Für herausragende wissenschaftliche Leistungen in der Erforschung der Hebräischen Bibel und zentraler Texte des Judentums
Seit 2020 vergeben die Knapp Family Foundation und die Universität Wien gemeinsam alle zwei Jahre den Salo W. und Jeannette M. Baron Preis für wissenschaftliche Exzellenz in der Erforschung des Judentums. 2023 geht der Preis an Emanuel Tov. emeritierter Professor an der Hebräischen Universität in Jerusalem.
Der Baron Award wird alle zwei Jahre an anerkannte Wissenschafter*innen für ein besonders herausragendes Buch oder ihr Lebenswerk vergeben. Mit dem Baron Award werden die Errungenschaften und das Erbe von Salo Wittmayer Baron gewürdigt, der als "der größte jüdische Historiker des 20. Jahrhunderts" gilt. Seine Forschungen umfassen über Jahrhunderte hinweg Europa, Nordafrika, Amerika und den Nahen Osten. 2023 geht der Preis an Emanuel Tov, emeritierter Professor an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Zwei Jungwissenschafter*innen werden weiters für ihre individuellen Arbeiten von höchstem wissenschaftlichen Niveau ausgezeichnet.
Über Salo Wittmayer Baron
Baron wurde am 26. Mai 1895 in Tarnów in Galizien geboren, das damals Teil des Österreichisch-Ungarischen Reiches war. 1920 erhielt er seine rabbinische Ordination vom Jüdischen Theologischen Seminar in Wien und mehrere Promotionen von der Universität Wien. Im Januar 1930 wurde Baron zum Nathan L. Miller-Professor für jüdische Geschichte, Literatur und Institutionen an der Columbia University ernannt. Diese Professur war die erste ihrer Art überhaupt. An der Columbia University lernte Baron auch seine Frau Jeannette Meisel kennen, die seine Vertraute, Lebensgefährtin und wissenschaftliche Mitarbeiterin wurde.
Baron beherrschte über zwanzig Sprachen. Seine wichtigste Errungenschaft war seine achtzehnbändige "Sozial- und Religionsgeschichte der Juden" (2. Aufl. 1952 - 1983). Baron betrachtete es als seine Lebensaufgabe das sogenannte "tränenreiche Konzept" der jüdischen Geschichtsschreibung neu zu bewerten. Sein Anliegen war es, die Erfolge des Judentums und seinen Überlebenswillen in die Darstellung der jüdischen Geschichte einzubinden. Genauso wie "Leiden Teil des Schicksals" des jüdischen Volkes ist, "ist es auch wiederkehrende Freude und ultimative Erlösung." Baron hat eine differenziertere Wahrnehmung des jüdischen Volkes in die Wissenschaft eingebracht, die über die Opferrolle des Judentums weit hinausging. Seine Arbeit war und ist daher jenseits der Welt der Wissenschaft von großer Bedeutung, da sie die Grundlage dafür bildet, wie sich Juden in Israel und weltweit selbst wahrnehmen und von anderen wahrgenommen werden.
Über Emanuel Tov
Der diesjährige Preisträger ist Emanuel Tov. Emanuel Tov emigrierte in jungen Jahren nach Israel. 1973 promovierte er an der Hebräischen Universität in Jerusalem mit einer Arbeit über die Übersetzung des Jeremiabuchs in der Septuaginta. Seit 1986 war er Professor an der Hebräischen Universität, seit 1990 als J.L. Magnes Professor für Hebräische Bibel, seit 2009 ist Tov emeritiert. Darüber hinaus ist er seit 1990 Hauptherausgeber der Textfunde vom Toten Meer. Neben seiner Lehrtätigkeit in Jerusalem ist Tov auch an zahlreichen hochrangigen Universitäten in der Welt tätig gewesen, unter anderem an der Harvard University und Oxford University. Tov ist Mitglied der British Academy und hat viele renommierte Wissenschaftspreise erhalten, so etwa den Humboldt-Preis und den Emet Prize for Biblical Research des israelischen Premierministers.
Tovs Forschung konzentriert sich auf die Hebräische Bibel als zentralen Text des Judentums und ihre Geschichte. Sein Buch "Textual Criticism of the Hebrew Bible" zählt zu den Standardwerken der Judaistik. Dank Tov’s Forschungen verstehen wir die Geschichte, wie der Text der Bibel entstand, völlig neu. In der Erforschung der Schriftrollen vom Toten Meer, insbesondere aus Qumran, ist Tov federführend. Die Welt verdankt es Emanuel Tov, dass heute alle am Toten Meer gefundenen Texte ediert und veröffentlicht sind. Unter seiner Leitung des Dead Sea Scrolls Publication Projects erschienen zwischen 1992 und 2010 mehr als 30 der insgesamt 40 Bände in der Reihe Discoveries in the Judean Desert. Wie Salo W. Baron ist Emanuel Tov einer der wenigen Wissenschafter*innen, die nicht nur durch ihre Forschungen ein ganzes Wissenschaftsfeld neu aufgestellt, sondern auch in der Organisation der Wissenschaft Meilensteine gesetzt haben.
Weitere Infos: https://baronawards.univie.ac.at/award-ceremonies/
Univ.-Prof. Mag. Dr. Armin Lange
Institut für Judaistik, Universität Wien
1090 Wien, Spitalgasse 2, Hof 7 (Campus)
T +43-1-4277-43313
M +43-664-60277-43313
armin.lange@univie.ac.at
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Geschichte / Archäologie, Religion
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch
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