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12.08.2025 10:07

Gerechte Gesundheitssysteme für den globalen Süden

Blandina Mangelkramer Presse und Kommunikation
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    1,6 Millionen Euro für kulturgeographisches Projekt an der FAU

    Wie lassen sich gerechte und widerstandsfähige Gesundheitssysteme angesichts weltweiter Migrationsbewegungen gestalten? Welche Rolle spielt Mobilität beim Zugang zu Versorgungsleistungen? Ist unser westliches Verständnis von Gesundheit auf andere Gesellschaften übertragbar? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Projekt TRANS-WELL, das die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) mit Partnern in der Schweiz, Thailand, der Dominikanischen Republik und Mosambik durchführt. Die VolkswagenStiftung fördert das Vorhaben in den kommenden vier Jahren mit 1,6 Millionen Euro, rund die Hälfte davon entfällt auf die FAU.

    „Migrationsbewegungen sind logischerweise mit Mobilität verbunden. Doch nach der Flucht vor Armut und Krieg, oft in benachbarte Länder, sitzen die Menschen häufig in Lagern oder provisorischen Siedlungen fest“, sagt Prof. Dr. Fred Krüger vom Institut für Geographie der FAU. Die zum Teil schlecht ausgebauten Gesundheitssysteme seien auf Migration nicht eingestellt, oft erlebten geflüchtete Menschen Diskriminierungen und sogar Gewalt durch die heimische Bevölkerung und Behörden, was den Zugang zur Gesundheitsversorgung zusätzlich erschwert.

    Ökosystem des Wohlergehens

    Im Projekt „From Health System Transformation to Well-Being Ecosystems: Integrating Volatile Mobility Settings into Inclusive Development Pathways (TRANS-WELL)“ forscht das interdisziplinäre Projekt-Team an einem nachhaltigen Konzept für eine sozial gerechte Gesundheitsversorgung. Als Fallbeispiele dienen drei Regionen des globalen Südens: Nordmosambik, die Dominikanische Republik und Nordwestthailand. Krüger: „In Thailand siedeln Menschen, die vor dem Bürgerkrieg in Myanmar geflohen sind, in der Dominikanischen Republik sind es Flüchtlinge aus Haiti, die zum Teil gnadenlos verfolgt werden. Mosambik ist ein Beispiel für intranationale Migration: Hier fliehen Menschen vor bewaffneten Konflikten im ländlichen Norden des Landes in die Städte.“

    Trotz unterschiedlicher Versorgungslagen – in Thailand ist das Gesundheitswesen wesentlich besser entwickelt als in Mosambik – verfolgt das Projekt eine universelle Idee: ein integratives System, das stärker auf Migration und Immobilität zugeschnitten ist und den Betroffenen ein Recht auf aktive Mitgestaltung einräumt. „Wir müssen uns auch fragen, ob unser westliches Verständnis von Gesundheit in diesen Gebieten hilfreich ist“, erklärt Fred Krüger. „Wir schlagen vielmehr ein ‚Wellbeing Ecosystem‘ vor – ein empathisches, holistisches Gesundheitswesen, das das Wohlergehen des Menschen in den Mittelpunkt rückt sowie kulturelle und spirituelle Besonderheiten ebenso berücksichtigt wie Emotionen und Lebensentwürfe.“

    Kreative Lösungen – nicht nur für den Süden

    Die Forschenden streben eine Zusammenarbeit mit möglichst vielen gesellschaftlichen Akteuren an: Politik, Gesundheitseinrichtungen, Hilfsorganisationen und natürlich den Geflüchteten selbst. Von Interesse sind nicht nur administrative Entscheidungsprozesse, sondern auch kreative Lösungsansätze, die Vorbildcharakter für andere Regionen haben könnten: „In Nordwestthailand etwa hat eine Hilfsorganisation ein selbsttragendes Versicherungssystem aufgebaut“, erzählt Krüger. „Die meisten Migrantinnen und Migranten dort haben weder Geld noch eine Krankenversicherung und wären ohne diese Initiative von Versorgungsleistungen ausgeschlossen.“

    Auch wenn die Fallbeispiele aus dem globalen Süden stammen, ist das Projekt nicht nur auf diese Region ausgerichtet. „Ich denke, von den Ergebnissen unserer Forschung könnten auch wir im so genannten Westen oder Norden profitieren“, sagt Krüger. „Zum einen betrifft Migration inzwischen den gesamten Globus, zum anderen könnte das Projekt den einen oder anderen Anstoß geben, unsere Konzeption von Gesundheit zu überdenken. Denn für alle Menschen, egal wo sie leben, gilt: Gesundheit ist nicht nur die Abwesenheit von Krankheit.“

    Über das Projekt

    „TRANS-WELL“ wird im Rahmen der Initiative „Transdisciplinary Approaches to Mobility and Global Health“ von der Novo Nordisk Foundation (Dänemark), Wellcome Trust (Großbritannien) und der VolkswagenStiftung über einen Zeitraum von vier Jahren mit 1,6 Millionen Euro gefördert. Etwa die Hälfte davon erhält die FAU, die das Projekt koordiniert. Projektpartner sind das Schweizerische Tropen- und Public-Health-Institut (Swiss TPH), die Universität Chiang Mai, Thailand, die Lateinamerikanische Fakultät für Sozialwissenschaften, Dominikanische Republik, und das Manhiça Health Research Centre (CISM), Mosambik.

    Ansprechpartner für Medien:
    Prof. Dr. Fred Krüger
    Professur für Geographie
    Tel.: 09131/85-22641
    fred.krueger@fau.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Fred Krüger
    Professur für Geographie
    Tel.: 09131/85-22641
    fred.krueger@fau.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Geowissenschaften, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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