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03.06.2025 12:31

The Lancet Respiratory Medicine: Erfolg neuer Therapie bei Patientin mit Sklerose-bedingter Lungenfibrose

Anne Wansing Stabsstelle Presse und Kommunikation
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

    Die Lungenfibrose stellt die häufigste Todesursache von Betroffenen mit einer systemischen Sklerose dar. Eine Heilung ist bislang nicht möglich, der Krankheitsverlauf kann lediglich verlangsamt werden. Ein Fallbericht aus Heidelberg unter Beteiligung Düsseldorfer Forschender zeigte nun einen Behandlungserfolg bei einem individuellen Heilversuch mit CD19.CAR-T-Zelltherapie kombiniert mit Nintedanib, wie die Forschenden in The Lancet Respiratory Medicine berichten.

    Bei der systemischen Sklerose (SSc) handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung aus der Gruppe der Kollagenosen. Diese Erkrankung des Bindegewebes greift neben der Haut auch die Gefäße und die inneren Organe an. Als Folge kann eine interstitielle Lungenkrankheit mit fortschreitender Lungenfibrose (SSc-ILD) auftreten – die häufigste Todesursache bei Betroffenen. Eine Heilung ist bisher nicht möglich, der Krankheitsverlauf kann lediglich verlangsamt werden. Mediziner aus Düsseldorf und Heidelberg stellen nun einen Fall vor, bei dem SSc-ILD erfolgreich mit einer neuartigen CD19.CAR-T-Zelltherapie in Kombination mit dem antifibrotischen Medikament Nintedanib behandelt werden konnte.

    Bei der CAR-T-Zelltherapie handelt es sich um eine Immuntherapie, die bisher vor allem bei Krebserkrankungen zum Einsatz kommt, die in den letzten zwei Jahren vereinzelt jedoch auch bei Autoimmunerkrankungen angewendet wurde. So wurden bisher unter anderem bei Lupus erythematodes erste Erfahrungen gesammelt. Auch bei der systemischen Sklerose wurde sie als Monotherapie bereits eingesetzt.

    Das Heidelberger und Düsseldorfer Team um PD Dr. Wolfgang Merkt von der Klinik für Rheumatologie am Universitätsklinikum Düsseldorf stellte vorab die Hypothese auf, dass die Kombination von CAR-T-Zelltherapie mit einem antifibrotischen Wirkstoff eine bessere Wirkung erzielen könnte. Das Team setzte eine CAR-T-Zelltherapie der dritten Generation (CD19.CAR-T-Zelltherapie) zusammen mit Nintedanib ein. Die Vortherapie mit dem Immunsuppressivum Mycophenolat wurde initial fortgeführt. Bei der Patientin handelte es sich um eine anfangs 38-jährige Frau mit schwerer und schnell voranschreitender SSc-ILD. Neben dieser litt die Patientin unter weiteren SSc-Symptomen wie Ulzerationen, Raynaud-Syndrom, sklerotische Veränderung der Haut und primärer Herzbeteiligung mit Troponin-Erhöhung und systemischer Entzündung. Bisherige Therapieversuche verbesserten ihre Lage nicht langfristig.

    Die kombinierte Therapie zeigte in diesem individuellen Heilversuch nach elf Monaten eine Verbesserung der Hautbeteiligung, der primären Herzbeteiligung und insbesondere auch der SSc-ILD. Im Lancet berichtet das Team um Dr. Merkt nun vom Therapieerfolg nach zwei Jahren. Die CD19.CAR-T-Zellen blieben weiterhin nachweisbar, die Gabe von Nintedanib wurde über den gesamten Beobachtungszeitraum hinweg fortgeführt.

    Merkt: „Die Kurzatmigkeit der Patientin verbesserte sich substanziell. Die forcierte Vitalkapazität verbesserte sich um 38 Prozent im Vergleich zur Baseline. Die Auswertung der CT-Scans zeigte einen Rückgang der Bereiche mit Milchglastrübung um 72 Prozent und der fibrotischen Bereiche um 55 Prozent im Vergleich zur Baseline. Auch der Hautzustand blieb mit einer Verbesserung um 58 Prozent im Vergleich zur Baseline stabil auf dem Niveau von Monat elf nach Therapiebeginn. Auch das Sicherheitsprofil stellte sich als vorteilhaft dar.“

    Die Patientin litt im Dezember 2023 an einer COVID-19-Erkrankung, von der sie ohne Hospitalisierung und ohne Spätfolgen genas. Während des gesamten Beobachtungszeitraums traten keine schweren unerwünschten Ereignisse auf.
    „Die Behandlung mit CD19.CAR-T-Zellen in Kombination mit Nintedanib führte nach zwei Jahren zu einem Verschwinden der Autoantikörper (Scl70) und einer deutlichen Verbesserung der SSc-ILD“, so Merkt und ergänzt: „Besonders bemerkenswert ist hierbei, dass sich die Lungenwerte im zweiten Jahr der Behandlung nochmal deutlich verbesserten.“

    Dieser Einzelfall legt nahe, dass eine SSc-ILD, obwohl lange als unumkehrbar eingestuft, mit der richtigen Therapie womöglich deutlich gebessert werden kann. Das Team rund um Dr. Merkt erwägt, dass der Therapieerfolg teilweise darauf beruht, dass sich der antifibrotische Effekt von Nintedanib bei vollständiger Eliminierung der Autoimmunität besser entfalten kann. Diese Hypothese wird dadurch unterstützt, dass die fibrotischen Läsionen der Lunge auch im zweiten Jahr nach Beginn der CD19.CAR-T-Zell-Therapie weiter zurückgingen. „Serologische Remission und Verbesserung der Lungenfibrose werden somit langfristig zum neuen Therapieziel der Behandlung einer SSc-ILD“, fasst Merkt zusammen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    PD Dr. Wolfgang Merckt


    Originalpublikation:

    W. Merkt, M. Röhrich, E. Mavriopoulou, A. N. Stütz, J. H. W. Distler, A. Schmitt, M. Polke, C. P. Heußel, M. Schmitt, H.-M. Lorenz


    Weitere Informationen:

    http://Vollpublikation: https://www.thelancet.com/journals/lanres/article/PIIS2213-2600(25)00159-6/fullt...


    Bilder

    PD Dr. Wolfgang Merckt
    PD Dr. Wolfgang Merckt

    UKD


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    PD Dr. Wolfgang Merckt


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