Die renommierte Chemikerin Carol Robinson, Professorin an der britischen Universität Oxford, hat die Massenspektrometrie revolutioniert: Dank ihrer Arbeiten lassen sich Proteine heute in ihrer nativen, unveränderten Form untersuchen. Auf diese Weise analysiert Robinson komplexe Biomoleküle sowie deren Wechselwirkungen untereinander und mit ihrer Umgebung. Am 29. und 30. April sowie am 2. Mai hält Robinson im Rahmen der Rolf Sammet-Stiftungsgastprofessur öffentliche Vorträge zu ihrem Forschungsgebiet an der Goethe-Universität. Die Vortragssprache ist Englisch.
FRANKFURT. Bereits 1918 entwarf der Kanadier Arthur Jeffrey Dempster das erste moderne Massenspektrometer. Im Vakuum eines Massenspektrometers werden Substanzen zunächst als geladene Teilchen (Ionen) in die Gasphase überführt und anschließend nach Masse und Ladung ihrer Bestandteile aufgeteilt. So lässt sich die Zusammensetzung einer Substanz analysieren. Unter geeigneten Bedingungen kann auch auf die Struktur der Moleküle in der Substanz geschlossen werden.
Die Anwendung der Massenspektrometrie für die Untersuchung von Proteinen und Proteinkomplexen ist besonders anspruchsvoll: Wenn diese für weitere Untersuchungen aus einer Zelle gewonnen werden, müssen sie zunächst in Lösung gebracht werden, ohne das ihre zu untersuchenden Eigenschaften dadurch verändert werden. Für Membranproteine, die in der – fettartigen – Zellmembran verankert sind, bedeutet dies beispielsweise den Einsatz von Detergenzien („Seifen“), was lange eine große Herausforderung für massenspektrometrische Anwendungen bedeutete.
Prof. Carol Robinson, die von der britischen Königin geadelt wurde und den Titel Dame trägt, ist es durch verschiedene Entwicklungen gelungen (native Massenspektrometrie), auch große Proteinkomplexe direkt in die Gasphase zu überführen und massenspektrometrisch zu untersuchen, ohne deren Struktur zu verändern. Die native Massenspektrometrie sowie gekoppelte Ionenmobilitäts-Messungen erlauben es, Aussagen über die Zusammensetzung der Komplexe, ihre Interaktionspartner und den dreidimensionalen Aufbau zu treffen.
Im Rahmen der Rolf Sammet-Stiftungsgastprofessur wird Dame Carol Robinson berichten, wie sie auf diese Weise neue Erkenntnisse zu Strukturen und Funktionsweisen zum Beispiel der Synthese von Rezeptoren oder von Signalwegen gewonnen hat, die über die Zellmembran hinweg verlaufen. 2016 gründete Robinson das Spin-out-Unternehmen OMass Technologies, das heute sehr erfolgreich unter dem Namen OMass Therapeutics firmiert. Die native Massenspektrometrie wird hier zur Entwicklung therapeutischer Wirkstoffe für immunologische und genetische Erkrankungen genutzt. An der Universität Oxford hat Robinson seit 2009 den Dr.-Lee's-Lehrstuhl für Chemie inne.
Verleihung der Gastprofessur und erste Vorlesung: Montag, 29. April, 17 Uhr
Am Montag, dem 29. Mai 2024 um 17:00 Uhr, wird Prof. Dame Carol Robinson die Rolf-Sammet-Gastprofessur verliehen im Biozentrum, Hörsaal B1, auf dem Campus Riedberg der Goethe-Universität. Danach spricht Robinson über „Understanding Protein Interactions with Mass Spectrometry“. In den folgenden Tagen hält Robinson je eine Vorlesung für Mediziner*innen in der Universitätsklinik, für Wissenschaftler*innen auf dem Campus Riedberg und im Industriepark Höchst. Auch für Studierende gibt es eine eigene Vorlesung am Mittwoch, dem 30. April um 11 Uhr auf dem Campus Riedberg.
Die Rolf Sammet-Gastprofessur, gestiftet von der Aventis Foundation, ist eine der ältesten Stiftungsgastprofessuren an der Goethe-Universität. Sie wurde 1985 von der Hoechst AG gegründet zu Ehren ihres langjährigen Vorstandsvorsitzenden, Prof. Rolf Sammet, der seit 1975 auch Honorarprofessor an der Goethe-Universität war. Seit Januar 2015 wird sie von der Universität in Eigenregie weitergeführt. Die Aventis Foundation hat dafür den Rolf Sammet-Stiftungsfonds an der Goethe-Universität mit einer Million Euro ausgestattet. Jedes Jahr wird ein international renommierter Wissenschaftler auf dem Gebiet der Naturwissenschaften nach Frankfurt eingeladen, um sein Forschungsgebiet und seine aktuellen Arbeitsschwerpunkte in kompakter Form vorzustellen.
Prof. Dr. Harald Schwalbe
Institut für Organische Chemie und Chemische Biologie
Zentrum für Biomolekulare Magnetische Resonanz
Goethe-Universität Frankfurt
Tel: +49 (0)69 798 29737
schwalbe@nmr.uni-frankfurt.de
Prof. Dr. Nina Morgner
Institut für Physikalische und Theoretische Chemie
Goethe-Universität
Tel. 069 798 29441
morgner@chemie.uni-frankfurt.de
http://www.lilbid.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Chemie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Studium und Lehre
Deutsch
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