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15.04.2025 14:31

Kunst in unserem Leben steigert das Wohlbefinden

Theresa Bittermann Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien

    Forscher*innen ermitteln die Vorteile am Betrachten von Kunst

    Allein der Anblick von bildender Kunst, der Besuch eines Museums oder die Anwesenheit von Kunst im Krankenzimmer kann das Wohlbefinden steigern, insbesondere bei wiederholter Beschäftigung damit. Dies kann die Bedeutung, die wir im Leben empfinden, erhöhen, so das Fazit einer neuen internationalen Studie unter der Leitung von Forscher*innen der Universität Wien. Die systematische Überprüfung, die im Journal of Positive Psychology veröffentlicht wurde, untersucht erstmals umfassend, welche psychologischen Prozesse Kunst das Wohlbefinden steigern können. Sie wurde von einem interdisziplinären Team aus Wien, Dublin, Berlin, Cambridge und Nijmegen durchgeführt.

    In den vergangenen Jahrzehnten hat die Idee, dass Kunst die psychische Gesundheit fördern kann, an Dynamik gewonnen. Während das aktive Herstellen von Kunst schon lange als förderlich für das emotionale und psychische Wohlbefinden angesehen wird, sind die Auswirkungen des bloßen Betrachtens von Kunst noch weitgehend unerforscht. Die bisherigen Erkenntnisse waren verstreut und widersprüchlich. In der neuen Übersicht wurden Daten aus 38 Studien mit 6.805 Teilnehmer*innen (aus 2000 bis 2023) zusammengefasst, um nicht nur festzustellen, ob das Betrachten von Kunst das Wohlbefinden verbessert, sondern auch durch welche psychologischen Prozesse dies geschieht.

    Positive Potenziale

    Die Wissenschafter*innen fanden die stärksten Belege für den Einfluss auf das eudämonische Wohlbefinden - ein Gefühl von Sinn, Zweck und persönlicher Entwicklung. "Kunst wird oft als Luxus betrachtet, aber unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Betrachten von Kunst - sei es im Rahmen der eigenen Hobbys oder durch gezielte Intervention - das Wohlbefinden erheblich fördern kann", so MacKenzie Trupp, Hauptautorin und Forscherin an der Universität Wien und am Radboud UMC, Donders Institute. "Unsere Erkenntnisse eröffnen spannende Möglichkeiten, Kunst in alltägliche Umgebungen und in Strategien im Bereich der öffentlichen Gesundheit zu integrieren. Wir müssen die Evidenzbasis jedoch noch durch gründlichere Arbeit weiterentwickeln."

    Rahmen und Formate

    Die Teilnehmer*innen aus den untersuchten Studien nahmen an verschiedenen Aktivitäten teil, darunter individuelle Betrachtung, geführte Sitzungen und reflektierende Aufgaben wie Tagebuchführung, emotionale Bewertung oder Diskussion. Viele Interventionen kombinierten die Kunstbetrachtung mit sogenannten "Begleitaktivitäten" wie geführter Reflexion oder kreativen Übungen. Reflexionsstrategien gehörten zu den am häufigsten eingesetzten - und könnten eine zentrale Rolle bei der Erzielung positiver Effekte spielen.

    Fünf Mechanismen, wie Kunst das Wohlbefinden steigert

    Die Wissenschafter*innen liefern nun erstmals einen Überblick zu den Mechanismen, wie Kunst das Wohlbefinden steigert - fünf an der Zahl haben sie identifiziert. Zu den affektiven Mechanismen gehören die Emotionsregulierung und das Erleben von Freude. Kognitive Mechanismen umfassen Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Lernen - Kunst kann zum Nachdenken anregen oder die Neugierde wecken. Soziale Mechanismen beschreiben, wie gemeinsame Kunsterfahrungen Verbindungen fördern und das Gefühl der Isolation verringern. Selbsttransformative Mechanismen ermöglichen persönliche Reflexion, Identitätsstärkung und ein Gefühl von Sinnhaftigkeit. Schließlich unterstützen Mechanismen zur Stärkung der Resilienz die emotionale Bewältigung und Wiederherstellung, insbesondere in klinischen oder stark belastenden Umgebungen.

    Auf dieser Basis haben die Autor*innen die Receptive Art Activity Research Reporting Guidelines (RAARR) entwickelt - eine neue Reihe von Kriterien, die sicherstellen sollen, dass zukünftige Interventionen und Forschungsarbeiten besser verglichen, bewertet und repliziert werden können.

    Kunst trifft Gesundheit

    Während die Vorteile des Kunstschaffens gut dokumentiert sind, hebt diese Studie das ungenutzte Potenzial des Betrachtens von Kunst als Ressource für das Wohlbefinden hervor. Da Kunst bereits in öffentlichen und privaten Räumen präsent ist, könnte sie gezielter als kostengünstiges, zugängliches Instrument für die psychische Gesundheit eingesetzt werden. Entscheidungsträger*innen, Pädagog*innen und Gesundheitsdienstleister*innen werden ermutigt, diese Erkenntnisse bei der Gestaltung zukünftiger Räume und Programme zu berücksichtigen.

    Diese Studie wurde finanziert durch das Horizon 2020 ART*IS-Projekt der Europäischen Union.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    MacKenzie D. Trupp, MSc, BA
    Institut für Psychologie der Kognition, Emotion und Methoden,
    Universität Wien
    1010 Wien, Liebiggasse 5
    M +43-676-670-3414
    mackenzietrupp@gmail.com
    mac.trupp@univie.ac.at
    www.univie.ac.at

    Assoz. Prof. Matthew Pelowski, PhD
    Institut für Psychologie der Kognition, Emotion und Methoden,
    Universität Wien
    1010 Wien, Wächtergasse 1
    T +43-1-4277-47112
    matthew.pelowski@univie.ac.at
    www.univie.ac.at


    Originalpublikation:

    The Impact of Viewing Art on Well-being—A Systematic Review of the Evidence Base and Suggested Mechanisms. MacKenzie D. Trupp, Claire Howlin, Anna Fekete, Julian Kutsche, Joerg Fingerhut, Matthew Pelowski. In The Journal of Positive Psychology.
    DOI: 10.1080/17439760.2025.2481041
    https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/17439760.2025.2481041


    Weitere Informationen:

    https://medienportal.univie.ac.at/media/aktuelle-pressemeldungen/detailansicht/a...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Kunst / Design, Psychologie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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