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18.08.2004 10:18

Was Goethe in Istanbul gehört hätte

Norbert Frie Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    "Der Dichter betrachtet sich als einen Reisenden. Schon ist er im Orient angelangt". So äußerte sich Johann Wolfgang von Goethe 1816 im "Morgenblatt für gebildete Stände". Wäre der Weimarer Dichterfürst tatsächlich in den Orient gereist, so wäre Istanbul, die Hauptstadt und Kulturmetropole des Osmanischen Reiches, sicher eine seiner Stationen gewesen. Welche Musik hätte Goethe aber gehört, wenn er Istanbul besucht hätte?

    Diese Frage beantwortet Privatdozent Dr. Ralf-Martin Jäger vom Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Münster wissenschaftlich mit den Ergebnissen eines von ihm geleiteten Forschungsprojekts über türkische Kunstmusik. Eine musikalische Antwort gibt das Konzert "Osmanische Kunstmusik aus Istanbuler Musikhandschriften der Goethe-Zeit", das am 18. September in Weimar aus Anlass eines internationalen Kongresses der Gesellschaft für Musikforschung und des Weimarer Kunstfestes aufgeführt wird.

    Das Konzert bietet nicht nur ein interessantes, seit mehr als 170 Jahren in dieser Form nicht mehr erklungenes musikalisches Programm, sondern stellt auch erhebliche Anforderungen an die Wissenschaft. Traditionelle Kunstmusik wird in der Türkei heute meist nach mündlicher Überlieferung oder nach Notenausgaben des 20. Jahrhunderts aufgeführt. Für das geplante Konzert in Weimar erforschte Dr. Jäger in enger Zusammenarbeit mit Musikwissenschaftlern der Universität Istanbul erstmalig das musikalische Repertoire und die Aufführungspraxis osmanischer Kunstmusik um 1830.

    In Istanbul erreichte am Ende des 18. Jahrhunderts die Divan-Dichtung mit den Werken von Mevlevi Sey Galib (1757 - 1799) einen letzten wirkungsvollen Höhepunkt. Eng mit der Dichtung verbunden war noch in der Goethe-Zeit die höfische Kunstmusik "ince saz", deren letzte Blüte mit dem Schaffen Mevlevi Hammami-zade Ismail Dede Efendi (1778 - 1846) zusammenfiel, bevor westliche Musik an den Höfen der osmanischen Würdenträger und in den Salons der städtischen Bevölkerung ab 1840 an Bedeutung gewann und einen tief greifenden Wandlungsprozess auslöste.

    Für das sowohl wissenschaftlich als auch künstlerisch bemerkenswerte Konzert in Weimar wurden mit dem Ensemble Ayangil die führenden türkischen Interpreten historischer Kunstmusik gewonnen. Der Ensembleleiter Ruhi Ayangil hat sich intensiv mit den historischen Quellen beschäftigt und ist als Solist und mit seinem Ensemble bereits mehrfach in Europa, Amerika und Asien aufgetreten. Das Konzert wird ebenso wie ein weiteres am 19. September mit türkischer Kunstmusik der Gegenwart von der Deutschen Welle und vom türkischen Fernsehen übertragen.

    Auf eine musikalische Entdeckungsreise in das osmanische Reich können sich anschließend auch Musikfreunde des Münsterlandes begeben. Das Konzert mit dem Ensemble Ayangil wird am 21. September um 19.30 Uhr im Kloster Gerleve bei Coesfeld wiederholt im Rahmen der Veranstaltungswoche "Arte Turca - Kunst im Kloster".


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kunst / Design, Musik / Theater
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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