„Nature“-Studie mit Beteiligung von Forschenden der Freien Universität Berlin zeigt Schwächung karibischer Riffe durch Klimawandel und lokale Belastungen
Eine über 100 Jahre umfassende Langzeitstudie des Korallenwachstums in der Karibik dokumentiert: Selbst als widerstandsfähig geltende Korallenarten können sich zunehmend schlechter an steigende Meerestemperaturen und weitere menschengemachte Umweltbelastungen wie Küstenverschmutzung und Bebauung anpassen.
Ein internationales Forschungsteam unter Leitung von Wissenschaftlern der Freien Universität Berlin offenbart eine besorgniserregende Abnahme der Kalkbildung durch Korallen – mit weitreichenden Folgen für den Erhalt mariner Lebensgrundlagen. Ihre Studie „Emerging skeletal growth responses of Siderastrea siderea corals to multidecadal anthropogenic impacts in Martinique, Caribbean Sea” ist kürzlich in “Nature Scientific Reports” erschienen und online abrufbar unter: https://www.nature.com/articles/s41598-025-08709-5.
Die Fähigkeit tropischer Korallen zum Aufbau stabiler Korallenriffe sinkt – selbst bei Arten, die als besonders widerstandsfähig galten. Für die Studie analysierte das Forschungsteam das Wachstum der Karibik-Korallenart Siderastrea siderea über einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren (1912-2020) vor der Küste der Insel Martinique. Die Auswertung zeigt den langfristigen Rückgang der Kalkbildung der Riffe im gesamten 20. Jahrhundert – mit auffälligen Einbrüchen ab den 1980er Jahren, als sich marine Hitzewellen infolge der menschengemachten Erwärmung häuften.
Besonders gravierend ist der Rückgang der Skelettdichte der Korallen im Zeitraum von 2010 bis 2020 mit einem Minus von 10,5 – ein Wert, der auf eine strukturelle Schwächung der Korallen durch interagierende Stressoren hinweist. Schon ab den 1950er Jahren wurde ein Rückgang der Wachstumsraten der Riffe beobachtet, den die Wissenschaftler*innen zunächst auf lokale Belastungen wie Küstenentwicklung und Wasserverschmutzung zurückführen.
„Unsere Studie zeigt nun, dass lokale Schutzmaßnahmen zwar wichtig bleiben, aber ohne einen spürbaren Rückgang der globalen CO₂-Emissionen auch die widerstandsfähigsten Korallen und damit auch die Riffe langfristig in Gefahr geraten. Das wiederum hätte gravierende Folgen, denn Korallenriffe schützen Küsten vor Erosion, dienen als Lebensraum für unzählige Arten und sind wichtig für Fischerei und Tourismus“, sagt Gabriel Cardoso, Korallenforscher und Paläontologe am Fachbereich Geowissenschaften der Freien Universität Berlin und Erstautor der Nature-Studie.
Korallenriffe entstehen durch Wachstum von Korallen, die dabei Kalkschichten ablagern. Diese Wachstumsringe – vergleichbar mit Baumringen – lassen sich mit Röntgentechnik sichtbar machen und digital auswerten. Für die Studie untersuchte das Forschungsteam das Korallenwachstum im Süden Martiniques. Analysiert wurden dabei Daten, die zwischen 1912 und 2020 mithilfe von zwölf Bohrkernen an vier Standorten erhoben wurden. Das Forschungsprojekt wurde von der Europäischen Union im Rahmen des EU-Programms Horizon 2020 gefördert.
Gabriel Cardoso, Freie Universität Berlin, Fachbereich Geowissenschaften, E-Mail: gabriel.cardoso@fu
https://www.nature.com/articles/s41598-025-08709-5
Riesenkoralle Siderastrea siderea am Riff von Caye d'Olbian, Martinique
Quelle: Ewan Trégarot
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Geowissenschaften, Meer / Klima
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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