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11.12.1998 10:03

20.000 Operation am offenen Herzen

Jutta Reising Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    Im Universitätsklinikum Münster wurde jetzt die 20.000 Operation am offenen Herzen vorgenommen. Der Ersatz der Aortenklappe bei einem 40jährigen Patienten verlief komplikationslos. In den letzten 25 Jahren hat sich die Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie der Westfälischen Wilhelms-Universität aus kleinen Anfängen heraus zu einem national und international renommierten Zentrum entwickelt, an dem neben den Standardeingriffen wie Bypass- und Klappenoperationen das gesamte herzchirurgische Spektrum einschließlich der Spezialeingriffe im Säuglingsalter, Herz- und Lungentransplantationen, Aneurysmaoperationen der Brustschlagader und Herzrhythmusoperationen abgedeckt wird.

    Bis 1973 waren unter der Regie des damaligen Ordinarius für Allgemeine Chirurgie, Prof. Dr. Sunder-Plassmann, die ersten 20 Herzoperationen vorgenommen worden. Nach Berufung von Prof. Dr. Herbert Dittrich auf den neu eingerichteten Lehrstuhl für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie konnte trotz schwierigster räumlicher Verhältnisse ein regelmäßiger Operationsbetrieb aufgebaut werden, so daß 1977 bereits insgesamt über 1 000 Patienten unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine operiert worden waren. Besonders hervorgehoben wird von Klinikdirektor Prof. Dr. Hans H. Scheld in diesem Zusammenhang die Leistung des leitenden Kardiotechnikers Fritz Wortmann und der Stationsleiterin Schwester Ingrid Schulz. In den 25 Jahren ihrer Tätigkeit in dieser Klinik hätten sie wesentliche Impulse gegeben.

    Bis zum 1984 erfolgten Umzug der Herzchirurgie in das neugebaute Zentralklinikum waren aufgrund fehlender Operations- und Intensivkapazitäten nur maximal 500 Eingriffe jährlich möglich. Erst im Neubau konnte sich dann die Herzchirurgie weiterentwickeln, so daß zwischen 1973 und 1990 insgesamt etwa 8 ooo Eingriffe vorgenommen werden konnten. Mit der Lehrstuhlübernahme durch Prof. Scheld im Jahre 1990 konnte in den folgenden Jahren neben der Operationsfrequenz auch das Operationsspektrum kontinuierlich erweitert werden. Heute werden im münsterschen Universitätsklinikum jährlich über 1.400 Patienten, nicht nur aus dem Münsterland, am offenen Herzen operiert.

    Nach der ersten erfolgreichen Herzverpflanzung 1990 haben mittlerweile schon über 220 schwerst herzkranke Patienten ein Spenderorgan erhalten. Seit 1993 werden in dieser Klinik auch Transplantationen von Lungen und die gemeinsame Transplantation von Herz und Lunge vorgenommen. In Fällen, in denen ein geeignetes Spenderherz nicht rechtzeitig zur Verfügung steht, wird heute auch ein Kunstherz zur Überbrückung implantiert. Ein weiteres Spezialgebiet der Klinik ist die Operation in tiefer Hypothermie. Hierbei wird mit Hilfe der Herz-Lungen- Maschine gewissermaßen ein "künstlicher Winterschlaf" erzeugt, der es erlaubt, den Blutkreislauf bis zu einer Stunde zu unterbrechen, ohne daß der Organismus Schaden nimmt. Dieses Spezialverfahren macht man sich unter anderem in der Neugeborenen- und Säuglingschirurgie zunutze. Am Erfolg der chirurgischen Eingriffe sind neben der Herzchirurgie unterschiedlichste weitere Fachdisziplinen beteiligt - von der Anästhesie bis zur OP- und Intensivpflege, von der Intensivmedizin bis zur Kardiologie, Kinderkardiologie und Kardiotechnik.

    Wurden in den früheren Jahren meist Patienten im guten Allgemeinzustand mit noch nicht sehr fortgeschrittener Herzerkrankung am offenen Herzen operiert, so hat sich das Alters- und Erkrankungsspektrum in den vergangenen zehn Jahren deutlich verändert. Heute sind 35 Prozent der in Münster operierten Patienten über 70 Jahre alt, und schon mehr als 200 über 80jährige Herzpatienten haben sich einer Operation unterzogen. Zweit- und Drittoperationen sind heute keine Seltenheit mehr, und auch Patienten mit schwersten Begleiterkrankungen werden heute von einem Spezialistenteam versorgt. Im Zuge dieser Entwicklung und der Zunahme der Versorgung von Notfallpatienten kam es allerdings wie in en Anfangsjahren aufgrund begrenzter Intensivkapazität zu Einschränkungen und Verzögerungen im Operationsprogramm.

    In Münster ziehen jedoch alle Beteiligten an einem Strang, um Engpässe abzubauen. So ist seitens der Klinikenverwaltung die Zuweisung eines weiteren OP-Saales zugesagt worden. Ferner werden Überlegungen zur Erweiterung der kinderherzchirurgischen Intensivkapazität angestellt. Wie Klinikdirektor Scheld betont, darf aber auch das Engagement der Münsteraner Bürger nicht vergessen werden. Unter dem Vorsitz von Brigadegeneral a.D. Klaus Stechmann hat sich der Förderkreis des Herzzentrums Münster zusammengefunden, der alle auf dem Herzsektor tätigen Kliniken der Universität beispielhaft unterstützt.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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