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10.11.2025 14:27

Digitale Bilder im Spannungsfeld von Manipulation und Macht

Dr. Gabriele Neumann Stabsstelle Hochschulkommunikation
Philipps-Universität Marburg

    Welche Rolle spielen digitale Bilder beim aktuellen tiefgreifenden Wandel der globalen politischen Ordnung? Diesem Thema widmet sich die Abschlusstagung des DFG-Schwerpunktprogramms (SPP) „Das digitale Bild“. Unter dem Titel “Digitale Bilder und der Authoritarian Turn. Visualisierung, Manipulation, Kontrolle” tauschen sich Forschende vom 12. bis 14. November 2025 an der Universität Marburg über die politische Dimension des digitalen Bildes unter den aktuellen Bedingungen dessen aus, was häufig als „autoritäre Wende“ bezeichnet wird. Denn digitale Bilder scheinen bei dieser Wende eine entscheidende Rolle zu spielen.

    Vor dem Siegeszug der Künstlichen Intelligenz galten fotografische Bilder als manipulierbar aber zugleich realitätsnah. Heute dagegen ist oft unklar, ob es überhaupt ein reales Originalfoto gibt. Bilder werden nicht nur digital aufbereitet und beliebig verändert, sondern zunehmend auch synthetisch und algorithmisch erzeugt und verbreitet. Sie werden zunehmend und systematisch für politische Zwecke genutzt und erzielen enorme Reichweiten, vor allem über Social-Media-Plattformen. In der Regel werden diese Plattformen nicht von demokratischen Instanzen, sondern von Unternehmen kontrolliert.

    „Bilder haben ein enormes Potenzial, Botschaften emotional zu übermitteln und aufzuladen, eine breite Öffentlichkeit zu manipulieren und damit zur Etablierung autoritärer Strukturen oder zur Konsolidierung von Macht beizutragen“, sagt Prof. Dr. Hubert Locher, Sprecher der zweiten Phase des Schwerpunktprogramms (SPP) und Direktor des Deutschen Dokumentationszentrums für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg (DDK) an der Philipps-Universität Marburg.

    Die Thematisierung digitaler Bildmedien in ihrer politischen Funktion als Fokus der Tagung trägt auch der Entwicklung der vergangenen sechs Jahre Rechnung. Denn die Situation hat sich seit dem Start des SPP im Dezember 2019 – noch vor der Corona-Pandemie – deutlich verändert.

    „Während der Laufzeit des Programms ist nicht nur ein rasanter Wandel der digitalen Technologien zu beobachten – eine Entwicklung, die in dieser Dynamik nicht vorhersehbar war – sondern gleichzeitig ein signifikanter Wandel der politischen Situation“, erklärt Prof. Dr. Hubertus Kohle, Sprecher der ersten Phase des SPP vom Institut für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München.

    Überwog zu Beginn des Projekts die Begeisterung für die produktiven und erkenntnisfördernden Aspekte neuer Technologien für digitale Bilder, macht sich inzwischen vielfach Ernüchterung breit. Denn gleichzeitig mit den gewaltigen Entwicklungssprüngen im Bereich der KI gibt es anhaltende Monopolisierungsbestrebungen der Big-Tech-Konzerne. Deren Auswirkungen auf die Wissenschaft seien noch kaum abschätzbar, konstatieren die Forscher‘innen. Und in eigentümlicher Weise verbänden sich diese Konzentrationsprozesse mit dem bedenklichen Erfolg rechter bis rechtsextremer Populismusbewegungen in den USA, aber auch in vielen Ländern Europas.

    Die Forschenden wollen deshalb der Frage nachgehen, inwiefern digitale Bilder in die Entstehung und Festigung autoritärer Regime verwickelt sind, wie sie in den Plattformökonomien der Gegenwart funktionieren und ob sie noch immer ein emanzipatorisches Potenzial haben.

    Hintergrund
    Im DFG-Schwerpunktprogramm sollte „Das digitale Bild“ ursprünglich besonders im Blick auf das Fach Kunstgeschichte und andere geisteswissenschaftlich orientierte Disziplinen erkundet werden, um den methodischen und technologischen Herausforderungen des digitalen Zeitalters gerecht zu werden. Der Fokus richtete sich auf das Bild und den Umgang damit aus technischer Perspektive. Diese Situation hat sich in den vergangenen sechs Jahren dramatisch verändert. Geisteswissenschaftliche Arbeit findet im Vergleich zu 2019 unter völlig neuen Vorzeichen statt und stellt sich neuen Ansprüchen und Herausforderungen.
    Bei der Tagung wollen die Forschenden daher die Diskussion über das Entwicklungspotenzial der digitalen Technologien hinaus ausweiten und digitale Technologien für die im SPP vertretenen Fächer in einen größeren politischen Rahmen einordnen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Hubert Locher
    Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg
    Philipps-Universität Marburg
    Tel.: 06421 28-24324
    E-Mail: locher@staff.uni-marburg.de
    Prof. Dr. Hubertus Kohle
    Institut für Kunstgeschichte
    Ludwig-Maximilians-Universität München
    Tel.: 089 21805314
    E-Mail: hubertus.kohle@lmu.de


    Weitere Informationen:

    https://www.digitalesbild.gwi.uni-muenchen.de/spp-abschlusstagungdigitale-bilder... Tagungsprogramm
    https://www.digitalesbild.gwi.uni-muenchen.de/ Website des Schwerpunktprogramms


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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