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28.08.2023 10:30

Kurios und kryptisch: neue Wandelnde Blätter entdeckt

Thomas Richter Öffentlichkeitsarbeit
Georg-August-Universität Göttingen

    Forschungsteam stellt bislang unbekannte, schützenswerte Arten der blattähnlichen Insekten vor

    Ein internationales Forschungsteam mit Beteiligung der Universität Göttingen hat sieben neue Arten von Wandelnden Blättern beschrieben. Die Insekten gehören zu den Stab- und Gespenstschrecken, die für ihre außergewöhnliche Erscheinung bekannt sind: Sie sehen Pflanzenteilen wie Zweigen, Rinde oder – im Fall der Wandelnden Blätter – Laubblättern zum Verwechseln ähnlich und sind durch die raffinierte Tarnung hervorragend vor Fressfeinden geschützt.

    Mit genetischen Untersuchungen deckten die Forschenden auch sogenannte kryptische Arten auf, die nach ihrer äußeren Gestalt nicht unterscheidbar sind. Die Erkenntnisse haben nicht nur eine Bedeutung für die systematische Erforschung der Wandelnden Blätter, sondern auch für den Schutz ihrer Vielfalt. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift ZooKeys erschienen.

    Die Taxonomie, also das Erkennen, Benennen und Beschreiben von Arten, gestaltet sich bei Wandelnden Blättern schwierig. Einerseits sind Individuen unterschiedlicher Arten einander sehr ähnlich und andererseits können innerhalb einer Art große Unterschiede bestehen. „Individuen verschiedener Arten werden anhand ihres Aussehens oft zur selben Art gezählt. Manche neuen Arten erkannten wir erst an ihren genetischen Eigenschaften“, erläutert die Leiterin des Forschungsprojekts Dr. Sarah Bank-Aubin von der Abteilung Evolution und Biodiversität der Tiere der Universität Göttingen. Einige Individuen aus Indien hielt man bislang für Vertreter einer Art, die in Südostasien weit verbreitet ist. Doch nun fanden die Forschenden heraus, dass es sich um eine neue Art der Wandelnden Blätter handelt. Bank-Aubin betont: „Die Erkenntnis ist wichtig für den Artenschutz: Wenn die Individuen in Indien aussterben, verkleinert sich nicht bloß das Verbreitungsgebiet einer Art, wie man zuvor dachte. Tatsächlich wird eine eigenständige Art ausgelöscht. Daher ist die indische Art besonders schützenswert.“ Weitere neu entdeckte Arten stammen aus Vietnam, Borneo, Java und von den Philippinen.

    Die Forschenden aus Göttingen kooperierten mit dem New Yorker Experten für Wandelnde Blätter, Royce Cumming. Es ist die fünfte gemeinsame Publikation in drei Jahren. In dieser Zeit haben sie zusammen mehr als zwanzig neue Arten beschrieben. Dr. Sven Bradler, der an der Universität Göttingen seit über 20 Jahren die Evolution von Stab- und Gespenstschrecken erforscht, erklärt: „Unter den rund 3500 bekannten Arten dieser Gruppe machen die Wandelnden Blätter mit etwas mehr als 100 beschriebenen Arten zwar nur einen kleinen Teil der Vielfalt aus. Sie sind aber aufgrund ihrer einmaligen Erscheinung besonders eindrucksvoll.“


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Sven Bradler
    Georg-August-Universität Göttingen
    Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie und Anthropologie
    Abteilung Evolution und Biodiversität der Tiere
    Untere Karspüle 2, 37073 Göttingen
    Telefon: 0551 39-25430
    E-Mail: sbradle@gwdg.de
    Internet: http://www.uni-goettingen.de/de/207553.html


    Originalpublikation:

    Royce T. Cumming et al. On seven undescribed leaf insect species revealed within the recent “Tree of Leaves”. ZooKeys (2023). https://zookeys.pensoft.net/article/104413/


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?id=7175 weitere Fotos


    Bilder

    Das Aussehen spiegelt nicht unbedingt die Artzugehörigkeit wider: Während Pulchriphyllium anangu (A) eine neue, eigenständige Art aus Indien ist, zählen die anderen Individuen (B, C) beide zur beschriebenen philippinischen Art Phyllium ortizi.
    Das Aussehen spiegelt nicht unbedingt die Artzugehörigkeit wider: Während Pulchriphyllium anangu (A) ...
    Vishwanath Gowda, Maxime Ortiz
    Vishwanath Gowda, Maxime Ortiz/Universität Göttingen


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Das Aussehen spiegelt nicht unbedingt die Artzugehörigkeit wider: Während Pulchriphyllium anangu (A) eine neue, eigenständige Art aus Indien ist, zählen die anderen Individuen (B, C) beide zur beschriebenen philippinischen Art Phyllium ortizi.


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