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04.09.2025 13:57

EU-Millionenförderung: Drei Kölner Forschende erhalten ERC Starting Grants

Gabriele Meseg-Rutzen Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    Wissenschaftler*innen der Universität zu Köln haben eine der begehrtesten europäischen Förderungen für Nachwuchsforscher*innen eingeworben / Insgesamt bis zu 4,5 Millionen Euro über fünf Jahre

    Die Kölner Physikerin Dr. Sabina Hillebrandt, die Pflanzenwissenschaftlerin Dr. Isabel Saur und der Wirtschaftswissenschaftler Professor Dr. Johannes Wohlfart sind vom Europäischen Forschungsrat (ERC) mit je einem Starting Grant ausgezeichnet worden. Exzellente Nachwuchswissenschaftler*innen werden mit dem Starting Grant für die Dauer von fünf Jahren mit jeweils bis zu 1,5 Millionen Euro gefördert. „Drei neue ERC Starting Grants sind ein großartiger Erfolg. Herzlichen Glückwunsch an die Kolleginnen und den Kollegen. Die Förderungen verdeutlichen die große Bandbreite exzellenter Forschung an unserer Universität in den Geistes- und Sozialwissenschaften, in den Lebenswissenschaften und in den Naturwissenschaften“, sagt Professor Dr. Joybrato Mukherjee, Rektor der Universität zu Köln.

    Dr. Sabina Hillebrandt vom Humboldt Centre for Nano- and Biophotonics an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät erhält den ERC Starting Grant für ihr Projekt "OLED-based bidirectional Neuroimplant" (OdiN).

    Millionen Menschen weltweit leiden an neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson oder Alzheimer. Therapien können meist nur den Verlauf verlangsamen oder Symptome lindern, eine Heilung gibt es nicht. Im Allgemeinen sollte bei jeder potenziellen Therapie die Erhaltung der Neuronen und ihrer Funktion – bekannt als Neuroprotektion – Priorität haben. Im Projekt OdiN wird ein neuartiges, flexibles Implantat entwickelt, das gefährdete Nervenzellen nicht nur überwacht, sondern auch gezielt schützt.

    Kern des Ansatzes ist die Kombination von organischer Elektronik und Lichttherapie. Ein wenige Hundert Mikrometer kleines Implantat nutzt organische Leuchtdioden im Nahinfrarotbereich (NIR OLEDs), die eine sogenannte Photobiomodulation auslösen – ein Prozess, der nachweislich den Neuronenerhalt bei neurodegenerativen Erkrankungen unterstützen kann. Gleichzeitig misst ein integrierter Detektor aus OLED und Fotodiode die Aktivität der Nervenzellen, sodass eine präzise rückgekoppelte Anregung möglich ist. Getestet wird das Neuroimplantat zunächst in Zellmodellen und anschließend in einem Mausmodell der Parkinson-Krankheit.

    Im Gegensatz zu bisherigen Verfahren verspricht diese Technik eine gezielte und minimalinvasive Modulation von Nervenzellen ohne genetische Eingriffe und mit minimaler Belastung für Patient*innen. „Der ERC Starting Grant gibt mir die einmalige Möglichkeit, meine bisherige Forschung in den hochaktuellen Bereichen der NIR-OLED-Technologie und der Photobiomodulation weiterzuentwickeln und damit neuartige Neuroimplantate zu realisieren, wie es sie in dieser Form bisher noch nicht gegeben hat“, so Hillebrandt. OdiN kann so die Grundlage für neue Therapiemöglichkeiten gegen neurodegenerative Erkrankungen bilden.

    Dr. Isabel Saur vom Institut für Pflanzenwissenschaften der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät wird mit dem Projekt "Molecular determinants underlying non-host resistance to devastating fungal diseases of cereal plants" (noDisease) gefördert.
    Pflanzenkrankheiten verursachen jedes Jahr weltweit enorme Ernteverluste. Chemische Pflanzenschutzmittel sind oft kostspielig und teils umweltschädlich. Doch die Natur selbst bietet einen vielversprechenden Ausweg. Manche Pflanzenarten sind von Natur aus immun gegen bestimmte Krankheitserreger. Dieses Phänomen wird als Nicht-Wirtsresistenz bezeichnet und gilt als besonders stabil und langfristig wirksam. Beispielsweise befällt der Mehltaupilz Blumeria hordei ausschließlich Gerste, während er die Krankheit auf Weizen nicht verursachen kann.

    Das Forschungsprojekt noDisease setzt genau hier an. Das Projektteam möchte verstehen, welche genetischen und molekularen Faktoren diese natürliche Immunität des Weizens gegenüber Blumeria hordei ermöglichen. Das Projekt hat zum Ziel, die gewonnenen Erkenntnisse auf anfällige Nutzpflanzen zu übertragen und so krankheitsresistente Sorten zu generieren.

    Mithilfe moderner molekularbiologischer und biochemischer Hochdurchsatzmethoden sollen die relevanten Resistenzgene schnell identifiziert, charakterisiert und ihre Wirkung untersucht werden. Parallel dazu wird geprüft, ob diese Gene zwischen Pflanzenarten übertragen werden können und ob ihre krankheitsabwehrende Wirkung in verschiedenen Kulturen stabil bleibt.

    Mit diesem innovativen Ansatz möchte noDisease langfristig dazu beitragen, robuste, umweltfreundliche und nachhaltige Pflanzensorten zu entwickeln, die gegen Pilzkrankheiten gewappnet sind.
    „Durch den ERC Grant können wir Strategien zur Identifizierung von Nicht-Wirtsresistenzen entwickeln, welche unabhängig davon sind, ob eine Pflanze mit einer Nicht-Wirtspflanze gekreuzt werden kann. Dies ist bisher nur sehr eingeschränkt möglich“. Isabel Saur ist Teil des Cluster of Excellence on Plant Sciences (CEPLAS), in dem die beteiligten Wissenschaftler*innen innovative Strategien für eine nachhaltige Pflanzenproduktion entwickeln.

    Prof. Dr. Johannes Wohlfart erhält den Starting Grant für das Projekt "Modes of Expectation Formation in Macro and Finance" (MODES). Prof. Dr. Johannes Wohlfart wurde 2024 an den Exzellenzcluster ECONtribute berufen und ist Teil des Department of Economics an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät.
    In wirtschaftlich unsicheren Zeiten spielen Erwartungen eine entscheidende Rolle. Wie denken Menschen über Inflation, Arbeitslosigkeit oder Aktienmärkte? Was erwarten sie für die Zukunft – und auf welcher Grundlage treffen sie ihre Annahmen? Solche Erwartungen spielen eine zentrale Rolle in der Makroökonomik und Finanzwissenschaft und sind Gegenstand eines wachsenden Forschungsfelds.

    Im Forschungsprojekt MODES untersuchen die Wissenschaftler*innen systematisch verschiedene „Modi der Erwartungsbildung“, also die unterschiedlichen Ansätze, mit denen Menschen wirtschaftliche Erwartungen bilden.
    Bislang ist kaum untersucht, wann welche Strategie der Erwartungsbildung zum Einsatz kommt, wie die resultierenden Erwartungen tatsächliche Entscheidungen beeinflussen und welche Folgen dies gesamtwirtschaftlich hat. Das Projekt kombiniert KI-gestützte, interaktive Umfragen mit modernen ökonomischen Modellen, um systematisch zu erfassen, wie Menschen zu ihren Erwartungen gelangen. Dabei wird untersucht, wie verschiedene Gruppen – etwa Haushalte, Unternehmensmanager oder Finanzanleger – über Inflation, Aktienrenditen oder Arbeitslosigkeit denken. Die Umfragedaten werden mit Bankdaten und administrativen Registerdaten zu Finanzentscheidungen und Hintergrundmerkmalen der Befragten verknüpft.

    „Die gewonnenen Erkenntnisse werden in realistische gesamtwirtschaftliche Modelle eingespeist, um die Folgen unterschiedlicher Erwartungsbildungsprozesse für Märkte, Preise und Arbeitsplätze besser zu verstehen“, so Wohlfart. „Das Ziel ist es, ein einheitliches und gleichzeitig differenziertes Bild davon zu entwickeln, wie Erwartungen entstehen und sich makroökonomisch auswirken.“
    Johannes Wohlfart ist Professor des Exzellenzclusters ECONtribute: Markets & Public Policy. ECONtribute ist der einzige von der DFG geförderte Exzellenzcluster mit Fokus auf Volkswirtschaftslehre, getragen von den Universitäten Bonn und Köln.

    Presse und Kommunikation:
    Jan Voelkel
    +49 221 470 2356
    j.voelkel@verw.uni-koeln.de
    Weitere Informationen:
    https://erc.europa.eu/news-events/news/erc-2025-starting-grants-results

    Verantwortlich: Dr. Elisabeth Hoffmann – e.hoffmann@verw.uni-koeln.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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