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16.10.2025 16:00

Zentrum für Digitale Medizin: Vorreiterstellung in der Digitalisierung der Biomedizinischen Forschung

Anne Wansing Stabsstelle Presse und Kommunikation
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

    Als gemeinsame Einrichtung der Medizinischen Fakultät und der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) sowie des Universitätsklinikums Düsseldorf (UKD) hat sich das Zentrum für Digitale Medizin (ZDM) zum Ziel gesetzt, in der laufenden digitalen Revolution der biomedizinischen Forschung eine führende Rolle einzunehmen. Mit dem neuen Forschungsstandort an der Henkelstraße stehen den Forschenden dafür nun eine moderne Infrastruktur und eine zeitgemäße Ausstattung zur Verfügung. Am 16. Oktober wurde der Standort feierlich eingeweiht.

    Die biomedizinische Forschung ist zunehmend von der laufenden Digitalisierung geprägt. Durch den Einsatz modernster Daten- und Analysetechnologien können Krankheiten präziser erforscht, Therapien individueller entwickelt und medizinische Erkenntnisse schneller in die Praxis überführt werden. Diese Transformation stellt nicht nur für die Wissenschaft einen bedeutenden Umbruch dar, sondern ist auch von großer gesellschaftlicher Bedeutung: Eine digital vernetzte Forschung schafft die Grundlagen für eine effizientere, gerechtere und patientenorientiertere Gesundheitsversorgung von morgen. Daher hat sich die HHU mit der Gründung des ZDM bereits 2022 das Ziel gesetzt, in dieser digitalen Revolution eine Vorreiterstellung einzunehmen. Unter der Leitung von Prof. Dr. Tobias Marschall, Genominformatiker und Direktor des Instituts für Medizinische Biometrie und Bioinformatik, kooperieren im ZDM verschiedene Institute und Kliniken von HHU und UKD miteinander, um in der biomedizinischen Forschung von ihrer jeweiligen Expertise zu profitieren. Durch den neuen gemeinsamen Forschungsstandort an der Henkelstraße werden die Düsseldorfer Wissenschaftler in Zukunft noch enger zusammenarbeiten.

    Geprägt ist der neue Standort vom Ansatz „New Work“. Neben festen Büros gibt es Co-Working-Flächen, flexible Arbeitsbereiche und Seminar- und Besprechungsräume. So sollen verschiedene Teams zusammenkommen und der Austausch untereinander gefördert werden. Dazu sind einzelne Forschungsgruppen fest am Standort verortet, während andere Gruppen die Räumlichkeiten bei Bedarf nutzen können. 26 verschiedene Institute, Kliniken und Arbeitsgruppen sind Teil des ZDM oder kooperieren mit diesem. Sie entstammen der Medizinischen Fakultät der HHU, der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der HHU oder dem UKD. Die Forschung ist dabei sowohl methoden- als auch anwendungsorientiert und deckt verschiedene Fachbereiche von der Grundlagenforschung, der klinisch-theoretischen bis hin zur klinischen Forschung ab.

    Einer der Forschenden, die nun am ZDM arbeiten werden, ist Jun.-Prof. Dr. Daniel Dörr (Klinik für Endokrinologie und Diabetologie). Seine Arbeitsgruppe „Computational Diabetology“ erforscht zentrale Fragestellungen zu Typ 2 Diabetes Mellitus (T2D). T2D ist in der Bevölkerung weit verbreitet und geht mit einem deutlich erhöhten Risiko für schwere Begleiterkrankungen einher, der Forschungsdruck ist hoch. Jun.-Prof. Dörrs Arbeitsgruppe hat sich unter anderem den Fragen der Früherkennung, den Krankheitsverläufen und dem individuellen Risiko, an Folgeerkrankungen zu erkranken, verschrieben. Dazu entwickelt sie computergestützte Analysemethoden, die die Daten von DNA- und RNA-Molekülen, Proteinen und Metaboliten, die aus Gewebeproben gewonnen werden, analysieren und sogenannte Biomarker identifizieren sollen. Diese Biomarker sollen dann Rückschlüsse darauf ermöglichen, wie sich der T2D beim einzelnen Patienten entwickeln wird. So kann eine individuelle Versorgung der Patientinnen und Patienten entwickelt werden.

    Zum besseren Verständnis verschiedener Erkrankungen soll auch die Forschung von Prof. Marschall und seinem Team beitragen. Seine Arbeitsgruppe ist Teil des internationalen Forschungsprojekts Human Pangenome Reference Consortium (HPRC). Prof. Marschall zur Arbeit seiner Forschungsgruppe: „Das Genom ist die Gesamtheit der durch die DNA repräsentierten Information, die ein Mensch von seinen Eltern erbt. Die Genomsequenz bestimmt also die erblichen Eigenschaften des Menschen. Dazu gehören auch Risikofaktoren für verschiedene Krankheiten. Um diese besser identifizieren zu können, wird das einzelne Genom mit einem Referenzgenom abgeglichen.“

    Das aktuelle Referenzgenom geht auf das Human Genome Project zurück, dem es 2003 erstmal gelang, mehr als 90 Prozent des menschlichen Genoms abzubilden. Das Problem bei diesem Referenzgenom ist, dass es nur eine Sequenz darstellt, es also keinerlei genetische Vielfalt berücksichtigt. Marschall: „Insbesondere, wenn das Genom einer Person an bestimmten Stellen stark vom Referenzgenom abweicht, lassen sich die Fragmente nicht immer zuordnen. Das HPRC hat daher das Ziel, das aktuelle Referenzgenom durch ein umfangreiches Pangenom zu ersetzen und somit eine Landkarte des menschlichen Genoms zu erstellen.“

    Dazu macht sich die Arbeitsgruppe eine neue Sequenzierungsmethoden zunutze, das sogenannte long read sequencing. Diese erlaubt es, lange DNA-Fragmente an einem Stück auszulesen. Zusammen mit neuen Algorithmen der Bioinformatik wird es so möglich, Genome ohne Nutzung eines Referenzgenoms als Vorlage zu rekonstruieren. Langfristig soll das vorhandene Referenzgenom durch das neue Pangenom ersetzt werden und so unter anderem das Verständnis von seltenen genetischen Erkrankungen verbessern. Aktuelle Ergebnisse konnte seine Arbeitsgruppe im Juli in der höchst renommierten Fachzeitschrift Nature präsentieren.

    Einen ganz anderen Weg, sich die Digitalisierung der biomedizinischen Forschung zu Nutze zu machen, hat die Forschungsgruppe unter der Leitung von Jun.-Prof. Dr. Nora Tabea Sibert gewählt. Der neue Forschungsbereich Onkologische Versorgungsforschung mit Schwerpunkt Digitale Medizin ist in der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe beheimatet und Teil des ZDM. Die onkologische Versorgungsforschung untersucht Strukturen, Prozesse und Ergebnisse der Krebsversorgung im Praxisalltag. Prof. Sibert: „Unser Ziel ist es, die Qualität der Versorgung nachhaltig zu verbessern und dabei die Potenziale der Digitalen Medizin zu erkennen und zu nutzen.“ Die Forschungsschwerpunkte reichen von der Patientinnen-Zentrierung über die Qualität in der onkologischen Versorgung, der Nutzung von versorgungsnahen Daten bis zur Digitalisierung in der Medizin. Dazu kooperiert die Forschungsgruppe neben dem ZDM auch mit dem „Centre for Health and Society“ (chs) der HHU und des UKD und dem „Centrum für Integrierte Onkologie“ (CIO) des UKD sowie mit dessen Standorten in Aachen, Köln und Bonn.

    Ein neuer Standort, der konkret der zunehmenden Digitalisierung der biomedizinischen Forschung gewidmet ist, war lange Wunsch der Medizinischen Fakultät. Dekan Prof. Dr. Nikolaj Klöcker betont: „Mit dem Umzug hier an den Standort Henkelstraße steht den Forschenden nun eine moderne Infrastruktur und zeitgemäße Arbeitsumgebung zur Verfügung. So wollen wir künftig eine führende Rolle in der biomedizinischen Forschung einnehmen. Diese wird immer stärker auf der intelligenten Nutzung von Daten basieren, ein Bereich, der bereits Schwerpunkt an der HHU ist und so weiter wachsen wird.“

    Der neue Standort für das ZDM ist in der Henkelstraße 230 im Stadtteil Reisholz entstanden. Das denkmalgeschützte Backsteingebäude wurde 1939 errichtet und war zuletzt Firmensitz eines Düsseldorfer Herstellers für Kosmetikprodukte. Wiederbelebt und für die Forschung weiterentwickelt wurde der Standort durch die Bahners & Schmitz Gruppe, eine inhabergeführte Projektentwicklungsgesellschaft aus Düsseldorf


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Tobias Marschall
    Jun.-Prof. Dr. Daniel Dörr
    Jun.-Prof. Dr. Nora Tabea Sibert


    Weitere Informationen:

    https://www.medizin.hhu.de/news-detailinformation/bisher-tiefster-einblick-in-da...


    Bilder

    Der neue Standort des Zentrums für Digitale Medizin an der Henkelstraße bietet den Forschenden Raum für den Austausch zwischen verschiedenen Forschungsgruppen auf historischem Gelände.
    Der neue Standort des Zentrums für Digitale Medizin an der Henkelstraße bietet den Forschenden Raum ...
    Quelle: Maurice Kaufmann
    Copyright: UKD

    Das New Work-Konzept im ZDM ermöglicht es den Forschenden, in kleineren oder größeren Gruppen in verschiedenen Räumlichkeiten zusammenzukommen, etwa in den hier abgebildeten schalldichten Boxen
    Das New Work-Konzept im ZDM ermöglicht es den Forschenden, in kleineren oder größeren Gruppen in ver ...
    Quelle: Maurice Kaufmann
    Copyright: UKD


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Kooperationen, Organisatorisches
    Deutsch


     

    Der neue Standort des Zentrums für Digitale Medizin an der Henkelstraße bietet den Forschenden Raum für den Austausch zwischen verschiedenen Forschungsgruppen auf historischem Gelände.


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    Das New Work-Konzept im ZDM ermöglicht es den Forschenden, in kleineren oder größeren Gruppen in verschiedenen Räumlichkeiten zusammenzukommen, etwa in den hier abgebildeten schalldichten Boxen


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