Forscher der Freien Universität Berlin wird vom Europäischen Forschungsrat mit fast 1,5 Millionen Euro gefördert
Der Sozial- und Kulturanthropologe Dr. Marcos Freire de Andrade Neves forscht an der Freien Universität Berlin über die globale Verbreitung des tödlichen Medikaments Natrium-Pentobarbital. Für sein interdisziplinäres Forschungsprojekt MORTALMED, das die gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Dimensionen des Einsatzes von Natrium-Pentobarbital beleuchten will, wird der Wissenschaftler nun vom Europäischen Forschungsrat mit einen ERC Starting Grant in Höhe von 1,49 Millionen Euro gefördert.
Dr. Marcos Freire de Andrade Neves ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent am Institut für Sozial- und Kulturanthropologie der Freien Universität Berlin, wo er im Forschungsbereich Medical Anthropolgy | Global Health tätig ist. Er erforscht die transnationale Zirkulation von Arzneimitteln, Menschen, Technologien und Dokumenten im Kontext von Sterbehilfe und Todesstrafe. Studiert hat Dr. Marcos Freire de Andrade Neves an der Universidade Federal do Rio Grande do Sul (Brasilien), wo er auch promovierte. Seit 2020 ist er an der FU Berlin tätig, ein Forschungsaufenthalt führte ihn zudem an die University of Edinburgh. Im Frühjahr 2025 wurde der Forscher von der Wenner-Gren Foundation mit dem „Fejos Postdoctoral Fellowhip in Ethnograpic Film“ für seinen Dokumentarfilm „Not Dead Yet“ ausgezeichnet. Der Film handelt vom Leben zweier Theaterdarsteller*innen, die an einem deutschen See in einem Zirkuswagen leben und auf einen Schweizer Arzt treffen, der Sterbehilfe leistet.
Sein vom Europäischen Forschungsrat (European Research Council – ERC) gefördertes Forschungsprojekt MORTALMED („Mortal Medicine: The Social Life of a Death-Inducing Pharmaceutical“) will mit einem Mixed-Methods-Ansatz – also der Kombination qualitativer und quantitativer Forschungsmethoden – analysieren, wie Natrium-Pentobarbital als sogenanntes „Pharmakon“ (Heilmittel und Gift zugleich) weltweit zirkuliert und dabei in unterschiedlichste Regelwerke, Machtverhältnisse und kulturelle Praktiken eingebunden ist.
Konkret will Marcos Freire de Andrade Neves den Einsatz von Natrium-Pentobarbital in drei sehr unterschiedlichen Kontexten untersuchen, nämlich bei der Sterbehilfe in der Schweiz, bei staatlichen Hinrichtungen in den USA und in freier Verfügbarkeit und Kommerzialisierung in Mexiko.
MORTALMED zeigt auf, wie Arzneimittel weit über klassische Gesundheitskontexte hinaus funktionieren. Dabei werden die breiteren soziopolitischen Dynamiken und Machtstrukturen offengelegt, die durch den Einsatz von Natrium-Pentobarbital geprägt werden als auch selbst prägend wirken. Beleuchtet wird auch, wie die Anwendung von Natrium-Pentobarbital sozioökonomische und rassische Ungleichheiten widerspiegelt und verstärkt.
„Durch die Rekonstruktion der soziokulturellen Geschichte von Natrium-Pentobarbital wirft das Projekt eine kritische Perspektive darauf, wie Arzneimittel zur Steuerung von Leben und Tod beitragen. Wir wollen mit unserer Forschung Einblicke in die aktuellen und zukünftigen Auswirkungen des durch Pharmazeutika vermittelten Todes geben“, sagt Dr. Marcos Freire de Andrade Neves. MORTALMED liefert damit wichtige Impulse für politische und rechtliche Debatten über Sterbehilfe, die Anwendung der Todesstrafe sowie die globale Verantwortung im Umgang mit Arzneimitteln und kann dazu beitragen, globale Gesundheits- und Gerechtigkeitsfragen aus einer neuen Perspektive zu denken.
Weitere Informationen
Gesamtliste aller ERC-Grants der Freien Universität Berlin: https://www.fu-berlin.de/forschung/kommunikation/preise/erc/index.html
Mitteilungen des ERC: https://erc.europa.eu/news
Dr. Marcos Freire de Andrade Neves, Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozial und Kulturanthropologie, E-Mail: marcos.freire@fu-berlin.de
Der Europäische Forschungsrat fördert den Sozial- und Kulturanthropologen Marcos Freire de Andrade N ...
Quelle: Eduardo Assunção
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
Gesellschaft, Philosophie / Ethik
überregional
Forschungsprojekte, Wissenschaftspolitik
Deutsch
Der Europäische Forschungsrat fördert den Sozial- und Kulturanthropologen Marcos Freire de Andrade N ...
Quelle: Eduardo Assunção
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