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26.04.2023 13:40

Künstliche Intelligenz in der betriebswirtschaftlichen Forschung und Lehre

Bianca Volk Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Verband der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e. V.

    BWL-Fachgesellschaft sieht dringenden Handlungsbedarf:
    Der Verband der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e.V. (VHB) diskutierte am 24. April 2023 online über die rasante Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI) und die Herausforderungen im Kontext von Forschung und Lehre. Der Verband mit rund 3.000 Mitgliedern sieht die Notwendigkeit für mehr Interdisziplinarität in der Forschung, eine grundsätzliche Reorganisation der Lehre, die Anpassung der Curricular-Normwerte, sowie eine gleichermaßen zügige wie wissensgeleitete Weichenstellung durch die Politik.

    Künstliche Intelligenz ist in den vergangenen Monaten aus ihrer Nische herausgetreten und in Form intuitiv und leicht zu benutzender Instrumente breit anwendbar geworden. Mehr als ein Dutzend KI-basierte Apps zur Verbesserung des akademischen Schreibens und Lesens stehen zur Verfügung, mit steigender Tendenz. Die zu erwartenden erheblichen Implikationen für Forschung und Lehre diskutierten am 24.04.2023 Prof. Dr. Doris Weßels, Fachhochschule Kiel, Expertin zum Thema „Auswirkung von Künstlicher Intelligenz auf den Bildungssektor“ und Prof. Dr. Ulrich Frank, Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Unternehmensmodellierung, Universität Duisburg-Essen, online mit rund 75 Teilnehmenden. Dabei wurden aus betriebswirtschaftlicher Perspektive Handlungsbedarfe für Forscher:innen, Universitätsleitungen und die Politik identifiziert:

    Handlungsbedarf für Forscherinnen und Forscher
    ChatGPT und ähnliche Anwendungen können Muster aus großen Datenbanken herausarbeiten, aber die dabei genutzten Methoden sind nicht immer transparent. Somit bieten die KI und ihre Anwendungen sowohl großes Potential für Unternehmen als auch große Herausforderungen bei ihrer zielgerichteten Umsetzung. Letztere ergeben sich aus der Tatsache, dass Unternehmen es häufig mit mehrdeutigen, nicht standardisierbaren und hochgradig kontextabhängigen Problemen zu tun haben. Die Betriebswirtschaftslehre (BWL) als wissenschaftliche Disziplin befasst sich traditionell mit Mehrdeutigkeiten in den unterschiedlichsten Unternehmensrealitäten und -situationen; Unternehmensmodelle und Entscheidungsfindung sind ihre Kernthemen. Mit ihrem Methodenrepertoire und ihrer interdisziplinären Ausrichtung kann die BWL einen wichtigen Beitrag zur interdisziplinären Erforschung und Weiterentwicklung der KI leisten. Schon jetzt unterstützt der VHB die Förderung der Interdisziplinarität.

    Handlungsbedarf für Universitätsleitungen
    In der Lehre sind mit dem Einzug von KI andere Formen der Wissensvermittlung und Leistungsüberprüfung erforderlich. Sowohl die klassische Haus- oder Seminararbeit als auch Rechenaufgaben können mittels KI erledigt werden. Neben der Vermittlung der Bewertung der durch KI erzielten Ergebnisse ist auch das kritische Hinterfragen der verwendeten Tools und Methoden wichtig. Da diese Vermittlung in Lehrveranstaltungen mit vielen Teilnehmenden nicht erfolgen kann, sind innovativere Lehr-Lern-Formate mit weniger Studierenden notwendig. Wesentliche Bedingung für die systematische Umsetzung von solchen Formaten an betriebswirtschaftlichen Fakultäten ist eine Anpassung der Curricular-Normwerte. Mit den begrenzten Ressourcen der öffentlichen Bildung müssen Universitäten die Chancen und Herausforderungen der KI nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Lehre aufgreifen, nutzen und erforschen. Studierende, die bald in Unternehmen und Forschung tätig werden, müssen entsprechend qualifiziert werden. Aus Sicht der BWL ergibt sich aus der Disruption durch KI die Chance, existierende Ansätze in Forschung und Lehre zu über-denken, um sich noch interdisziplinärer und methodenorientierter in Forschung und Lehre aufzustellen.

    Handlungsbedarf für die Politik
    Angesichts des Einflusses von KI in Forschung und Lehre sollten nicht nur individuelle lokale Empfehlungen und Regeln zu deren Einsatz auf Ebene einzelner Lehrstühle und Fakultäten, sondern aus Effizienzgründen und möglichen dezentralen Kompetenzdefiziten auch auf nationaler Ebene diskutiert und entwickelt werden. Vor dem Hintergrund des potentiellen Ausmaßes der Veränderungen sollten entsprechende Diskussion zeitnah und unter Integration der unterschiedlichsten Fachrichtungen mit ihren Fachverbänden geführt werden


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Jutta Geldermann
    Universität Duisburg-Essen, VHB-Vorstandsvorsitzende
    jutta.geldermann@uni-due.de
    Prof. Dr. Peter Walgenbach,
    Universität Jena, ehemaliger VHB-Vorstandsvorsitzender
    peter.walgenbach@uni-jena.de
    Prof. Dr. Michael Wolff
    Georg-August-Universität Göttingen & stellvertretender VHB-Vorstandsvorsitzender
    michael.wolff@uni-goettingen.de


    Originalpublikation:

    https://www.vhbonline.org/fileadmin/user_upload/PM_Kuenstliche_Intelligenz.pdf


    Weitere Informationen:

    https://www.vhbonline.org/veranstaltungen/auf-einen-kaffee-mit/chatgpt-und-nun


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Wirtschaft
    überregional
    Studium und Lehre, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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