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17.06.2025 14:04

ERC Advanced Grant für Ägyptologen Richard Bußmann

Eva Schissler Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    Prestigereiche Forschungsförderung für Arbeit über die Organisation sozialer Ungleichheit im alten Ägypten / bis zu 2,9 Millionen Euro über fünf Jahre

    Professor Dr. Richard Bußmann vom Institut für Afrikanistik und Ägyptologie der Universität zu Köln ist mit dem begehrten Advanced Grant des Europäischen Forschungsrates (ERC) ausgezeichnet worden. Insgesamt erhält er über fünf Jahre bis zu 2,9 Millionen Euro an Forschungsgeldern. Der ERC Advanced Grant gilt als wichtigster Förderpreis in der europäischen Forschungslandschaft. „Ich gratuliere Herrn Professor Bußmann zu diesem großartigen Erfolg mit seinem Projekt, das einen innovativen Beitrag zum Verständnis sozialer Beziehungen leistet. Diese bedeutende Auszeichnung unterstreicht die exzellente Forschungsqualität auch in den kleineren Fachgebieten an unserer Universität“, so Professor Dr. Joybrato Mukherjee, Rektor der Universität zu Köln.

    Mit seinem zur Förderung ausgewählten Projekt SUBALTERNEGY untersucht Bußmann die soziale Organisation sozial schwacher und entmachteter Gruppen im alten Ägypten. „Die Ägyptologie hat sich traditionell auf die Texte und beeindruckenden Denkmäler privilegierter sozialer Gruppen konzentriert. Es gibt zwar umfangreiche archäologische Befunde, die Einblick in das Alltagsleben lokaler Gemeinschaften geben, aber in unseren Interpretationen der altägyptischen Gesellschaft finden sie bislang wenig Beachtung, so dass wir nach wie vor ein stark elitenverzerrtes Bild vom alten Ägypten haben. Dies ändert das Projekt“, so Bußmann. SUBALTERNEGY untersucht anhand neuer archäologischer Funde und mit einem innovativen theoretischen Zugang, wie die unteren sozialen Gruppen des alten Ägypten in der ersten Phase politischer Zentralisierung in Nordostafrika, der Frühphase des altägyptischen Staates (2700 bis 2200 v. Chr.), auf vorherrschende Konzepte privilegierter Gruppen reagierten.

    SUBALTERNEGY nutzt einen interdisziplinären Methodenpool aus Archäologie, Anthropologie, Geophysik, Bildwissenschaften und Kulturgeschichte. Das Projekt geht davon aus, dass Menschen aller sozialen Gruppen nach einem sinnerfüllten Leben streben und sich dafür in sozialen Beziehungen positionieren und positioniert werden. Diese Beziehungen kommen in der materiellen Kultur und gebauten Umwelt zum Ausdruck und können die vorherrschende soziale Ordnung widerspiegeln, reproduzieren oder auch in Frage stellen.

    In dem Projekt dokumentiert ein internationales Ausgrabungsteam den Friedhof der altägyptischen Provinzhauptstadt Hebenu, dem heutigen Zawyet Sultan südlich der Stadt el-Minia. Die Skelette der Bestatteten geben Aufschluss über die vielfältigen Lebensrealitäten in den verschiedenen sozialen Gruppen. Die Bestattungskultur dagegen, so eine These des Projekts, zeichnet von der lokalen Gemeinschaft das idealisierte Bild einer „imaginierten Gemeinschaft“. Die Projektteilnehmer*innen untersuchen, wie die Einwohner von Hebenu die Inszenierung des menschlichen Körpers in der Bestattung, die Landschaft und die materielle Kultur dazu nutzten, soziale Beziehungen, die im schriftlichen und visuellen Diskurs der Eliten nicht thematisiert werden, herzustellen. Das Projekt entfaltet damit ein Panorama der altägyptischen Gesellschaft aus der Perspektive subalterner, das heißt unterprivilegierter, Gruppen. Es leistet mit dem Perspektivenwechsel einen Beitrag zur Neuschreibung der frühen Geschichte der sozialen Ungleichheit.

    Der ERC Advanced Grant wird an herausragende Wissenschaftler*innen für Projekte vergeben, die bahnbrechende Ergebnisse versprechen, aber aufgrund ihres neuartigen Ansatzes mit Unsicherheit behaftet sind. Antragsberechtigt sind Kandidat*innen europäischer Forschungseinrichtungen, die über mindestes zehn Jahre beachtliche Forschungserfolge nachweisen können. Bei der Auswahl sind die Originalität und die Tragweite des zu erwartenden wissenschaftlichen Beitrags maßgeblich.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Professor Dr. Richard Bußmann
    Institut für Afrikanistik und Ägyptologie
    +49 221 470 3876
    r.bussmann@uni-koeln.de


    Weitere Informationen:

    https://erc.europa.eu/news-events/news/erc-2024-advanced-grants-results


    Bilder

    Überreste der Pyramide von Zawyet Sultan, den Nilstrom aufwärts von Kairo gelegen. Sie ist ein Symbol königlicher Herrschaft des frühen altägyptischen Staates um 2600 v. Chr. und steht im Gegensatz zu den einfachen Gräbern, die das Team erforscht.
    Überreste der Pyramide von Zawyet Sultan, den Nilstrom aufwärts von Kairo gelegen. Sie ist ein Symbo ...
    Quelle: Richard Bußmann
    Copyright: Richard Bußmann


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften
    überregional
    Personalia, Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

    Überreste der Pyramide von Zawyet Sultan, den Nilstrom aufwärts von Kairo gelegen. Sie ist ein Symbol königlicher Herrschaft des frühen altägyptischen Staates um 2600 v. Chr. und steht im Gegensatz zu den einfachen Gräbern, die das Team erforscht.


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