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12.02.2025 17:29

Botanischer Garten der HHU - Was wächst im Winter?

Dr.rer.nat. Arne Claussen Stabsstelle Presse und Kommunikation
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

    Wer sich warm einpackt, wird auch im Winter seine Freude im Botanischen Garten der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) haben. Die Natur scheint zu schlafen, doch an vielen Ecken ist auf den zweiten Blick etwas Spannendes zu entdecken, geht man nur mit offenen Augen durch die Anlagen. Der Garten ist bis Ende Februar von Montag bis Freitag bis 16:00 Uhr und ab März täglich bis 18:00 Uhr geöffnet.

    Der Winter hat auch sein Gutes: Manches wird erst richtig sichtbar, wenn die Blätter gefallen sind. So präsentieren sich die üppigen Misteln (Viscum album) an der großen Pappel (Populus) südlich des Kuppelgewächshauses. „Die Misteln sind zwar beeindruckend, doch leider schwächen sie auch ihre Wirtsbäume“, so Dr. Sabine Etges, wissenschaftliche Leiterin des Botanischen Gartens der HHU. Sie ergänzt: „Unsere Pappel hat für einen solchen Baum schon ein stattliches Alter, sie werden – etwa im Vergleich zu Eichen – in der Regel nicht so alt.“

    Der Winter ist die Zeit der Nadelbäume, die im vollen Grün stehen, wenn die Laubgehölze kahl sind. An der Kaukasus-Fichte (Picea orientalis) fallen die rotbraunen markanten Zapfen auf. Für Zapfen mag der Unkundige auch die dunklen, kugeligen Objekte halten, die an der Fichte in der Kaukasus-Abteilung hängen. Etges: „Dies sind Gallen, die von der Blattlaus Dreyfusia prelli hervorgerufen werden.“

    Ein besonderer Nadelbaum steht im Kuppelgewächshaus, es ist die sehr seltene Wollemie (Wollemia nobilis). Im Botanischen Garten kam es 2020 zu einer kleinen Sensation: Der Baum entwickelte erstmals runde weibliche Zapfen, was bisher nur an wenigen anderen Standorten beobachtet werden konnten. Und wer schon mal in der Kuppel ist, sollte sich unbedingt die Drachenbaum-Agave (Agave attenuata) anschauen: Ihr Trieb, in einem Kranz von Blättern, sieht fast schon abstrakt aus.

    Wieder draußen im Garten empfiehlt sich der Weg in die Nutzpflanzenabteilung. „Wir wollen hier in Düsseldorf die Pflanzen in allen ihren Stadien zeigen: vom Keim über die Blüte und Reife bis hin zu ihrem Vergehen, aus dem wieder neues Leben entsteht“, erläutert Etges. Dies ist besonders gut an den verschiedenen Gemüsen zu sehen, die einem nach der Erntezeit auf dem Feld nicht mehr begegnen.

    An einem kalten Regentag besonders augenfällig sind die Kohlpflanzen, auf deren Blättern sich viele runde Wassertropfen finden. Etges: „Dies resultiert aus dem sogenannten Lotuseffekt: Die Blätter besitzen auf ihrer Oberfläche eine regelmäßige Mikrostruktur, wegen der Wasser abperlt und die Blätter nicht benetzt.“ Laufen die Tropfen ab, nehmen sie gleich den Schmutz mit und halten die Blätter so sauber – die Ursache für die sprichwörtliche Reinheit der namensgebenden Lotusblume (Nelumbo).

    Überhaupt die Vergänglichkeit. Manchen Blüten halten sich noch bis in den Winter, so wie die der Rosen (Rosa), von denen noch einige neben ihren Hagebuttenfrüchten zu finden sind. Doch auch die vertrockneten Blüten können einen Blick wert sein, wie die kugeligen Blütenstände des Russel-Brandkrauts (Phlomis russeliana). Deutlich zu erkennen sind die pergamentartigen Kelche, die von den einzelnen Blüten übriggeblieben sind.

    Der Winter ist die Zeit der Gewöhnlichen Stechpalme (Ilex aquifolium). Ihre leuchtend roten Steinfrüchte stechen schon aus der Entfernung ins Auge. Am Standort finden sich verschiedene Stechpalmenpflanzen. Etges: „Aber Früchte haben nur die weiblichen Pflanzen. Die männlichen Pflanzen erkennt man erst, wenn sie im Mai und Juni blühen. Ihre Blüten haben nur Staubblätter.“

    Und schließlich ist auch noch einiges Getier im Garten unterwegs. Durch die Bäume huschen Eichhörnchen (Sciurus vulgaris), Vögel suchen die verschiedenen Futterstellen auf. Wer Glück hat, sieht dort einen Buntspecht (Picoides major). Etges: „Nicht im Garten sind aktuell die Kanadagänse (Branta canadensis), die sonst im Jahr in größeren Gruppen über die Wiesen wandern und hier auch brüten. Sie haben sich im Winter andere Plätze in Düsseldorf gesucht.“

    Der Botanische Garten der HHU

    Der rund acht Hektar große Botanische Garten wurde 1979 eröffnet. Er dient der Bevölkerung ganzjährig als Stätte der Bildung und Erholung, der Pflanzenforschung und der Studierendenausbildung an der HHU. Die umfangreichen, größtenteils öffentlichen Pflanzensammlungen werden als Arbeits- und Anschauungsmaterial für Forschung und Lehre vor allem in der Biologie und der Pharmazie genutzt.

    Ein besonderer Schwerpunkt des Düsseldorfer Botanischen Gartens ist die sogenannte Kalthauskultur. In ihrem Zentrum steht das Wahrzeichen des Gartens, das 1.000 Quadratmeter große Kuppelgewächshaus mit einer Höhe von 18 Metern – im Jahr 2025 wird es 50 Jahre alt! Es beherbergt Pflanzen des Mittelmeerraums und der Kanaren, aber auch solche aus Ozeanien, Asien und Amerika.

    In den Jahren 2004 und 2008 wurde die Einrichtung um drei neue Gebäude erweitert, die Orangerie, das Südafrikahaus und einen Forschungsgewächshauskomplex. Neben dem großen Sammlungs- und Forschungshaus und den Versuchsflächen betreibt der Botanische Garten auch die hochmodernen Forschungsgewächshäuser auf dem Dach des Biologie-Neubaus.

    Die im Botanischen Garten zu entdeckende Pflanzenwelt ist äußerst vielfältig. Dort finden sich höchst seltene Pflanzen wie die Wollemie, von denen im Ursprungsland Australien nur circa 100 ausgewachsene Exemplare wild in einem sehr kleinen, gut geschützten Gebiet vorkommen. In Düsseldorf wird damit ein Beitrag zur Erhaltung bedrohter Arten und zur Sicherung der Biodiversität geleistet.

    Alljährlich besuchen rund 100.000 Bürgerinnen und Bürger den Botanischen Garten. Er ist für die Öffentlichkeit bis Ende Februar montags bis freitags bis 16:00 Uhr geöffnet, ab dem März dann täglich bis 18:00 Uhr. Den Besuchenden steht ein kostenfreier Audioguide auf Deutsch und Englisch zur Verfügung, der sie auf Rundgängen zu allen Besonderheiten führt.

    Mit einem vielfältigen Vortrags- und Führungsprogramm werden Pflanzeninteressierte jeden Alters an die Geheimnisse, die im Garten zu finden sind, herangeführt und ihre Bedeutung für die menschliche Zivilisation verdeutlicht. Mit diesem Wissenstransfer ist der Botanische Garten in das Selbstverständnis der HHU als Bürgeruniversität eingebunden.

    Unterstützt wird die Arbeit durch den Freundeskreis Botanischer Garten der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf e.V., mit dessen Hilfe bereits viele Projekte realisiert werden konnten.

    Ebenso ist der Botanische Garten eine Ausbildungsstätte für bis zu zehn zukünftige Gärtnerinnen und Gärtner in der Fachrichtung „Staudengärtnerei“. Dort lernen sie auch die Besonderheiten eines wissenschaftlich orientierten Gartens kennen.


    Weitere Informationen:

    http://www.botanischergarten.hhu.de
    https://www.hhu.de/news/was-waechst-im-winter


    Bilder

    Winter im Botanischen Garten: Pappel (Populus) vor dem Kuppelgewächshaus. Besonders gut ist der Mistelbewuchs (Viscum album) zu sehen.
    Winter im Botanischen Garten: Pappel (Populus) vor dem Kuppelgewächshaus. Besonders gut ist der Mist ...

    HHU / Arne Claussen

    Auch im Januar sind noch vereinzelt Blüten aus dem Vorjahr zu finden, links Rosen (Rosa), rechts Lavendel (Lavandula). In der Mitte der vertrocknete Blütenstand des Russel-Brandkrauts (Phlomis russeliana).
    Auch im Januar sind noch vereinzelt Blüten aus dem Vorjahr zu finden, links Rosen (Rosa), rechts Lav ...

    HHU / Arne Claussen; Lara Müller (r.)


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Biologie, Tier / Land / Forst
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Winter im Botanischen Garten: Pappel (Populus) vor dem Kuppelgewächshaus. Besonders gut ist der Mistelbewuchs (Viscum album) zu sehen.


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    Auch im Januar sind noch vereinzelt Blüten aus dem Vorjahr zu finden, links Rosen (Rosa), rechts Lavendel (Lavandula). In der Mitte der vertrocknete Blütenstand des Russel-Brandkrauts (Phlomis russeliana).


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