Die durch Insekten verursachte Baumsterblichkeit steigt in ganz Europa, wie eine internationale Studie unter Leitung der Tschechischen Agraruniversität Prag und mit Beteiligung der WSL ergab. Nadelbäume sind stärker betroffen, während die Schäden an Laubbäumen zurückgehen. Am stärksten betroffen sind warme, trockene Regionen – dies hat Auswirkungen auf die Artenauswahl und die Anpassung an den Klimawandel.
    * Die Schäden durch Rinden- und Holzbohrkäfer an Nadelbäumen haben im 21. Jahrhundert erheblich zugenommen, während die Entlaubung durch Motten in ganz Europa zurückgegangen ist.
* Die Schäden an Nadelbäumen werden hauptsächlich durch den Buchdrucker verursacht; Laubbäume hingegen werden von mehreren Arten befallen, was die Überwachung und Bekämpfung erschwert.
* Arten, die einst als widerstandsfähig galten – wie Föhren und Weisstannen –, weisen zunehmend Schäden durch Insektenbefall auf, was Bedenken hinsichtlich ihrer künftigen Eignung aufkommen lässt.
* In den wärmeren und trockeneren Teilen Europas ist das Ausmass der Störungen durchwegs höher, was auf ein erhöhtes Risiko in der Zukunft bei anhaltender Erwärmung hindeutet.
* Insektenpopulationen, die sich dieselben Wirte oder Ernährungsstrategien teilen, neigen dazu, gemeinsam zu wachsen und zu schrumpfen, was die Wahrscheinlichkeit von Baumsterben auf kontinentaler Skala erhöht.
* Es gibt keinen einfachen Nord-Süd-Gradienten. Regionale Klimaschwankungen und Extremereignisse überwiegen oft die Auswirkungen der Breitengrade auf die Störungsmuster durch Insekten.
* Schäden durch Baumkrankheiten und nicht heimische invasive Arten wurden nicht untersucht, verdienen aber ebenfalls mehr Aufmerksamkeit, wie beispielsweise das Eschentriebsterben.
Bäume befallende Insekten beeinträchtigen die Wälder Europas zunehmend, jedoch auf uneinheitliche Weise, wie eine in Global Change Biology veröffentlichte internationale Studie zeigt. Das internationale Team aus 17 europäischen Ländern, darunter die Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL für die Schweiz, berichtet, dass holzbohrende Insekten zunehmend Schäden an mehreren Nadelbaumarten verursachen. Hingegen ist die Entlaubung durch Raupen verschiedener Mottenarten in den letzten Jahren zurückgegangen. In den gemässigten und borealen Regionen Europas sind die Schäden durch Insekten in wärmeren und trockeneren Gebieten durchweg höher. Das erhöht das Risiko für grosse, plötzlich auftretende Schädlingsbefälle, wenn sich die Klimaextreme verstärken.
«Unsere Ergebnisse zeigen ein klares Signal: Von Nadelbäumen dominierte Wälder sind zunehmend anfällig für Holz- und Rindenbohrkäfer, insbesondere den Buchdrucker, während Laubbaumarten weniger Schäden durch eine vielfältigere Gruppe von Insekten erleiden», sagte Tomáš Hlásny, Erstautor der Studie von der Tschechischen Agraruniversität Prag. «Diese Erkenntnisse sind wichtig, da sie Orientierungshilfen für die Waldbewirtschaftung, die Auswahl von Baumarten, die Anpassung an den Klimawandel und die Planung künftiger Holzmärkte liefern.»
Warum das wichtig ist
Die Ergebnisse sprechen für Massnahmen, die die Waldbewirtschaftung auf klimaresistentere Baumarten mit einem hohen Anteil an Laubbäumen ausrichten, sowie für eine strengere, interoperable Überwachung von Waldstörungen und den länderübergreifenden Datenaustausch. «Wir brauchen Anpassungsstrategien, die die unterschiedlichen Störungstrends und ungleichmässigen Gefährdungsgrade in den Wäldern Europas widerspiegeln», sagte Hlásny. «Dies erfordert Anstrengungen im Bereich der koordinierten Überwachung von Waldrisiken, einer harmonisierten Datenerfassung und -weitergabe sowie Leitlinien, die von den Verantwortlichen umgesetzt werden können und den Märkten als Informationsgrundlage dienen.»
Blick nach oben auf Baumkronen mit grünen Blättern und kahlen Ästen vor blauem Himmel.
Starker Blattfrass durch Raupen kann das Wachstum und die Vitalität beeinträchtigen und gelegentlich zum Absterben von Bäumen führen; insgesamt hat diese Art von Schäden in den letzten 23 Jahren jedoch abgenommen. (Foto 2, Abb. 2) (Foto: Valentin Queloz)
Liniendiagramm zeigt Schwankungen der Entlauberfläche auf Laubbäumen in Millionen Hektar von 2000 bis 2021, mit einem Foto eines fliegenden Insekts mit grünen Vorderflügeln und durchsichtigen Hinterflügeln.
Wie die Studie durchgeführt wurde
Die Forschenden stellten jährliche Störungsdaten aus 15 europäischen Ländern für einen Zeitraum von mehr als zwei Jahrzehnten (2000–2022) zusammen, darunter Daten von Waldschutz Schweiz und des Schweizerischen Landesforstinventars, die von der WSL geleitet werden. Der Datensatz umfasst 1’361 Zeitreihen für 50 Insektenarten. Das Team analysierte Trends nach Ernährungsgilden (Bohrkäfer vs. Blattfresser), Wirtsbaumarten (Nadelbäume vs. Laubbäume) und geografischen/klimatischen Gradienten. Im Rahmen der Arbeit wurde auch ein neuartiger harmonisierter Datensatz zu Störungen eingeführt, der bestehende Überwachungsmassnahmen ergänzen und zukünftige Forschungsarbeiten unterstützen soll.
    
Country	Responsible expert	Contact
Austria	Gernot Hoch	gernot.hoch@bfw.gv.at
Bulgaria	Georgi Georgiev	ggeorgiev.fri@gmail.com
Croatia	Milan Pernek	milanp@sumins.hr
Czechia	Tomáš Hlásny	hlasny@fld.czu.cz
Finland	Tiina Ylioja	tiina.ylioja@luke.fi
France	Hervé Jactel	herve.jactel@inrae.fr
Germany	Henrik Hartmann	henrik.hartmann@julius-kuehn.de
Germany	Rupert Seidl	rupert.seidl@tum.de
Hungary	György Csóka	csoka.gyorgy@uni-sopron.hu
Italy	Massimo Faccoli	massimo.faccoli@unipd.it
Lithuania	Gediminas Brazaitis	gediminas.brazaitis@vdu.lt
Norway	Paal Krokene	paal.krokene@nibio.no
Poland	Wojciech Grodzki	W.Grodzki@ibles.waw.pl
Romania	Mihai-Leonard Duduman	mduduman@usm.ro
Serbia	Slobodan Milanovic	slobodan.milanovic@sfb.bg.ac.rs
Slovakia	Jozef Vakula	jozef.vakula@nlcsk.org
Slovenia	Maarten de Groot	maarten.degroot@gozdis.si
Sweden	Martin Schroeder	martin.schroeder@slu.se
Switzerland	Eckehard Brockerhoff	eckehard.brockerhoff@wsl.ch
Hlásny T., Modlinger R., Gohli J., Seidl R., Krokene P., Bernardinelli I., … Liebhold A.M. (2025) Divergent trends in insect disturbance across Europe's temperate and boreal Forests. Glob. Chang. Biol. 31(11), e70580 (19 pp.). https://doi.org/10.1111/gcb.70580
https://www.wsl.ch/de/news/die-baumsterblichkeit-durch-insekten-nimmt-in-ganz-eu...
Waldschäden durch Holz- und Rindenbohrkäfer haben in ganz Europa erheblich zugenommen. Solche Befäll ...
Quelle: (Foto: Simon Blaser)
    Merkmale dieser Pressemitteilung: 
     Journalisten
     Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
     überregional
     Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
 Deutsch  
    

Waldschäden durch Holz- und Rindenbohrkäfer haben in ganz Europa erheblich zugenommen. Solche Befäll ...
Quelle: (Foto: Simon Blaser)
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