Eine interdisziplinäre Vorlesung zur Philosophie Immanuel Kants an der Rostocker Universität
Vor 200 Jahren starb der Philosoph Immanuel Kant. Anlässlich seines Todes schrieb Schelling: "Obgleich in hohem Alter gestorben, hat Kant sich doch nicht überlebt." Heute im Kantjahr 2004 können wir das immer noch sagen: Obgleich schon lange tot, nimmt der Königsberger Philosoph bis in unsere Tage einen festen Platz nicht nur in der Philosophiegeschichte, sondern auch in den Natur- und Kulturwissenschaften allgemein ein.
Die Rostocker Universität möchte im Wintersemester 2004/05 mit einer interdisziplinären Vorlesung zur Erinnerung an den großen Gelehrten beitragen, die in Deutschland und darüber hinaus das akademische Jahr prägt. Auf Initiative von Prof. Dr. Udo Kern, Inhaber des Lehrstuhls für Systematische Theologie der Universität Rostock, haben sich Dozenten der Theologischen Fakultäten und Philosophischen Fakultäten unserer Universität und der Universität Greifswald bereit gefunden, sowohl für Studierende und andere Angehörige der Universität als auch für ein interessiertes außeruniversitäres Publikum die Aktualität Kants ins Licht zu rücken.
In der Rostocker Vorlesung werden Grunddaten des Kantischen Lebens und Denkens angesprochen. Der vorkritische Kant und der berühmte Rostocker Kantnachlass werden thematisiert, ebenso Kants oft vernachlässigte dritte Kritik. Der Schwerpunkt liegt auf der praktischen Philosophie, Geschichts-, Religionsphilosophie und Christentumsdeutung Kants. Dies ergab sich wie von selbst. Es werden also von Kants drei berühmten Fragen, die auch heute brennend aktuell sind - 1. Was kann ich wissen? 2. Was soll ich tun? und 3. Was darf ich hoffen?- die letzten beiden im Mittelpunkt stehen.
Der praktischphilosophische Fokus dokumentiert die Prominenz kantischer Theoreme und Begründungsstrategien in aktuellen juristischen, medizin- und bioethischen und friedensethischen Debatten. Zu nennen sei hier nur der Begriff der Menschenwürde. Er orientiert den Menschen auf Vernünftigkeit, Mündigkeit, Freiheit, Pflicht und Glauben, der der Vernunft und der Freiheit verpflichtet ist.
Emphatisch begrüßte Fichte daher Kants Freiheitsverständnis. Er sah Kant in einer Linie mit Jesus und Luther und rückt damit die Geschichte des Christentums in eine Entwicklungsgeschichte der Freiheit ein, in welcher Kant die Rolle des Vollenders zugesprochen wird. Kant eroberte sich dann im 19. Jahrhundert die Position eines Philosophen des Protestantismus. "Jesus und Luther, heilige Schutzgeister der Freiheit, die ihr in den Tagen eurer Erniedrigung mit Riesenkraft in den Fesseln der Menschheit herumbrachet und sie zerknicket, wohin ihr grifft, seht herab aus höheren Sphären auf eure Nachkommenschaft und freut euch der schon aufgegangenen, der schon im Winde wogenden Saat: Bald wird der Dritte (sc. Kant), der euer Werk vollendete, der die letzte stärkste Fessel der Menschheit zerbrach, ohne dass sie, ohne dass vielleicht er selbst es wusste, zu euch versammelt werden. Wir werden ihm nachweinen, ihr aber werdet ihm fröhlich den ihn erwartenden Platz in eurer Gesellschaft anweisen, und das Zeitalter, das ihn verstehen und darstellen wird, wird euch danken."
Die Vorlesung "Die Philosophie Immanuel Kants - Eine interdisziplinäre Vorlesung im Kantjahr 2004", zu der alle herzlich eingeladen sind, ist jeweils montags von 19.15-20.45 Uhr im Hörsaal 218 des Rostocker Universitätshauptgebäudes
(Universitätsplatz 1). Sie beginnt am 11. Oktober 2004 mit einer Einführung in Leben und Werk I. Kants.
Georg Raatz
Tel. 0163/5564615
georg.raatz@freenet.de
Dr. theol. Igor Pochoshajew
Universität Rostock
Theologische Fakultät
D-18051 Rostock
Tel.: +49 381 498-8416
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privat:
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Philosophie / Ethik, Religion, Sprache / Literatur
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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