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28.06.2004 14:03

Pressekonzerne drängen kleinere Zeitungen aus dem Markt

Volker Schulte Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Leipziger Studie empfiehlt: Pressevertrieb nach dem Muster des öffentlichen Schienen- oder Telefonnetzes organisieren

    Die Versorgung der Bevölkerung mit Tagespresse ist in den westeuropäischen Staaten gefährdet. Auch in Deutschland leidet der Pressevertrieb unter Beeinträchtigungen, die zu Lasten kleiner Titel gehen und die grundrechtlich geforderte Meinungsvielfalt bedrohen. Zu diesem Ergebnis kommt ein am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig soeben abgeschlossenes Forschungsprojekt.

    Im Zeitraum von vier Jahren hat der Medienwissenschaftler Prof. Dr. Michael Haller mit seinem Forscherteam - dazu gehörten Prof. Pierre Albert, Paris, Dr. Birgid Rauen, Florenz, sowie zahlreicher Experten und Researcher in Italien, Frankreich, Großbritannien, Belgien, den Niederladen und Deutschland - die Leistung der Vertriebssysteme in sechs europäischen Staaten vergleichend untersucht. ''Wir wählten den Pressevertrieb, weil sich an ihm ablesen lässt, ob das Prinzip der Informationsfreiheit ernst genommen und die Pressevielfalt in Europa noch gesichert ist'', sagt Prof. Haller. Insbesondere in Italien ist die Reichweite der vom Straßenverkauf abhängigen Tagespresse auf einen bedenklich tiefen Stand abgesunken. Aber auch in Frankreich und Großbritannien geht die Reichweite der Zeitungen dramatisch zurück. Zwar verfügt Deutschland derzeit noch über das leistungsfähigste System, doch ist auch dieses akut bedroht.
    Die Gefährdungen haben der von der Stiftung Presse-Grosso, Karlsruhe, in Auftrag gegebenen Untersuchung zufolge vor allem eine Ursache: Einige wenige Pressekonzerne benutzen das Vertriebssystem, um ihre Massentitel im Markt durchzusetzen und kleinere Titel aus dem Markt zu drängen. ''Wenn an der Ladentheke der Grundsatz der Gleichbehandlung aller Titel aufgegeben wird, steht auch die Pressevielfalt in Frage'', resümiert Haller. Es entstünden Strukturen wie in den USA, wo die marktbeherrschenden Supermarktketten kaum noch Zeitungen anbieten.
    Als Problemlösung empfiehlt die Studie eine rahmenrechtliche Sicherung des Vertriebssystems nach dem Muster einer öffentlichen Infrastruktur, vergleichbar mit dem Schienen- und Telefonnetz. ''Die Presse'', so Haller, ''ist auch im Zeitalter des Internet das wichtigste Medium für Hintergrundinformation. Stirbt sie, dann geht auch ein Stück Demokratie zugrunde''.

    Die Untersuchung ist ab sofort erhältlich über den Buchhandel:
    Michael Haller: Informationsfreiheit und Pressevertrieb in Europa. Zur Funktionsleistung des Grosso-Systems in ausgewählten Staaten der Europäischen Union. Baden-Baden: Nomos Verlag. 260 Seiten.


    Weitere Informationen:
    Prof. Dr. Michael Haller
    Telefon: 0341 97-35750
    E-Mail: haller@rz.uni-leipzig.de
    Fax: 0341 97-35799


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Politik, Recht
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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