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07.11.2025 11:05

Computertest zeigt, wie Mediennutzung und Lesen mit kindlicher Aufmerksamkeit zusammenhängen

Medizinische Fakultät Anne Grimm Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Kinder, die häufiger elektronische Medien nutzen, zeigen tendenziell eine geringere Aufmerksamkeitsleistung. Selbstständiges Lesen ist hingegen mit einer besseren Konzentration verbunden. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Erhebung mit mehr als 1000 Kindern im Rahmen der Life Child-Studie der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig. Die Studie ist kürzlich im Journal BMC Pediatrics veröffentlicht worden.

    Der Gebrauch elektronischer Medien wie Fernseher, Smartphones oder Tablets geht häufig mit schnellen Aufmerksamkeitswechseln einher, da immer wieder neue Reize präsentiert werden. Lesen dagegen erfordert ein längeres Aufrechterhalten der Konzentration. Auf dieser Basis haben Wissenschaftler:innen der Medizinischen Fakultät die Hypothese geprüft, ob der Gebrauch von Bildschirmmedien mit einer geringeren, Lesen hingegen mit einer besseren Langzeitaufmerksamkeit bei Kindern einhergeht.

    Zur Messung der Aufmerksamkeitsleistung absolvierten die insgesamt 1057 Kinder zweier Altersgruppen, von 3 bis 6,5 Jahre und 6,5 bis 11 Jahre, einen computerbasierten Test. Dabei sollten sie nur auf ein bestimmtes Bild reagieren, indem sie eine Taste drücken, bei anderen Bildern hingegen keine Reaktion zeigen. Erfasst wurden in der Testzeit von sieben Minuten sogenannte Auslassungsfehler (Mangel an Langzeitaufmerksamkeit) und Fehlreaktionen (mangelnde Impulskontrolle). Parallel berichteten die Eltern über die tägliche Nutzungsdauer von Bildschirmmedien bei Kindern ab drei Jahren und die Häufigkeit selbständigen Lesens ab sechs Jahren.

    Die wichtigsten Erkenntnisse: „Kindern beider Altersgruppen, die häufiger Bildschirmmedien nutzten, unterliefen im Test mehr Fehler als denen mit geringerer Mediennutzung. Besonders bei Vorschüler:innen zeigte sich ein Zusammenhang zwischen dem Anschauen von Filmen oder Serien und eingeschränkter Impulskontrolle. Im Grundschulalter war eine ausgedehnte Nutzung von Filmen, Serien oder Videospielen mit geringerer Langzeitaufmerksamkeit verbunden“, erklärt Dr. Tanja Poulain, Leiterin der aktuellen Studie und Wissenschaftlerin an der Medizinischen Fakultät bei Life Child.

    Im Gegensatz dazu wiesen Grundschulkinder, die regelmäßig selbständig lasen, weniger Fehler im computerbasierten Test auf. Das deutet darauf hin, dass Lesen mit einer besseren Aufmerksamkeitsleistung einhergeht. Darüber hinaus zeigte sich, dass Mädchen insgesamt weniger Fehler machten als Jungen.

    Die Resultate stützen frühere Befunde, wonach häufiger Mediengebrauch mit geringerer Aufmerksamkeit assoziiert ist. Anders als vergleichbare Studien, die auf Eigen- oder Elternangaben basierten, beruhen die Leipziger Daten auf standardisierten kognitiven Tests. Zudem konnte gezeigt werden, dass nicht nur die Lese¬fähigkeit, diese wurde in früheren Studien oft im Zusammenhang mit der Aufmerksamkeit untersucht, sondern auch die Lesehäufigkeit in einem positiven Zusammenhang mit der Konzentration steht. Die Wissenschaftler:innen der aktuellen Studie betonen, dass die Ergebnisse zwar keine Kausalität belegen, aber die Bedeutung einer moderaten Nutzung digitaler Medien und der Förderung des Lesens unterstreichen.

    Die Life Child-Studie, die seit 14 Jahren an der Medizinischen Fakultät läuft, umfasst Daten von mehr als 6000 Kindern aus Leipzig und Umgebung. Sie ermöglicht detaillierte Untersuchungen zum Einfluss von Umwelt- und Lebensstilfaktoren auf die körperliche und geistige Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Tanja Poulain
    Wissenschaftliche Mitarbeiterin LIFE Child
    E-Mail: tanja.poulain@medizin.uni-leipzig.de


    Originalpublikation:

    Originalpublikation in BMC Pediatrics: Performance on an attention test is positively related to reading but negatively related to watching TV and playing video games in children. Doi: https://doi.org/10.1186/s12887-025-06260-w


    Weitere Informationen:

    https://home.uni-leipzig.de/lifechild Life-Child-Studie


    Bilder

    Bei dem computerbasierten Test mussten sich die Kinder sieben Minuten lang stark konzentrieren, ohne Pause.
    Bei dem computerbasierten Test mussten sich die Kinder sieben Minuten lang stark konzentrieren, ohne ...
    Quelle: Life Child-Studie
    Copyright: Universität Leipzig

    Dr. Tanja Poulain
    Dr. Tanja Poulain
    Quelle: privat


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Medizin, Pädagogik / Bildung
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Bei dem computerbasierten Test mussten sich die Kinder sieben Minuten lang stark konzentrieren, ohne Pause.


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    Dr. Tanja Poulain


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