Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger überreicht. Es befasst sich auch mit Technologiemärkten, also mit Märkten, auf denen technologisches Wissen in Form von Rechten zum Schutz geistigen Eigentums (sogenannte IP-Rechte) wie z.B. Patenten gehandelt wird. Mit Prof. Dr. Carolin Häussler ist auch eine Wissenschaftlerin der Universität Passau in der Kommission vertreten.

    „Technologiemärkte”, so Prof. Dr. Carolin Häussler von der Universität Passau und
    Mitglied der Expertenkommission, „können erheblichen ökonomischen und
    gesellschaftlichen Nutzen schaffen. Denn sie bieten die Möglichkeit, das von einem
    Unternehmen entwickelte Wissen mit den komplementären Kompetenzen und Ressourcen
    eines anderen Unternehmens zusammenzubringen, das dieses Wissen besser in die
    Anwendung bringen kann als der bisherige Eigentümer. Diese Möglichkeit, eine neu
    entwickelte Technologie nicht mehr selbst am Markt platzieren zu müssen, aber dennoch
    von ihrer Entwicklung zu profitieren, gibt den Unternehmen zusätzliche Anreize, in
    Forschung und Entwicklung zu investieren. Technologiemärkte begünstigen somit eine
    effizientere Arbeitsteilung im Innovationsprozess“.

    Der Bezug von IP-Rechten über Technologiemärkte kann erheblich zum Innovationserfolg
    eines Unternehmens beitragen. „So weisen innovative Unternehmen, die IP-Rechte über
    Technologiemärkte bezogen haben, einen um 4,5 Prozentpunkte höheren Umsatzanteil mit
    Produktinnovationen auf als vergleichbare Unternehmen ohne solche IP-Rechte“, erklärt
    Prof. Dr. Irene Bertschek vom ZEW Mannheim und stellvertretende Vorsitzende der
    Expertenkommission. Wie wichtig Technologiemärkte sind, zeigt sich zudem daran, dass
    gemäß einer repräsentativen Erhebung 63,6 Prozent der deutschen Unternehmen, bei denen der fehlende Zugang zu IP-Rechten Innovationen hemmte, auf Innovationen verzichteten.Kein anderes Innovationshemmnis wurde häufiger als Grund für den Verzicht auf Innovationen genannt.

    Geringe Beteiligung deutscher Unternehmen am Technologiehandel

    Trotz der vielen Vorteile, die Technologiemärkte bieten, liegt die Beteiligung deutscher
    Unternehmen auf solchen Märkten zum Teil deutlich hinter der Beteiligung von
    Unternehmen anderer Länder zurück. Als „besonders kritisch“ erachtet die EFI laut Irene
    Bertschek, dass „die Übertragungen von am Deutschen Patent- und Markenamt
    angemeldeten Patenten – auch im Verhältnis zu den Anmeldungen – in den letzten zwei
    Jahrzehnten stark zurückgegangen sind“. Gerade in Anbetracht der aktuellen großen
    gesellschaftlichen Herausforderungen wie Klimawandel und demografische Entwicklung
    gilt es, dieses brachliegende Potenzial ungenutzter Patente zu heben.

    Schwierigkeiten bei der Identifikation geeigneter Handelspartner

    Die Funktionsfähigkeit von Technologiemärkten wird in der Praxis jedoch durch eine Reihe
    von Hemmnissen eingeschränkt. „So ist es insbesondere für kleine und mittlere
    Unternehmen auf Technologiemärkten oftmals schwierig, geeignete Handelspartner zu
    finden oder den Wert von IP-Rechten verlässlich einzuschätzen“, erklärt Prof. Dr. Uwe
    Cantner von der Universität Jena und Vorsitzender der Expertenkommission. Denn bei IPRechten geht es häufig um sehr komplexe Technologien, über die das Unternehmen, das seine IP-Rechte verkaufen will, besser Bescheid weiß als ein potenzieller Käufer. Hinzu kommt mangelndes Vertrauen in die Technologiemärkte, dass sie sichere und faire
    Transaktionen gewährleisten können.

    Funktionsfähigkeit von Technologiemärkten durch bessere Rahmenbedingungen
    stärken

    Um die Beteiligung am Technologiehandel und die Funktionsfähigkeit von
    Technologiemärkten zu erhöhen, sind geeignete Rahmenbedingungen sowie gezielte
    Anreize der öffentlichen Hand notwendig. „Hierzu fordert die EFI die Weiterentwicklung
    der Datenbanken des Deutschen Patent- und Markenamts und des Europäischen Patentamts, beispielsweise mit Hilfe von Verfahren der künstlichen Intelligenz, um so relevante patentgeschützte Technologien und Handelspartner besser matchen zu können“, so Irene Bertschek. Durch eine Verknüpfung dieser bei den Patentämtern bestehenden Datenbanken mit weiteren Daten könnten Informationen zu Übertragungen von IP-Rechten effizient gebündelt und nutzerfreundlich bereitgestellt werden. Hierzu bietet sich beispielsweise die in der Start-up-Strategie vorgesehene Deal-Datenbank an, in der Übertragungen von IPRechten dokumentiert werden sollen. Daneben ist es dringend geboten, „stärkere, auch finanzielle, Anreize zu setzen, Eigentumsübertragungen zentral und zügig dem Deutschen Patent- und Markenamt zu melden, um die Informationsbasis zu Technologiemärkten für potenzielle Nachfrager zu verbessern“, betont Carolin Häussler.

    „Vor allem kleine und mittlere Unternehmen sollten bei Aktivitäten auf Technologiemärkten unterstützt werden“, so Uwe Cantner. Hierzu fordert die EFI, bestehende Initiativen zur Förderung der Patentierung und Verwertung von Erfindungen wie etwa das Förderprogramm „WIPANO – Wissens- und Technologietransfer durch Patente und Normen“, fortzuführen und auszuweiten sowie die Ausarbeitung von Standardverträgen für die Übertragung von IP-Rechten weiter voranzutreiben.

    Flankierend zu diesen Maßnahmen empfiehlt die EFI, bestehende Verwertungsstrukturen an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, insbesondere Technologietransfer und Patentverwertung, weiter zu professionalisieren sowie unternehmerischer und wettbewerblicher auszurichten.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Carolin Häussler
    Lehrstuhl für BWL mit Schwerpunkt Organisation, Technologiemanagement und Entrepreneurship
    Innstraße 27
    94032 Passau
    Carolin.Haeussler@Uni-Passau.De


    Originalpublikation:

    https://www.e-fi.de/fileadmin/Assets/Gutachten/2023/EFI_Gutachten_2023.pdf


    Weitere Informationen:

    Prof. Dr. Carolin Häussler im Video-Interview
    https://www.digital.uni-passau.de/beitraege/2023/efi-gutachten-2023 Beitrag zum EFI-Jahresgutachten 2023 im Digitalen Forschungsmagazin der Universität Passau


    Bilder

    Prof. Dr. Carolin Häussler, Innovationsforscherin an der Universität Passau und Mitglied der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI)
    Prof. Dr. Carolin Häussler, Innovationsforscherin an der Universität Passau und Mitglied der Experte ...
    David Ausserhofer
    David Ausserhofer


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Gesellschaft, Informationstechnik, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Carolin Häussler, Innovationsforscherin an der Universität Passau und Mitglied der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI)


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