Geographen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz untersuchen im Rahmen eines interdisziplinären Projekts, wie die Flusslandschaft im Umfeld des ehemaligen Klosters Lorsch verändert wurde
Wie hat der Mensch in der Vergangenheit Flusslandschaften verändert und welche Schlussfolgerungen lassen sich daraus für die heutige Nutzung und eventuelle Renaturierung dieser Landschaften ziehen? Antworten auf diese Frage suchen Geographen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) am Beispiel der Weschnitz, einem Fluss aus dem hessischen Teil des Odenwalds, der in Weinheim an der Bergstraße in den Oberrheingraben eintritt, am ehemaligen Kloster Lorsch vorbeifließt und bei Biblis in den Rhein mündet. In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit rund 700.000 Euro geförderten Projekt arbeiten dabei Forschende der Universitäten Mainz, Heidelberg und Darmstadt sowie des Landesamts für Denkmalpflege Hessen zusammen. „Die Umgestaltung natürlicher Flusslandschaften durch Flusslaufverlegungen, Kanalisierung, Trockenlegung und Verschmutzung ist kein modernes Phänomen“, sagt Prof. Dr. Andreas Vött vom Geographischen Institut der JGU, der an dem Projekt beteiligt ist. „Spätestens im Mittelalter wurden die Auen durch den Menschen zu anthropogenen Landschaften umgestaltet. Ein gutes Beispiel dafür ist die Weschnitzaue, die im Mittelalter maßgeblich vom Kloster Lorsch geprägt wurde.“
In den kommenden drei Jahren werden Vött und sein Team versuchen, den ehemaligen Lauf der Weschnitz möglichst genau zu rekonstruieren. Dafür werden sie zusammen mit Geographen der Universität Heidelberg geophysikalische Messungen sowie Bohrungen zur Untersuchung der Flussablagerungen vornehmen. Archäologen des Landesamts für Denkmalpflege Hessen werden ergänzend Grabungen vornehmen, um Erkenntnisse über ehemalige Bauwerke, zum Beispiel Brücken oder Kanäle, zu gewinnen. Parallel dazu werden Historiker der TU Darmstadt schriftliche Quelle wie Urkunden und historische Karten aus. „Wir wollen ein möglichst ganzheitliches Bild davon erhalten, wie der Mensch die Weschnitz und ihre Aue genutzt und verändert hat. Die gut erforschte Geschichte des heutigen Weltkulturerbes Kloster Lorsch bietet eine hervorragende Ausgangsbasis, um die Mensch-Umwelt-Interaktionen in diesem Gebiet in interdisziplinärem Rahmen zu untersuchen“, sagt Vött. „Und wenn wir wissen, wie und warum der Mensch die Weschnitzaue verändert hat, und welche Auswirkungen das hatte, können wir daraus wertvolle Hinweise für die Renaturierung sowie die heutige und künftige Nutzung dieser Landschaft gewinnen.“
Das Projekt „Die Flusslandschaft der Weschnitz und ihre Wechselwirkung mit dem Kloster Lorsch” ist Teil des Schwerpunktprogramms 2361 der Deutschen Forschungsgemeinschaft namens „Auf dem Weg zur Fluvialen Anthroposphäre“, das mit weiteren Projekten die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Natur in vorindustriellen Flussauen Mitteleuropas untersucht.
Prof. Dr. Andreas Vött
Geomorphologie / Naturrisiko-Forschung und Geoarchäologie
Geographisches Institut
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
55099 Mainz
Tel.: 06131 39-22694
E-Mail: voett@uni-mainz.de
https://www.geomorphologie.uni-mainz.de/prof-dr-andreas-vott/
https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/509913470 – Projekt-Webseite der Deutschen Forschungsgemeinschaft
https://www.geomorphologie.uni-mainz.de/ – Arbeitsgruppe Naturrisiko-Forschung und Geoarchäologie am Geographischen Institut der JGU
Die Weschnitz südöstlich von Lorsch, im Hintergrund der Odenwald und die Starkenburg bei Heppenheim
Foto/©: Andreas Vött
Projektvorbereitende geomorphologische Untersuchungen am ehemaligen Frauenkloster Hagen, das südlich ...
Foto/©: Andreas Vött
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
Bauwesen / Architektur, Geowissenschaften, Geschichte / Archäologie, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
Die Weschnitz südöstlich von Lorsch, im Hintergrund der Odenwald und die Starkenburg bei Heppenheim
Foto/©: Andreas Vött
Projektvorbereitende geomorphologische Untersuchungen am ehemaligen Frauenkloster Hagen, das südlich ...
Foto/©: Andreas Vött
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