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29.10.2025 10:31

Neue Antriebstechnik für Offroad-Fahrzeuge: Sicher durch schwieriges Gelände

Christian Könemann Stab und Strategie - Gesamtkommunikation
Karlsruher Institut für Technologie

    Feuchte Wiesen, steile Hänge und lockere Böden stellen für landwirtschaftliche Fahrzeuge oft eine Herausforderung dar. Ein neues Antriebssystem, das Offroad-Fahrzeuge sicher durch schwieriges Gelände bringt, haben Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) gemeinsam mit einem Industriepartner entwickelt. Es ersetzt herkömmliche Differenziale durch einzeln steuerbare Getriebe an jedem Rad. So lassen sich Gelände bewältigen, die zuvor nicht befahrbar waren.

    Fahrzeuge wie Traktoren oder Hangmäher sind bisher mit klassischen Differenzialgetrieben ausgestattet. Diese sorgen dafür, dass sich die Räder einer Achse beim Kurvenfahren unterschiedlich schnell drehen – man spricht von einem offenen Differenzial. Der Nachteil: Verliert ein Rad die Bodenhaftung, beginnt es durchzudrehen und das zweite Rad der Achse bleibt stehen. Das führt zu reduziertem Vortrieb. Ein gesperrtes Differenzial hingegen sorgt dafür, dass beide Räder einer Achse fest miteinander verbunden sind und sich synchron drehen. So kommt das Fahrzeug auch durch unwegsames Gelände, etwa beim Befahren von Wiesen, Schnee oder Schlamm. Es kann jedoch nicht um die Kurve fahren.

    Zwei Prinzipien, ein System – Vorteile im Gelände

    Das neue Antriebssystem gleicht die Nachteile beider Prinzipien aus: Es verbessert die Bodenhaftung und ermöglicht gleichzeitig einen präzisen Drehzahlausgleich in Kurven, denn es hat an jedem Rad ein steuerbares Getriebe. „Das System passt automatisch die Drehzahlen der Räder an die Fahrsituation an. Damit wird die volle mechanische Kraft des Antriebs bei gleichzeitiger Kontrolle der Radgeschwindigkeiten präzise auf die Räder verteilt“, sagt Stefan Herr, Leiter der Forschungsgruppe Antriebstechnik des Institutsteils Mobile Arbeitsmaschinen am KIT. Auf diese Weise drehen alle Räder mit optimaler Geschwindigkeit bei maximaler Kraftübertragung – das Fahrzeug kommt auch in schwierigen Situationen voran.

    „Ein Traktor mit dem ‚Line Traction System‘ bietet mehr Leistung und Sicherheit, indem er die Kraft auch bei starkem Gefälle oder ungleichmäßigem Untergrund auf den Boden bringt“, sagt Herr. „Unser Versuchsfahrzeug fährt dort weiter, wo andere stehen bleiben. Flächen, die bisher nicht nutzbar waren oder von Hand bewirtschaftet werden mussten, lassen sich nun maschinell bearbeiten.“ Einsatzszenarien sind etwa das Mähen von steilen Hängen an Autobahntrassen oder von Wiesen in bergigen Regionen.

    Ein weiterer großer Vorteil des Systems: Der konventionelle Antriebsstrang mit zentralem Motor bleibt erhalten. Dadurch ist das Gesamtsystem kompakt, gewichtsneutral und wirtschaftlich. Der Antrieb kann sowohl mit einem Verbrennungs- als auch mit einem Elektromotor erfolgen. „Das System ist auch für emissionsfreie Antriebe geeignet und damit zukunftsfähig“, erklärt Herr.


    Forschung trifft Praxis: Von der Idee zur Innovation

    Die Technologie entstand in Zusammenarbeit mit der Müller Landmaschinen GmbH, dem Erfinder des Systems. In mehreren Projekten haben die Beteiligten das System von der Idee bis zur Vorserie entwickelt und erforscht. „Unsere Forschung ist eng mit der Praxis verbunden – wir bringen das Wissen auf die Straße oder aufs Feld“, sagt Herr. „Zudem sind von Beginn an Studierende und Promovierende an den Forschungsarbeiten beteiligt. Sie haben so früh die Möglichkeit, sich in laufende Projekte einzubringen und Innovationen mitzugestalten.“

    Ausgezeichnete Technik – Gold bei Innovationspreis

    Für das serienreife Produkt zeichnete die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft den Industriepartner Müller Landmaschinen GmbH gemeinsam mit dessen Integrationspartner Aebi Maschinenfabrik & Co. AG auf der weltgrößten agrartechnischen Fachmesse AGRITECHNICA in Hannover mit dem „Innovation Award AGRITECHNICA“ mit Gold aus. Der Preis zählt zu den wichtigsten Auszeichnungen der Agrartechnik und unterstreicht den erfolgreichen Transfer von Forschung am KIT in die Industrie. (mex)

    Weitere Informationen:
    https://www.fast.kit.edu/mobima/forschung_lt3.php

    Details zum KIT-Zentrum Mobilitätssysteme: https://www.mobilitaetssysteme.kit.edu

    Kontakt für diese Presseinformation:

    Dr. Felix Mescoli, Pressereferent, Tel.: +49 721 608-41171, E-Mail: felix.mescoli@kit.edu

    Als „Die Universität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Felix Mescoli, Pressereferent, Tel.: +49 721 608-41171, E-Mail: <felix.mescoli@kit.edu


    Weitere Informationen:

    https://www.fast.kit.edu/mobima/forschung_lt3.php
    https://www.mobilitaetssysteme.kit.edu


    Bilder

    Der Hangmäher mit „Line Traction“ fährt dort weiter, wo andere Mähmaschinen stehen bleiben. (Foto: Stefan Herr, KIT)
    Der Hangmäher mit „Line Traction“ fährt dort weiter, wo andere Mähmaschinen stehen bleiben. (Foto: S ...
    Quelle: Stefan Herr, KIT


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Verkehr / Transport
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Der Hangmäher mit „Line Traction“ fährt dort weiter, wo andere Mähmaschinen stehen bleiben. (Foto: Stefan Herr, KIT)


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