idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
05.02.2024 09:34

Gute Reise, Partikel!

Imke Frischmuth Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB)

    Explosionsschutz: PTB-Forschende zeigen, dass Turbulenzen die gefährliche elektrostatische Aufladung während des Pulvertransports bändigen können.

    Pulver- und Staubteilchen können sich elektrostatisch aufladen und dadurch sogar Funken entstehen lassen. Das hat in der Vergangenheit bereits zu katastrophalen Staubexplosionen geführt – sowohl in Industrieanlagen als auch in Getreidemühlen. Doch lässt sich die elektrostatische Aufladung von Pulver, beispielsweise beim Strömen durch eine Rohrleitung, überhaupt verhindern? Forschende der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) haben nun den Schlüssel zur Vermeidung gefährlicher Aufladungen gefunden. Die Lösung liegt darin, die Fließmechanismen zu kontrollieren. Ein neues Simulationstool und die daraus gewonnenen Erkenntnisse eröffnen neue Wege, die Sicherheit industrieller Pulverprozesse zu gewährleisten. Die in Physical Review Letters veröffentlichte Studie ist das vorläufige Ergebnis des Projekts „Preventing Explosions: How do Powder Flows Electrify?“ gefördert durch den Europäischen Forschungsrat.

    Von unten nach oben: Dr. Simon Jantac und Dr. Holger Großhans sind die Autoren der Studie. Ganz oben steht Dr. Wenchao Xu, der die mehrere Meter hohe Apparatur zur Untersuchung der elektrostatischen Aufladung von Staub konstruiert hat und betreut. (Foto: PTB; für große Ansicht und Download bitte auf das Foto klicken)

    Wenn Partikel aus dem gleichen Material aber unterschiedlicher Größe zusammenstoßen, können sie sich in gefährlichem Ausmaß bipolar aufladen, das bedeutet, dass die ursprünglich elektrisch neutralen Teilchen einen negativ und einen positiv geladenen Pol entwickeln. "Wir haben festgestellt, dass Turbulenzen die Pulveraufladung drastisch reduzieren können. In Zukunft können unsere Erkenntnisse zu sichereren Konstruktionen von Rohren, Schläuchen und Rohrleitungssystemen führen“, erklärt Dr. Simon Jantac, Wissenschaftler in der PTB. Möglich wurde diese Entdeckung, die weltweit für mehr Sicherheit in der pulververarbeitenden Industrie sorgen könnte, durch ein in der PTB entwickeltes Simulationstool. Es verknüpft erstmals das bislang fragmentiertes Wissen aus Turbulenzforschung, Partikeltechnologie und Elektrostatik.

    Dieser multiphysikalische Ansatz sorgt für einen neuen Blickwinkel auf die größenabhängige bipolare Pulveraufladung. Ein wichtiger Aspekt: Turbulenzen, also Verwirbelungen beim Schütten oder Fließen von Pulver, sorgen dafür, dass Teilchen unterschiedlicher Größe voneinander getrennt werden, somit seltener kollidieren und in der Folge viel weniger elektrische Aufladung geschieht. Die vorgestellte Berechnungsmethode und die Ergebnisse sind ein wichtiger Schritt zur Lösung eines kritischen Problems der industriellen Prozesssicherheit.

    Langfristiges Ziel des Forschungsprojektes ist, ein Open-Source-Werkzeug bereitzustellen, das die Vorhersage, Bewertung und Begrenzung elektrostatischer Ladungen ermöglicht. Es soll nicht nur Unfälle in Industrieanlagen verhindern, sondern auch helfen, die Physik anderer Arten von elektrisierenden Pulverströmen zu verstehen. Das Projekt wurde vom Europäischen Forschungsrat im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizont 2020 der Europäischen Union gefördert (Fördervereinbarung Nr. 947606 PowFEct).


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Simon Jantac, PTB-Arbeitsgruppe 3.51 Analyse und Simulation im Explosionsschutz, E-Mail: simon.jantac(at)ptb.de, Telefon: (0531) 592-3511


    Originalpublikation:

    Simon Jantac, Holger Großhans: Suppression and Control of Bipolar Powder Charging by Turbulence. Phys. Rev. Lett. 132, 054004 (2024), DOI:https://doi.org/10.1103/PhysRevLett.132.054004


    Weitere Informationen:

    https://www.ptb.de/cms/presseaktuelles/journalisten/nachrichten-presseinformatio... Presseinformation auf der PTB-Webseite


    Bilder

    Von unten nach oben: Dr. Simon Jantac und Dr. Holger Großhans sind die Autoren der Studie. Ganz oben steht Dr. Wenchao Xu, der die mehrere Meter hohe Apparatur zur Untersuchung der elektrostatischen Aufladung von Staub konstruiert hat und betreut.
    Von unten nach oben: Dr. Simon Jantac und Dr. Holger Großhans sind die Autoren der Studie. Ganz oben ...

    PTB


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter
    Maschinenbau, Physik / Astronomie, Werkstoffwissenschaften, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Von unten nach oben: Dr. Simon Jantac und Dr. Holger Großhans sind die Autoren der Studie. Ganz oben steht Dr. Wenchao Xu, der die mehrere Meter hohe Apparatur zur Untersuchung der elektrostatischen Aufladung von Staub konstruiert hat und betreut.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).