„Hört ihr mich?“ So begannen im Jahr 2020 viele Videokonferenzen – digitales Arbeiten war zumindest in Deutschland noch weitgehend unüblich, entsprechend unsicher war der Umgang mit der Technik und der neuen Art der Kommunikation. Eine Studie* von vier WISNA-Professor:innen der Universität Duisburg-Essen beleuchtet, ob der Lockdown während der Corona-Pandemie die digitalen Fähigkeiten der Deutschen verbessert hat. Die Veröffentlichung wurde auf der renommierten CHI-Konferenz für Mensch-Maschine-Interaktion Ende April in Yokohama, Japan, präsentiert.
Die COVID-19-Pandemie hat bei vielen Menschen dazu geführt, dass sie ihre digitalen Fähigkeiten weiterentwickelt haben – beabsichtigt oder als logische Folge veränderter Lebens-, Lern- und Arbeitsbedingungen. Dennoch zeigen sich Unterschiede: Eine neue Studie der Universität Duisburg-Essen (UDE) zeigt, dass insbesondere junge, männliche, gut ausgebildete und städtisch lebende Personen dazugelernt haben. Alle anderen sozialen Gruppen verbesserten ihre digitalen Fähigkeiten ebenfalls, doch hier ist der Fortschritt überschaubar, die digitale Kluft bleibt bestehen.
Für die Untersuchung wurden 1.143 Personen im Alter von 18 bis 87 Jahren befragt, die in Deutschland leben und regelmäßig das Internet nutzen. Analysiert wurden dabei verschiedene digitale Fertigkeiten – von der Teilnahme an Videokonferenzen bis hin zur gezielten Informationssuche im Netz. Ein zentrales Ergebnis: „Je stärker Personen ihre Kompetenzen ausbauten, desto intensiver war ihr Gefühl von Verbundenheit und Sicherheit – aber auch von Einsamkeit“, erklärt Medienpsychologe Neubaum, Mitautor der Studie. „Dies verdeutlicht aus unserer Sicht, dass digitale Kommunikation soziale Bedürfnisse nicht vollständig befriedigen kann.“
Während der Pandemie wurde eine Infodemie beobachtet – eine Flut aus wahren und falschen Informationen im Netz. „Laut den Befragten ist es in der Tat entscheidend, dass Internetnutzende künftig lernen, Falschinformationen besser zu erkennen, vertrauenswürdige von unseriösen Quellen zu unterscheiden sowie die Konsequenzen eigener Handlungen im Netz abzuschätzen“, so Neubaum weiter. Demnach bewerteten auch Befragte die Infodemie als ein zentrales Problem unserer digitalisierten Gesellschaft und sehen Schulen und Politik ebenfalls in der Verantwortung.
* Die Ergebnisse stammen aus einer interdisziplinären Zusammenarbeit von vier WISNA-Professor:innen aus drei unterschiedlichen Fakultäten der UDE: Prof. Dr. German Neubaum (Informatik), Prof. Dr. Irene-Angelica Chounta (Informatik), Prof. Dr. Eva Gredel (Geisteswissenschaften) und Prof. Dr. David Wiesche (Bildungswissenschaften). Ihre Studie entstand im Interdisziplinären Zentrum für Bildungsforschung (IZfB) im Forschungsschwerpunkt ForBilD – „Bildung in der digitalen Welt“.
Prof. Dr. German Neubaum, Psychologische Prozesse der Bildung in sozialen Medien, Tel. 0203/37 9-3553, german.neubaum@uni-due.de
A Pandemic for the Good of Digital Literacy? An Empirical Investigation of Newly Improved Digital Skills during COVID-19 Lockdowns
https://doi.org/10.1145/3706598.3713148
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Pädagogik / Bildung
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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