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16.06.2004 12:50

Zurück in die Steinzeit

Dr. Ralf Breyer Public Relations und Kommunikation
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt (Main)

    Seminar für Vor- und Frühgeschichte präsentiert auf dem Hessentag in Heppenheim die Bandkeramiker

    FRANKFURT. Hessen im Jahr 5.500 vor Christus. Die Vorfahren der Hessen betreiben als sesshafte Bauern Ackerbau. Das alltägliche Leben spielt sich im Umfeld von 'Langhäusern' ab, in denen die ganze Dorfgemeinschaft zusammenlebt. Die Sicherung des Dorfs und die Beschaffung von Nahrungsmitteln stehen im Mittelpunkt des Lebens. Doch auch Mode und Bekleidung spielten damals schon eine wichtige Rolle.

    Davon können sich vom 18. bis 27. Juni die Besucher des diesjährigen Hessentags in Heppenheim überzeugen, wenn sie sich dem Steinzeitfrisör anvertrauen. Und auch ansonsten können sie buchstäblich in das Leben unserer Vorfahren vor über 7.000 Jahren eintauchen - und das auf Basis fundierter wissenschaftlicher Erkenntnisse.

    Studierende des Seminars für Vor- und Frühgeschichte der Universität haben seit Monaten im Rahmen des von Prof. Jens Lüning geleiteten Seminars 'Steinzeitliche Bauern in Hessen' auf Basis des derzeitigen wissenschaftlichen Forschungsstands zu einzelnen Themenkomplexen in Arbeitsgruppen daran getüftelt, wie man das vielfältige theoretische Wissen über das Leben der Steinzeitbauern anhand bis zu 7.500 Jahre alter archäologischer Funde 'experimentell' und begreifbar umsetzen kann. Die Resultate der Überlegungen sind nach über einjähriger Vorbereitungszeit auf dem Hessentag zu bewundern: Die Techniken der ersten sesshaften Hessen - nach der Verzierung ihrer charakteristischen Keramikerzeugnisse 'Bandkeramiker' genannt - leben wieder auf und es entstehen in den Händen der Studierenden Keramiktöpfe, Pfeil und Bogen, Getreidemahlsteine, Kleidung und Frisuren. Einfache Fragen ließen sich dabei nicht immer leicht beantworten: Welche Kleidung trugen die Menschen damals? Welche Frisuren waren modern? Wie ernährten sie sich? Wie bauten sie ihre Häuser? Welche Waffen hatten sie?

    Auf einem über 2.500 m² großen Stand wird im Nachbau eines 28 m langen, jungsteinzeitlichen Langhauses, in und um mehr als 20 interaktiven Stationen das Leben und Wirtschaften der ersten Bauern Hessens unter den verschiedensten Aspekten dargestellt. Dazu zählt bei- spielsweise eine 'Brotstraße', die den Weg des Getreideanbaus von der Rodungsfläche im Urwald über ein Feld mit Emmerweizen bis zur Ernte, der Speicherung im Erdsilo, der Entspelzung im Holzmörser, Reinigung des Korns, dem Mahlen auf steinernen Schiebemühlen und dem Backen - ein unterirdischer und ein ebenerdiger Ofen werden präsentiert - bis zum Verzehr an der Herdstelle zeigt. Dabei können die Besucher selbst beim Bau eines Lehmofens mitmachen oder sich als 'Steinzeitbäcker' versuchen - und dürfen dann die selbst gebackenen Erzeugnisse auch verzehren.

    Handwerklich begabte Gäste können sich an der Herstellung von Pfeilen ausprobieren - und sich damit beweisen, ob sie im Zweifel auch außerhalb des 'Großstadtdschungels' überlebensfähig wären - oder Schmuck basteln. Außerdem wird es besondere Aktionen geben, etwa das Fahren in einem Einbaum oder das Nachstellen einer jungsteinzeitlichen Bestattung. Fachleute werden ihr experimentell angeeignetes Wissen - wie Feuerstein schlagen und Graskörbe flechten - demonstrieren.

    Eine besondere Attraktion hat die Arbeitsgruppe 'Klei- dung und Frisuren' vorbereitet: Anhand von steinzeitlichen Menschenfigürchen, die relativ häufig auf Ausgrabungen gefunden werden, wird erstmals ein Bekleidungsvorschlag sowie eine Haartracht rekonstruiert. 12 Studierende werden nicht nur als lebende Verkörperungen dieser sogenannten 'Idole' am Hessentagsstand präsent sein, sondern auch als steinzeitliche 'Trachtengruppe' am Hessentagsumzug teilnehmen und die verschiedenartigen und erstaunlich komplizierten Haartrachten, Hutformen und Kleidungsstücke der ersten Bauern zeigen. Mit Sicherheit ein besonderer 'Hingucker'.

    Die Universität Frankfurt dokumentiert mit diesem Enga- gement nicht nur ihre Verbundenheit mit der Region, sondern leistet mit ihren Forschungen unersetzliche Beiträge zur (Früh)Geschichte der Region und des Landes Hessen und damit zur Identität eines der bedeutendsten Kulturräume Deutschlands.

    Kontakt: Prof. Jens Lüning; Seminar für Vor- und Frühgeschichte; Grüneburgplatz 1; 60323 Frankfurt; Tel.: 069/798-32130; Fax: 069/798-32121; E-Mail: Luening@em.uni-frankfurt.de

    Termine der Frankfurter 'Bandkeramiker'

    Wann?
    Freitag, 18. Juni
    * 15 UhrEröffnung des Hessentags durch Ministerpräsident
    Roland Koch
    * 15 bis 15.30 Uhr: 'Steinzeitmodenschau' ('Landesbühne')

    Samstag, 19.6., 13 Uhr
    * Eröffnung der Steinzeitausstellung durch Staatssekretär
    Prof. Felix Leonhardt

    Sonntag, 20. Juni, 17 bis 17.20 Uhr
    * Besuch des Langhauses durch Ministerpräsident Roland Koch


    Weitere Informationen:

    http://www.heppenheim.de/hessentag/steinzeitbauern


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Bauwesen / Architektur, Biologie, Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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