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10.12.1998 12:43

5 000 Jahre altes Grab mit Beigaben geborgen

Dr. Gottfried Oy Public Relations und Kommunikation
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt (Main)

    Tell Chuera - ein urbanes Zentrum im 3. Jahrtausend vor Christus

    FRANKFURT. Frankfurter Archäologen haben in Tell Chuera, Nordsyrien, einen Tempel sowie ein reich ausgestattetes Grab aus dem 3. Jahrtausend vor Christus freigelegt. "Eine Brandbestattung, wie wir sie hier vorgefunden haben, war bisher nicht für diese frühe Epoche nachgewiesen worden," begeistert sich Prof. Dr. Jan Waalke Meyer, Leiter der Ausgrabung und Professor für Vorderasiatische Archäologie an der Goethe-Universität über den Fund.
    Eindeutiger Hinweis für die Brandbestattung waren die Knochenreste, die allesamt verbrannt waren. Sie konnten sowohl in einem Gefäß sowie verstreut im Grab geborgen werden. Eine vorläufige Analyse ergab, daß sich in dem Gefäß Teile von mindestens einem menschlichem Schädel befunden haben, in der eigentlichen Grabkammer die von mindestens zwei menschlichen Individuen. "Eine separate Beisetzung des Schädels ist für das 3. Jahrtausend vor Christus bisher nicht belegt, auch das ist bemerkenswert an unserer Entdeckung", stellt Jan Waalke Meyer fest. Die Archäologen fanden weiterhin Reste von vier Tieren: einem jungen und einem älteren Schaf, einer jungen Ziege sowie von einem Hund. Überrascht waren die Spezialisten für Vorderasiatische Archäologie auch über die "Architektur" des Grabes: Innerhalb des ausgedehnten Tempelbereichs fanden sie erstmals die Anlage eines in die Erde versenkten Steinkammergrabes. Die Seitenwände sind so konstruiert, daß sie eine Abdeckung mit Kalksteinplatten erlauben.
    Das Grab war reich mit Beigaben ausgestattet; neben teilweise ungewöhnlichen Keramikformen sind die Bronzeobjekte besonders hervorzuheben: Unter anderem ein Keulenkopf, drei Lanzenspitzen, ein Dolch sowie eine Axt, die möglicherweise sogar mit einer aufgesetzten Tierfigur versehen ist. Jan Waalke Meyer: "Vergleichbare Objekte kommen zwar immer wieder in Gräbern aus dieser Zeit vor, jedoch - mit Ausnahme von Fürstengräbern - selten in dieser Menge".
    Bisher einzigartig für Nordsyrien sind Teile einer Gesichtsmaske aus verschiedenen Materialien. Dazu gehören eine überlebensgroß gestaltete Nase mit anschließender Stirn- und Wangenpartie sowie ein ebenfalls überlebensgroß gestaltetes, massiv gearbeitetes Ohr. "Passend zu diesen Kopffragmenten aus Metall fanden wir zwei Augen aus Muscheln mit Pupillen aus schwarzem Material, eine Augenhöhle aus Steatit und eine Augeneinfassung aus Perlmutt. Insgesamt gehören all diese Fragmente vermutlich zu einer Gesichtsmaske, die auf einen Kern aus "vergänglichem" Material - wie zum Beispiel Holz - montiert werden konnten", erläutert Jan Waalke Meyer.
    Außerdem fanden sich in der Grabkammer mehrere Steinfragmente, von denen zumindest einige ein Relief aufweisen. Möglicherweise handelt es sich dabei um Teile eines Steingefäßes. Von der Darstellung sind, "mit aller Vorsicht", wie Jan Waalke Meyer betont, Reste einer offenbar zweigeschossigen Schilfhütte und eventuell mehrerer Schilfringbündel zu erkennen. Diese sind das Symbol der Göttin Inanna, der Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit. "Bild und Bildträger sind am ehesten mit etwas älter zu datierenden Beispielen aus Südmesopotamien zu vergleichen; möglicherweise gab es Kontakte zu der dortigen Bevölkerung," vermutet Jan Waalke Meyer. Aufgrund der keramischen und der metallischen Formen, die alle in die Periode Tell Chuera IE gehören, läßt sich dier Zeitpunkt der Grablegung etwa in den Übergang von der Frühdynastischen zur Akkadzeit (ca. 2350 v. Chr.) datieren.

    Weitere Informationen: Jan-Waalke Meyer, Klaus Krasnik, Archäologisches Institut, Telefon 069/798-22152


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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