idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
20.06.2023 11:16

Alltagsgespräche über Vermögensungleichheit werden Forschungsthema

Christine Xuan Müller Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Freie Universität Berlin

    Internationales Forschungsprojekt „WealthTalks“ zu Konversationen über ungleiche Vermögensverteilung in mehreren Ländern gestartet

    Wie sprechen Menschen weltweit über Vermögensungleichheit? Und beeinflussen Gespräche ihre Meinungen zu Umverteilung? Diesen Fragen geht ein neues Forschungsprojekt der Freien Universität nach, das von der Volkswagen Stiftung nun mit über 1,6 Millionen Euro gefördert wird. Das Forschungsteam will dazu Gespräche in sozialen Medien und in Alltagssituationen in Brasilien, Botswana, Deutschland, Südafrika und der USA aufzeichnen und auswerten. Das internationale Projekt mit dem Titel „WealthTalks – The (re-)production of wealth inequality in everyday talk“ wird federführend von Dr. David Schieferdecker vom Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität Berlin geleitet. Es findet in Zusammenarbeit mit Kollegen und Kolleginnen von der Boston University, der University of Cape Town, der University of Rio De Janeiro, der London School of Economics, der University of Botswana und des Graduate Institute Geneva statt. Das Projekt hat eine Laufzeit von vier Jahren und wird von der Volkswagenstiftung im Rahmen der Förderinitiative „Perspektiven auf Reichtum" gefördert.

    „In ‚WealthTalks‘ entwickeln wir eine neue Perspektive auf die Reproduktion von Reichtum, indem wir untersuchen, wie gewöhnliche Bürger*innen in Alltagsgesprächen über Reichtum und Vermögensungleichheit diskutieren. Wir gehen davon aus, dass gerade in spontanen Gesprächen im Alltag die großen Narrative von Meritokratie und Leistungsgesellschaft genutzt werden. Folglich erscheint die Anhäufung von Reichtum dann als wünschenswert und die Ungleichheit als unumgängliche Begleiterscheinung“, erläutert der Kommunikationswissenschaftler Dr. David Schieferdecker.

    In dem Forschungsprojekt soll für die fünf Länder – Botswana, Brasilien, Südafrika, Deutschland und die USA – beschrieben werden, wie häufig Reichtum und Vermögensungleichheit online und offline diskutiert werden. Aber auch das Wie interessiert die Forscher*innen. In welchen thematischen Zusammenhängen wird über Reichtum gesprochen? Welche Frames werden genutzt? Inwiefern werden Argumente nach festen Mustern ausgetauscht? Darauf aufbauend soll untersucht werden, wie sich Inhalt und Form der Gespräche zwischen Individuen, Gesprächssituationen und nationalen Kontexten unterscheiden. Die Länderauswahl erlaubt es dabei, der Perspektive des globalen Südens genügend Raum zu geben und den Einfluss verschiedener sozialer Identitäten zu beleuchten. Abschließend wird analysiert, wie Alltagsgespräche die Wahrnehmung von Ungleichheit und die Einstellungen zu Umverteilungsmaßnahmen beeinflussen.

    „Im Rahmen des Forschungsprozesses von ‚WealthTalks‘ werden wir mehrere tausend Teilnehmer und Teilnehmerinnen dazu anregen, über die Verteilung von Reichtum -- in ihren Ländern und weltweit -- nachzudenken und sich darüber auszutauschen“, betont David Schieferdecker weiter. Es sei der transformative Anspruch des Projektes, Bürger*innen in die Lage zu versetzen, über ein akzeptables Ausmaß von Vermögensungleichheit und die Voraussetzungen für Gleichheit zu diskutieren.

    Das Projekt soll auch über die Datenerhebung hinaus, sozial relevante Ergebnisse zu Tage fördern. Nachdem das Forschungsteam die diskursiven Muster identifiziert hat, durch die Vermögensungleichheit unvermeidlich erscheint, sollen im Anschluss kommunikative Gegenstrategien entworfen werden. Für diesen Schritt sollen im Austausch mit internationalen Hilfsorganisationen wie Oxfam Handreichungen entwickelt werden, die die Kampagnenarbeit von Nichtregierungsorganisationen effektiver machen können. So könnten diese Bürger*innen gezielt über argumentative Sackgassen wie soziale Abwärtsvergleiche und „Whataboutism‘“-Einwürfe sensibilisieren und über deren Funktionsweise aufklären.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. David Schieferdecker, Freie Universität Berlin, Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Garystraße 55, Raum 162, 14195 Berlin, Tel.: 030/838 64962, E-Mail: d.schieferdecker@fu-berlin.de


    Weitere Informationen:

    http://Projektwebsite: www.wealthtalks.org


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Politik
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).