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12.08.2025 10:50

Immuntherapie wirkt besser bei seltenem Nierenkrebs

Christoph Lunkenheimer, Pressesprecher Universitätsmedizin Frankfurt, Stabsstelle Kommunikation Public Relations und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

    Die Universitätsmedizin Frankfurt veröffentlicht internationale Studienergebnisse, die erstmals die Wirksamkeit einer spezifischen Immuntherapie bei seltenen Nierenzellkarzinomen belegen – mit vielversprechenden Perspektiven für künftige Therapiekonzepte.

    Nicht-klarzellige Nierenzellkarzinome (nccRCC) zählen zu den medizinisch besonders herausfordernden Tumorformen. Sie machen etwa 20 bis 25 Prozent aller Nierenzellkarzinome aus und gelten aufgrund ihrer histologischen und molekularen Vielfalt als schwer behandelbar. Für viele Subtypen liegen nur begrenzte klinische Daten vor. Während für klarzellige Tumoren inzwischen mehrere etablierte Therapien verfügbar sind, mangelte es bislang an belastbaren klinischen Daten für die selteneren nccRCC-Subtypen.
    Diese Lücke wurde nun durch eine große internationale Studie geschlossen, die unter Federführung von Prof. Dr. Lothar Bergmann, Medizinische Klinik 2: Hämatologie und Onkologie der Universitätsmedizin Frankfurt, durchgeführt wurde. Die Ergebnisse der SUNNIFORECAST-Studie wurden kürzlich im renommierten Fachjournal Annals of Oncology veröffentlicht – mit bedeutenden Erkenntnissen für die zukünftige Behandlung dieser komplexen Tumorgruppe.

    Immuntherapie bringt klaren Überlebensvorteil

    Erstmals konnte die Überlegenheit einer Immuntherapie gegenüber der bisherigen Standardbehandlung nachgewiesen werden. Konkret untersuchte das Forscherteam die Wirksamkeit der Kombination der Immuncheckpoint-Inhibitoren Ipilimumab und Nivolumab bei bisher unbehandelten Patientinnen und Patienten mit nccRCC. Die Resultate sind vielversprechend: Nach zwölf Monaten zeigte sich eine Überlebensrate von 78 Prozent gegenüber 68 Prozent unter Standardtherapie. Auch die mediane Überlebenszeit verbesserte sich signifikant von 25,2 auf 33,2 Monate. Besonders ausgeprägt war der Vorteil bei Patientinnen und Patienten, deren Tumoren eine PD-L1-Expression aufwiesen.

    Während die Standardtherapie – meist eine Monotherapie mit Tyrosinkinasehemmern – auf die Blockade zellulärer Signalwege abzielt, stärkt die Immuntherapie gezielt das körpereigene Abwehrsystem. Ipilimumab und Nivolumab wirken dabei als Antikörper, die sogenannte „Checkpoints“ auf Immunzellen blockieren, um deren Aktivität zur Krebsbekämpfung wiederherzustellen.

    Erste randomisierte Studie ihrer Art – mit internationalem Netzwerk realisiert
    „Die SUNNIFORECAST-Studie ist die erste randomisierte Untersuchung weltweit, die den klinischen Nutzen dieser Immuntherapiekombination bei nicht-klarzelligen Nierenzellkarzinomen belegt“, erklärt Prof. Dr. Lothar Bergmann, Leiter der Studie an der Medizinischen Klinik 2: Hämatologie und Onkologie der Universitätsmedizin Frankfurt. „Damit eröffnen wir neue therapeutische Perspektiven für eine Patientengruppe, die bislang nur eingeschränkt behandelt werden konnte.“

    Das Projekt wurde in enger Zusammenarbeit mit deutschen und internationalen Partnerzentren aus sieben Ländern durchgeführt und von der Goethe-Universität Frankfurt gesponsert. Die Studienkoordination lag beim Trial Coordination Centre der Medizinischen Klinik 2: Hämatologie und Onkologie an der Universitätsmedizin Frankfurt unter Leitung von Dr. Nicola Gökbuget.

    Ausblick in die Forschung

    Die Ergebnisse der SUNNIFORECAST-Studie könnten künftig die klinische Praxis bei nccRCC maßgeblich beeinflussen. Insbesondere bei PD-L1-positiven Tumoren deutet sich ein Paradigmenwechsel in der Erstlinientherapie an.

    Zukünftige Studien sind bereits in Planung. Geprüft werden soll unter anderem, ob sich die Wirksamkeit von Ipilimumab und Nivolumab in Kombination mit Tyrosinkinasehemmern weiter steigern lässt. Auch eine genauere molekulare Subtypisierung der nccRCC-Tumoren könnte helfen, die Therapie noch gezielter an individuelle Patientenprofile anzupassen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Lothar Bergmann
    Medizinische Klinik 2: Hämatologie und Onkologie
    Universitätsmedizin Frankfurt
    Telefon: +49 69 63 01 – 51 21
    E-Mail: L.bergmann@em.uni-frankfurt.de
    Internet: www.unimedizin-ffm.de


    Originalpublikation:

    Bergmann, L., Albiges, L., Ahrens, M., Gross-Goupil, M., Boleti, E., Gravis, G., Fléchon, Grimm, M.-O., Bedke, J., Barthélémy, P., Castellano, D., Mellado, B., Ivanyi, P., Rottey, S., Flörcken, A., Suarez, C., Maroto, P., Grünwald, V., Oosting, S. F., Kopecky, J., Zschäbitz, S., Boegemann, M., Buchler, T., Niegisch, G., Goebell, P. J., Waddell, T., Joly, F., Priou, F., Retz, M., Siemer, S., Zimmermann, U., Deckbar, D., Burkholder, I., Hartmann, A., Haanen, J. B. Prospective randomized phase-II trial of ipilimumab/nivolumab versus standard of care in non-clear cell renal cell cancer – results of the SUNNIFORECAST trial; Ann Oncol. 2025, Jul;36(7):796 806.
    doi:10.1016/j.annonc.2025.03.016


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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