Gestern wurde im Berliner Abgeordnetenhaus die Kürzung der Mittel für die Sanierung des beliebten Mittelmeerhauses im Botanischen Garten nicht zurückgenommen. Das Jugendstilgebäude ist eine echte architektonische Rarität und beherbergt eine der wertvollsten Pflanzensammlungen des Mittelmeerraumes. Es ist der Publikumsliebling und das Älteste der insgesamt 15 historischen Gewächshäuser im Botanischen Garten Berlin. Nun droht die baldige Schließung.
Der Botanische Garten Berlin ist nicht nur der größte in Deutschland und einer der artenreichsten der Welt, er ist auch eine denkmalgeschützte Gartenanlage mit internationaler Alleinstellung. Besonders die historischen Gewächshäuser sind ein Publikumsmagnet – ihre Architektur ist weltweit einzigartig und sie bewahren unschätzbare Pflanzensammlungen. Für die Sanierung des Mittelmeerhaus waren 25 Millionen aus Landesmitteln angesetzt, die Vorbereitungen und die Bauplanung laufen seit 2020.
Was bedeutet das Sanierungs-Aus?
„Wir sind fassungslos und können die Entscheidung nicht nachvollziehen – vor allem angesichts der umfangreichen Investitionen und Vorarbeiten, die bereits in das Projekt geflossen sind. Bleibt es dabei, dass die Sanierung des Mittelmeerhaus mitten in der Umsetzung gestoppt wird, dann werden wir es wohl über kurz oder lang schließen müssen“, befürchtet Thomas Borsch, Direktor des Botanischen Gartens. „Und das zu einem Zeitpunkt, zu dem wir gerade die Modernisierung der Gartenwege abgeschlossen haben, die auch mit erheblichen Bundesmitteln finanziert wurden. Wir wünschen uns, dass jetzt möglichst schnell Gespräche in Gang kommen, um eine Finanzierung für die Sanierung dieses einzigartigen Gebäudes auf die Beine zu stellen. Es geht hier immerhin um ein bekanntes Bau- und Kulturdenkmal der Hauptstadt. Nicht, dass am Ende der neuen Wege bald ‚wegen Baufälligkeit geschlossen‘ steht.“
Thorsten Laute, Leiter des Gartenbetriebs, ergänzt: „Das Sanierungs-Aus macht viele Mühen des wissenschaftlichen und gärtnerischen Teams des Botanischen Gartens zunichte. Allein die zahllosen Arbeitsstunden, die unsere Gärtner*innen in den letzten Jahren in die Anzucht und Vorbereitung des Umzugs der Pflanzen gesteckt haben, machen einen beträchtlichen Teil ihrer Arbeit aus. Aus diesem Grund, aber auch weil die Baukosten stetig steigen, hoffen wir trotz klammer Kassen, dass alles getan wird, um das Mittelmeerhaus zu erhalten.“
Es droht der Verlust der Pflanzensammlung
Anstehende Reparaturarbeiten an der Heizungsanlage oder den Fenstern wurden aufgrund der bevorstehenden Sanierung nicht mehr beauftragt. Ein Ausfall der Heizungsanlage könnte unmittelbar zu starken Schäden an der mediterranen Pflanzensammlung führen. Generell bleibt ungeklärt, was mit der Pflanzensammlung passieren soll, sollte es bei dem Sanierungs-Aus bleiben. Denn Mittel für ein Umzugsgewächshaus (Gewächshaus, das für längerfristige Aufnahmen von Pflanzensammlungen wegen Umzug, Reparaturen o.ä. geplant ist) sind ebenfalls nicht in Sicht. Ohne die dringend erforderlichen Sanierungs- und Neubaumaßnahmen kann der Botanische Garten den dauerhaften Be-stand der Sammlung nicht gewährleisten. Es droht der Verlust vieler Exemplare der einzigartigen Pflanzensammlung. Auch weitere Gewächshäuser benötigen mehr Zuwendung – in einige Häuser regnet es rein, andere haben aufgrund des Sanierungsstaus inzwischen ein Statik-Problem. Mit dem Mittelmeerhaus droht die erste Schließung, andere Häuser könnten folgen.
Botanischer Garten Berlin hofft auf Unterstützung
Hunderte Berlinerinnen und Berliner haben im historischen Mittelmeerhaus den Bund fürs Leben geschlossen, jedes Jahr blüht hier der Frühling, wenn Berlin noch im grauen Winter liegt. In Sachen Kulturangebot sind der Botanische Garten und seine Gewächshäuser ein einzigartiges Angebot in der Hauptstadt: „Wenn Touristen uns besuchen, sind sie oft begeistert und nutzen den Trip für eine grüne Auszeit im Kontrast zur Museumsinsel oder zum Stadtbummel,“ so Borsch. „Wir liegen damit eigentlich genau auf Linie der Marketing-Strategie der Stadt, mehr Touristen auch in die Randbezirke Berlins zu bringen. Wir würden uns freuen, wenn dies auch bei der Verteilung von Fördermitteln Berücksichtigung fände. Berlin ist eine der grünsten Städte Europas, aber der Botanischen Garten trocknet ohne Unterstützung leider aus.“
Pressekontakt:
Alexandra Jakob
Pressesprecherin
Botanischer Garten Berlin
Tel+49 30 838 - 72375
a.jakob@bo.berlin
Das Mittelmeerhaus im Botanischen Garten Berlin – Publikumsmagnet und historisches Baudenkmal
Foto: I. Haas
© Botanischer Garten Berlin
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Bauwesen / Architektur, Biologie, Gesellschaft
überregional
Organisatorisches, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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