idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
09.10.2025 13:42

Bandlücken in Bewegung – Attosekunden-Interferometrie an Festkörpern

Alexandra Wettstein Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie im Forschungsverbund Berlin e.V.

    In einer Zusammenarbeit zwischen dem Max-Born-Institut, dem ARCNL Amsterdam und der Aarhus Universität haben Forschende nun gezeigt, dass mittels Interferometrie hoher Harmonischer im extremen Ultraviolett (XUV) direkter Zugang zu diesen Dynamiken gewonnen werden kann.

    Die Bandlücke, also der Energieabstand zwischen dem höchsten besetzten Valenzband und dem niedrigsten unbesetzten Leitungsband, ist eine zentrale Größe isolierender Festkörper. Sie bestimmt, wie ein Material Licht absorbiert und Elektrizität leitet. Zu verfolgen, wie sich eine Bandlücke unter starker Laseranregung verändert, war lange Zeit eine Herausforderung, da die zugrunde liegenden Prozesse auf Femtosekunden-Zeitskalen ablaufen und insbesondere in Dielektrika mit großer Bandlücke nur schwer direkt beobachtbar sind.

    In einer Zusammenarbeit zwischen dem Max-Born-Institut, dem ARCNL Amsterdam und der Aarhus Universität haben Forschende nun gezeigt, dass mittels Interferometrie hoher Harmonischer im extremen Ultraviolett (XUV) direkter Zugang zu diesen Dynamiken gewonnen werden kann.

    Mit Hilfe phasenstabilisierter Paare von nahinfraroten Laserpulses (siehe Abb. 1 für den experimentellen Aufbau) wurden Interferenzmuster und deren intensitätsabhängige Verschiebung in den hohen Harmonischen aus Quarzglas (SiO₂) und Magnesiumoxid (MgO) gemessen.

    Diese Verschiebungen [Abb. 2(a) und (b)] kodieren zeitlich veränderliche elektronische Bandlücken, wobei SiO₂ auf eine Verkleinerung der Bandlücke [Abb. 2(c)] und MgO auf eine Vergrößerung [Abb. 2(d)] hindeutet.

    Die Experimente werden durch analytische Modellierungen und Simulationen auf Basis der Halbleiter Bloch Gleichungen unterstützt, die bestätigen, dass die beobachteten Phasenänderungen konsistent mit anregungsinduzierten Modifikationen der elektronischen Struktur sind.

    Diese Arbeit etabliert interferometrische Messungen hoher Harmonischer als vielfältig anwendbare, vollständig optische Methode zur Unterstuchung von Bandstruktur-Dynamiken in Festkörpern. Über den fundamentalen Erkenntnisgewinn hinaus eröffnet dieser Ansatz neue Wege für die ultraschnelle Halbleitermetrologie und zukünftige elektro-optische Technologien im Petahertz-Bereich.

    Bildunterschriften:

    Abbildung 1:
    Experimenteller Aufbau zur Erzeugung von phasenstabilisierten NIR und XUV Pulsen mit Hilfe eines aktiv stabilisierten Interferometers.

    Abbildung 2:
    Intensitätsabhängige Phasenverschiebung in den hohen Harmonischen aus SiO₂ (a) und MgO (b). (c) Extrahierte Bandkantenänderung in SiO₂. (d) Analog zu (c) aber für MgO.

    Teaser:
    Schematische Darstellung der extrem-ultravioletten Hochharmonischen-Interferometrie an Festkörpern.
    Zwei phasenstabilisierte Nahinfrarotpulse erzeugen hohe Harmonische in einem Festkörper. Die Interferenz der emittierten XUV-Felder enthält Informationen über zeitlich veränderliche Bandlücken und zeigt, wie starke Laserfelder die elektronische Struktur eines Materials auf Femtosekunden-Zeitskalen verändern.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Kontakt:

    Dr. Peter Jürgens-Goltermann
    juergens@mbi-berlin.de
    +49 30 – 6392 1218

    Prof. Dr. Marc J. J. Vrakking
    vrakking@mbi-berlin.de
    +49 30 – 6392 1200

    www.mbi-berlin.de

    Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie im Forschungsverbund Berlin e.V.


    Originalpublikation:

    Watching bandgaps in motion - attosecond interferometry of solids
    Lisa-Marie Koll, Simon Vendelbo Bylling Jensen, Pieter J. van Essen, Brian de Keijzer, Emilia Olsson, Jon Cottom, Tobias Witting, Anton Husakou, Marc J. J. Vrakking, Lars Bojer Madsen, Peter M. Kraus, Peter Jürgens

    Extreme ultraviolet high-harmonic interferometry of excitation-induced bandgap dynamics in solids
    Optica 12, 1606 – 1614 (2025)

    https://opg.optica.org/optica/fulltext.cfm?uri=optica-12-10-1606
    https://mbi-berlin.de/research/highlights/details/watching-bandgaps-in-motion-at...
    https://doi.org/10.1364/OPTICA.559022


    Bilder

    Abb 1: Experimenteller Aufbau zur Erzeugung von phasenstabilisierten NIR und XUV Pulsen mit Hilfe eines aktiv stabilisierten Interferometers.
    Abb 1: Experimenteller Aufbau zur Erzeugung von phasenstabilisierten NIR und XUV Pulsen mit Hilfe ei ...

    Copyright: Copyright: MBI/Dr. Peter Jürgens-Goltermann

    Intensitätsabhängige Phasenverschiebung in den hohen Harmonischen
    Intensitätsabhängige Phasenverschiebung in den hohen Harmonischen

    Copyright: Copyright: MBI/Dr. Peter Jürgens-Goltermann


    Anhang
    attachment icon Schematische Darstellung der extrem-ultravioletten Hochharmonischen-Interferometrie an Festkörpern

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Abb 1: Experimenteller Aufbau zur Erzeugung von phasenstabilisierten NIR und XUV Pulsen mit Hilfe eines aktiv stabilisierten Interferometers.


    Zum Download

    x

    Intensitätsabhängige Phasenverschiebung in den hohen Harmonischen


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).