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03.09.2004 08:19

Arabisches Wissen und lateinisches Mittelalter

Eva Faresin Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    136 /2004 (Mittelalter)
    Wissen über Grenzen. Arabisches Wissen und lateinisches Mittelalter
    34. Kölner Mediaevistentagung und internationaler Workshop

    Köln, den 1. September 2004 - "Wissen über Grenzen. Arabisches Wissen und lateinisches Mittelalter" ist das Thema der 34. Kölner Mediävistentagung, die

    vom 7. bis 10. September 2004
    im Alten und Neuen Senatssaal der Universität zu Köln
    Albertus-Magnus-Platz, 50931 Köln-Lindenthal

    stattfinden wird.

    Der Einfluß der arabischsprachigen Kultur und insbesondere der arabischsprachigen Wissenschaft auf das lateinische Mittelalter gilt der heutigen Mediävistik als eine unbestrittene Tatsache. Die Entdeckung des "vergessenen Erbes" und seiner Bedeutung für das lateinische Mittelalter beschränkte sich nicht nur auf die Vermittlung der antiken Welt - ebenso wie sich die Rezeption der arabischen Bildung nicht allein auf die Mathematik, die Astronomie, die Naturwissenschaften oder die Medizin erstreckte. Vor allem im Bereich der mittelalterlichen Philosophie - z. B. in der Logik und der Metaphysik - sind bestimmte Innovationen ohne die Auseinandersetzung mit arabischen Philosophen, die nicht nur durch ihre Kommentare zu den Schriften des Aristoteles gewirkt haben, undenkbar.

    Zum besseren Verständnis der Austauschbeziehungen zwischen arabischer und lateinischer Wissenskultur haben nicht zuletzt viele Detailstudien beigetragen, die zumeist das Ergebnis einer zunehmenden historisch-philologischen Fundierung der Forschung sind. Gleichwohl wird man bei genauerem Hinsehen feststellen, daß trotz der Vielzahl neuerer Erkenntnisse wesentliche vor- bzw. übergeordnete Fragen unbeantwortet geblieben sind, die vor allem die Bedingungen und Hintergründe der Rezeption sowie die Begleitumstände dieses "Kulturaustausches" näher in den Blick nehmen.

    (1) Die Rezeption aus dem Arabischen war - wie jeder Rezeptionsprozeß überhaupt - kein zufälliger und spontaner Akt. Welche Vorbedingungen mußten im lateinischen Kulturraum erfüllt sein und welche Momente waren maßgebend, damit es überhaupt zu einer breiten Hinwendung zur arabischen Wissensliteratur kommen konnte und es nicht nur bei einem regional bedingten Interesse blieb?

    (2) Einen wesentlichen Aspekt der Rezeptionsbedingungen, der deshalb besondere Aufmerksamkeit verdient, bildet der institutionelle Rahmen des Wissenstransfers. Hier ist vor allem an die Übersetzer, deren Umfeld sowie an die Übersetzungen zu denken, die gleichsam als eine Schnittstelle zwischen Arabischem und Lateinischem fungieren.

    (3) Inwieweit aber gab es im Mittelalter ein reflektiertes Bewußtsein der Identität der eigenen Kultur und was sind die Leitvorstellungen (etwa Differenz und Fremdheit oder Kontinuität)? Welche Auswirkungen hat ein solches Bewußtsein auf die Begegnung mit anderen Kulturen?

    (4) Schließlich stellt sich mit Bezug auf die Resultate und Konsequenzen des Rezeptionsprozesses die Frage, ob die lateinische Rezeption nicht selbst einen integralen Teil der Blüte der arabischen Wissenschaft darstellt. Kann man nicht mit Blick auf deren longue durée bis in die Renaissance und Spätscholastik im Bereich der Philosophie davon sprechen, daß gerade die lateinische Sprache zum wichtigsten Träger des Erfolges arabischer Philosophie geworden ist?

    Der Tagung geht ein Internationaler Workshop am 6. und 7. September voraus, zu dem jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eingeladen sind, die sich der schwierigen Forschungsaufgabe dieser Transferbeziehungen gewidmet haben. Verwiesen sei in diesem Zusammenhang auf die steigende Bedeutung insbesondere der Arabo-Latinistik.
    Das Thomas-Institut beherbergt die Averroes-Latinus-Edition und ist somit seit vielen Jahrzehnten ein zentraler internationaler Forschungsplatz für die arabisch-lateinische Philosophie. Der Averroes-Latinus-Arbeitsstelle ist demnach auch eine Arbeitseinheit des Programms gewidmet. Der internationale Workshop soll dazu beitragen, die gegenwärtige Generation junger Forscher im Felde arabischer Philosophie- und Wissensgeschichte und ihrer Wechselwirkung mit dem lateinischen Mittelalter in ihren Bemühungen zu unterstützen und diese Gruppe international stärker zu vernetzen.

    (51 Zeilen à ca. 60 Anschläge)
    Verantwortlich: Eva Faresin

    Für Rückfragen steht Ihnen Professor Dr. Andreas Speer unter der Telefonnummer 0221/470-2309, der Fax-Nummer 0221/470-5011 und unter der Email-Adresse andreas.speer@uni-koeln.de zur Verfügung.

    Unsere Presseinformationen finden Sie auch im World Wide Web unter http://www.uni-koeln.de/pi/.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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