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16.06.2004 14:26

Die meisten Fremdwörter sind ohne Chance

Volker Schulte Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Aber: Der Einfluss des Englischen auf die deutsche Sprache wächst, betont die Germanistin Irmhild Barz von der Universität Leipzig

    Der Einfluss des Englischen auf die deutsche Sprache wächst. "Ob Politik oder Wirtschaft: alle schauen nach Amerika. Die Vorbildrolle der USA hält an und wirkt sich auch auf die Sprache aus", sagt Germanistik-Professorin Irmhild Barz von der Universität Leipzig. Beim Telefonieren gibt es den Sunshine-Tarif, auf Bahnhöfen Service-Points, Klobürsten werden als Toilet Set verkauft, und nicht selten werden Hausmeister als Facility Manager bezeichnet.

    Das Englische hat bis heute einen ungebrochen hohen Prestigewert, der sich aus der Geschichte erklärt. Nach dem Zweiten Weltkrieg symbolisierten vor allem die Amerikaner das Gute und die Freiheit - Chewing Gum und Rock'n'Roll. Eine Gefahr der "Überfremdung" des Deutschen besteht jedoch keinesfalls. Nur die wenigsten der fremden Neuerungen halten sich auf Dauer im Wortschatz, die meisten sind Erscheinungen des aktuellen Sprachgebrauchs ohne die Chance, im Deutschen heimisch zu werden.

    "Dass sich die Sprache verändert und Wörter aus anderen Sprachen entlehnt werden, ist ganz natürlich. Bedingung für einen angemessenen Gebrauch der Fremdwörter ist aber, dass sie von den beteiligten Gesprächspartnern oder der Allgemeinheit verstanden werden", folgert Barz. Daher müsse stets abgewogen werden: Was ist präziser, treffender, bekannter und ist das Fremdwort in der Situation auch gut zu verstehen? Airbag oder Luftkissen, Pay-TV oder Bezahlfernsehen? "Es ist nicht zwangsläufig so, dass sich das Kürzere durchsetzt." Und bei Bungalow, Sport oder Start kommt heute kaum ein Laie auf die Idee, dass diese geläufigen Wörter einst aus dem Englischen übernommen wurden. Sie sind nach Aussprache und Grammatik ins Deutsche integriert und im Duden aufgeführt.

    "Der Gebrauch von Fremdwörtern darf nicht pauschal verteufelt werden", sagt Barz. Dies sei immer abhängig vom Umfeld; in Jugendsprachen, in der Werbung oder in Fachsprachen ist Englisch dominierend und erfüllt wichtige Funktionen. Grundsätzlich bereichern Fremdwörter das Deutsche. Die Kritik an Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn für den Preis "Sprachpanscher des Jahres 2004" kann Barz dennoch nachvollziehen. Die von der Politikerin ins Leben gerufene Aktion "Brain-up" für deutsche Spitzenuniversitäten lasse sich kaum aus dem Namen erschließen, das Prinzip der Verständlichkeit sei nicht gewahrt. Allerdings liest man mitunter im überregionalen Feuilleton, "Brain-up" klinge eher nach einer PR-Aktion, und da manche journalistischen Kritiker das Ganze genau dafür halten, wäre dann doch ein stimmiger, adäquater Name gefunden worden.

    Mit Bezug auf den Gebrauch fremder Wörter von Sprachpanscherei zu sprechen, ist Barz zufolge allerdings völlig unpassend. Weiterer Anwärter für den fragwürdigen Titel ist der Intendant des ZDF, Markus Schächter. Durch Sendungen wie "Girl Friends", "City Dreams" und "Kinder-tivi" könne der Verdacht aufkommen, so der auslobende Verein Deutsche Sprache, das ZDF sei auf dem zweiten Auge blind.

    tdh

    Weitere Informationen:
    Prof. Dr. Irmhild Barz
    Telefon: 0341 97-37361
    E-Mail: barz@rz.uni-leipzig.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-leipzig.de/~germ/


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Sprache / Literatur
    überregional
    Personalia, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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