idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
16.05.2023 16:20

KI sagt Funktion von Enzymen voraus

Susanne Dopheide Stabsstelle Presse und Kommunikation
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

    Enzyme sind die Molekülfabriken in biologischen Zellen. Doch mit welchen molekularen Grundbausteinen sie arbeiten, um daraus Zielmoleküle zusammenzusetzen, ist vielfach unbekannt und schwer zu messen. Ein internationales Team mit Bioinformatikern der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) ist hier einen wichtigen Schritt vorangekommen: Ihr KI-Verfahren sagt mit hoher Genauigkeit voraus, ob ein beliebiges Enzym einen bestimmten Baustein weiterverarbeiten kann. Ihre Ergebnisse stellen sie in der Fachzeitschrift Nature Communications vor.

    Enzyme sind wichtige Biokatalysatoren in allen lebenden Zellen: Sie ermöglichen chemische Reaktionen, mit denen alle für den Organismus bedeutsamen Moleküle aus Grundsubstanzen (den Substraten) hergestellt werden. Die meisten Organismen besitzen Tausende verschiedener Enzyme, jedes ist für eine ganz bestimmte Reaktion verantwortlich. Die Funktion aller Enzyme zusammen macht den Stoffwechsel aus und bedingt damit das Leben und Überleben des Organismus.

    Auch wenn Gene, die Enzyme kodieren, recht leicht als solche erkannt werden können, so ist die genaue Funktion des resultierenden Enzyms in den allermeisten Fällen – bei mehr als 99 Prozent – unbekannt. Denn ihre Arbeit experimentell zu charakterisieren und damit zu erkennen, welche Ausgangsmoleküle ein bestimmtes Enzym konkret in welches Endmolekül umwandelt, ist extrem aufwändig.

    Das Forschungsteam um Prof. Dr. Martin Lercher von der Arbeitsgruppe Computergestützte Zellbiologie an der HHU entwickelte zusammen mit Kollegen aus Schweden und Indien eine Methode, die KI-basiert vorhergesagt, ob ein beliebiges Enzym ein bestimmtes Molekül als Ausgangsstoff für die von ihm katalysierte Reaktion verarbeiten kann.

    Prof. Lercher: „Die Besonderheit unseres ESP-Modells – dies steht für „Enzyme-Substrate-Prediction“ – ist, dass wir nicht auf einzelne, spezielle Enzyme und ihre nahen Verwandten beschränkt sind, wie dies in bisherigen Ansätzen der Fall war. Unser allgemeines Modell kann mit jeder Kombination aus einem beliebigen Enzym und über 1.000 verschiedenen Substraten arbeiten.“

    Doktorand Alexander Kroll, Erstautor der Studie, hat ein sogenanntes Deep Learning-Modell entwickelt, in dem die Informationen über die Enzyme und die Substrate in mathematischen Strukturen, sogenannten numerischen Vektoren, kodiert wurden. Die Vektoren von rund 18.000 experimentell bekannten Enzym-Substrat-Kombinationen – bei denen Enzym und Substrat tatsächlich zusammenarbeiten – wurden als Trainingsmaterial in das Deep Learning-Modell gefüttert. Alexander Kroll: „Das so von uns trainierte Modell haben wir dann auf einen unabhängigen Testdatensatz angewandt, für den wir die korrekten Antworten schon kannten. In 91 Prozent der Fälle sagte das Modell korrekt voraus, welche Substrate zu welchen Enzymen passen.“

    Diese Methode hat erhebliches Anwendungspotenzial. Sowohl in der Arzneimittelforschung als auch in der Biotechnologie ist es von großer Bedeutung zu wissen, welche Stoffe von Enzymen umgesetzt werden können. Prof. Lercher: „So können Forschung und Industrie aus einer großen Menge an möglichen Kombinationen diejenigen eingrenzen, die am vielversprechendsten sind, um damit neue Medikamente, Chemikalien oder auch Biokraftstoffe enzymatisch herzustellen.“ Kroll ergänzt: „Hiermit werden auch bessere Modelle möglich, um den Stoffwechsel in Zellen zu simulieren. Darüber kann die Physiologie verschiedener Organismen – von Bakterien bis zum Menschen – verstanden werden.“

    An der Studie waren neben Kroll und Lercher auch Prof. Dr. Martin Engqvist von der Chalmers University of Technology im schwedischen Gothenburg und Sahasra Ranjan vom Indian Institute of Technology in Mumbai beteiligt. Engqvist hat das Studiendesign mit erarbeitet, Ranjan hat das Modell implementiert, das die Enzyminformationen kodiert, die in das von Kroll entworfene Gesamtmodell eingespeist werden.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Martin Lercher
    Professor of Computational Cell Biology
    Heinrich Heine University Düsseldorf, Germany
    Phone +49 211 81-10546
    martin.lercher@hhu.de


    Originalpublikation:

    Kroll, A., Ranjan, S., Engqvist, M.K.M., Lercher, M., A general model to predict small molecule substrates of enzymes based on machine and deep learning. Nat Commun 14, 2787 (2023), https://doi.org/10.1038/s41467-023-38347-2


    Weitere Informationen:

    http://Englische Version:
    https://www.hhu.de/en/news-article/page?x_news_pi1%5Bnews%5D=39281&cHash=0ea...


    Bilder

    KI-basiertes, an der HHU entwickeltes ESP-Modell sagt Verarbeitung von Substraten voraus
    KI-basiertes, an der HHU entwickeltes ESP-Modell sagt Verarbeitung von Substraten voraus

    Abbildung: HHU – Paul Schwaderer / stock.adobe.com – petarg


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    KI-basiertes, an der HHU entwickeltes ESP-Modell sagt Verarbeitung von Substraten voraus


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).