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09.12.2025 12:00

Wie funktioniert unser Gehirn? Europäische Union fördert Grundlagenforschung mit zwei Millionen Euro

Friederike Meyer zu Tittingdorf Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    An einem vertrauten Ort finden wir uns auch Wochen später noch zurecht. Unser Gehirn speichert dafür ein Modell der Umgebung ab. Diese innere Darstellung der Außenwelt ist jedoch nicht gleichbleibend in einer bestimmten Gehirnregion hinterlegt. Sie wandert herum und wird laufend „neu konfiguriert“, obwohl sich unser Verhalten nicht ändert. Im Fachjargon wird das Phänomen als Repräsentationsdrift bezeichnet. Jonas-Frederic Sauer, Physiologie-Professor der Universität des Saarlandes, will dies nun genauer erforschen. Der Europäische Forschungsrat hat ihm für seine Grundlagenforschung einen ERC Consolidator Grant in Höhe von rund zwei Millionen Euro bewilligt.

    „Wenn wir die Straße entlanggehen, in der wir wohnen, oder unser Lieblingsessen riechen, fühlt sich das von einem Tag zum nächsten nicht anders an. Dennoch sind die damit verbundenen neuronalen Darstellungen im Gehirn unterschiedlich“, sagt Jonas-Frederic Sauer. Unser Verhalten und die Wahrnehmung unserer Umgebung bleibt also gleich, während sich die Abläufe, die dafür im Gehirn hinterlegt sind, laufend verändern. „Wir wissen heute sehr genau, welche Hirnregionen aktiviert werden, wenn wir uns in einem Raum orientieren wollen, dabei bestimmte Geräusche erfassen oder vertraute Gerüche wahrnehmen. In bildgebenden Verfahren können wir jedoch sehen, dass sich die Aktivitäten der beteiligten Neuronen immer wieder, also über mehrere Wochen hinweg, verändern und einzelne Hirnregionen davon unterschiedlich stark tangiert sind“, erklärt Jonas-Frederic Sauer, der seit Jahresbeginn am Zentrum für integrative Physiologie und Molekulare Medizin (CIPMM) am Campus Homburg forscht.

    Stabile Kommunikation der Hirnareale trotz stetigem Wandel

    Erst kürzlich hat sein Forschungsteam festgestellt, dass der präfrontale Kortex, der für das Denken und Problemlösen eine wichtige Rolle spielt, sich weniger stark verändert als andere Hirnregionen. „Dort scheint die neuronale Kodierung also stabiler verankert zu sein als etwa im Hippocampus, in dem Ortszellen hinterlegt sind, die uns bei der räumlichen Orientierung helfen. Auch die Hirnregionen, in denen wir sensorische Informationen wie Gerüche verarbeiten, sind einem stärkeren Wandel unterworfen“, erklärt der Physiologie-Professor. Warum wir uns dennoch gleichbleibend verhalten und an viele Dinge unverändert erinnern können, ist ein noch ungelöstes Rätsel der Wissenschaft. „Dieser Frage wollen wir uns in unserem Forschungsvorhaben annähern und untersuchen, wie die einzelnen Hirnregionen miteinander kommunizieren. Insbesondere wird es um die Frage gehen, wie Hirnareale sich stabil austauschen können, auch wenn in diesen der Repräsentationsdrift mit unterschiedlicher Geschwindigkeit abläuft“, sagt Jonas-Frederic Sauer. Dabei wird sein Forschungsteam verschiedene Methoden einsetzen, angefangen von bildgebenden Messtechniken über die Elektrophysiologie bis hin neuartigen Rechenverfahren.

    Vorbild für künstliche neuronale Netzwerke

    Diese Grundlagenforschung soll dazu dienen, besser zu verstehen, wie neuronale Netzwerke Informationen aus der Umgebung verarbeiten. „Dies spielt auch eine Rolle bei der Frage, wie wir lernen und Inhalte langfristig abspeichern. Unsere Erkenntnisse werden aber sicherlich auch für das Forschungsgebiet der Künstlichen Intelligenz von Interesse sein, da sich das menschliche Gehirn in der Evolution laufend optimiert hat und daher auch für künstliche neuronale Netzwerke als Vorbild dienen kann“, sagt der Physiologie-Professor.

    Das Projekt „Deciphering the logic of representational drift and its conversion to stable readouts“ wird in den kommenden fünf Jahren mit insgesamt rund zwei Millionen Euro vom Europäischen Forschungsrat (ERC) gefördert. Start wird voraussichtlich Mitte 2026 sein.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Jonas-Frederic Sauer
    Universität des Saarlandes/CIPMM
    Tel.: +49 6841/ 16-16373
    Mail: jonas.sauer@uni-saarland.de


    Weitere Informationen:

    https://erc.europa.eu/news-events/news - Pressemitteilung des Europäischen Forschungsrates
    https://cipmm.uni-saarland.de/en/physiology/ag-sauer/research-ag-sauer - Forschungsgruppe am Center for Integrative Physiology and Molecular Medicine (CIPMM)


    Bilder

    Jonas-Frederic Sauer, Physiologie-Professor der Universität des Saarlandes, erhält vom Europäischen Forschungsrat für seine Grundlagenforschung zum Gehirn einen ERC Consolidator Grant. Dieser ist mit rund zwei Millionen Euro dotiert.
    Jonas-Frederic Sauer, Physiologie-Professor der Universität des Saarlandes, erhält vom Europäischen ...
    Quelle: CIPMM
    Copyright: Universität des Saarlandes


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte, Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

    Jonas-Frederic Sauer, Physiologie-Professor der Universität des Saarlandes, erhält vom Europäischen Forschungsrat für seine Grundlagenforschung zum Gehirn einen ERC Consolidator Grant. Dieser ist mit rund zwei Millionen Euro dotiert.


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