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28.07.1997 00:00

DFG fördert FAU-Sonderforschungsbereich 539 zum Thema Glaukome

Dr.rer.pol. Dipl.-Kfm. Ragnwolf Knorr Presse und Kommunikation
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Medizin DFG foerdert FAU-Sonderforschungsbereich 539 zum Thema Glaukome: Bevor das Auge die Sehkraft verliert

    Zum 1. August startet an der Friedrich-Alexander-Universitaet Erlangen-Nuernberg (FAU) ein weiterer medizinischer Sonderforschungsbereich. Thema des kuerzlich von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligten SFB 539 sind die Gruenen Stare (Glaukome), eine Gruppe von Augenerkrankungen, die nicht mehr behebbare Sehnervenschaeden bewirken koennen und zu den haeufigsten Erblindungsursachen zaehlen. Zurueckgreifen kann der neue Sonderforschungsbereich auf die Vorarbeit der Klinischen DFG-Forschergruppe "Pathogenese, Fruehdiagnose und Verlaufskontrolle von Glaukomen", die seit 1991 an der FAU gefoerdert wird und beachtliche Ergebnisse vorzuweisen hat, wie auch auf die seit Jahrzehnten durch die DFG gefoerderte Grundlagenforschung zum Thema Glaukome am Anatomischen Institut. Sprecher des SFB 539 ist Prof. Dr. Gottfried O. H. Naumann (Vorstand der Augenklinik der Universitaet); als stellvertretende Sprecherin fungiert Prof. Dr. Elke Luetjen-Drecoll (Anatomisches Institut, Lehrstuhl II). Die Leitung des SFB-Sekretariats uebernimmt der Sprecher der DFG-Forschergruppe, Prof. Dr. Matthias Korth (Augenklinik). Fuer das Haushaltsjahr 1997 wurde ein Betrag von 1.035.600 Mark bereitgestellt. Insgesamt ist fuer die erste dreijaehrige Periode eine Foerdersumme von fast fuenf Millionen Mark vorgesehen.

    An den Forschungen beteiligt sind die Augenklinik, das Anatomische Institut (Lehrstuhl II, Prof. Dr. Elke Luetjen-Drecoll, und Lehrstuhl I, Prof. Dr. Winfried Neuhuber), das Institut fuer Biochemie (Lehrstuhl I, Prof. Dr. Cord-Michael Becker), das Institut fuer Experimentelle Medizin und Bindegewebsforschung (Leiter: Prof. Dr. Klaus von der Mark) und das Institut fuer Medizinische Statistik und Dokumentation (Kommissarischer Leiter: Priv.-Doz. Dr. Peter Martus), das bereits in die Arbeiten der Forschergruppe eingebunden ist. Der volle Titel des SFB 539 lautet "Glaukome einschliesslich Pseudoexfoliations-Syndrom".

    Die Gruenen Stare: Schaden am Sehnerv

    Die Augenkrankheiten, die unter dem Begriff "Glaukome" zusammengefasst werden und als "Gruene Stare" bekannt sind, haben sehr unterschiedliche Erscheinungsformen. Meist beginnen sie mit einem erhoehten Augeninnendruck; doch kann dieses Symptom auch fehlen. Wenn der Abfluss fuer das Kammerwasser - eine klare, eiweissfreie Fluessigkeit, die im vorderen Augensegment zirkuliert und Linse und Hornhaut ernaehrt - blockiert wird, steigt der Druck im Auge an. Erhoehter Augeninnendruck und verminderte Blutversorgung zerstoeren die empfindlichen Fasern, aus denen der Sehnerv besteht.

    Die haeufigste Form ist das Offenwinkel-Glaukom. Bei dieser chronischen Form der Erkrankung bildet sich sehr langsam, im Verlauf vieler Jahre, eine Abflusssperre, die den Fluessigkeits-Stau im Auge bewirkt. Winkelblock-Glaukome dagegen, die sehr viel seltener auftreten, sind in der Regel mit heftigen Schmerzen und einer ploetzlichen Sehverschlechterung verbunden, die den Patienten sehr schnell um aerztliche Hilfe nachsuchen lassen. Gruene Stare sind bei ueber Vierzigjaehrigen am haeufigsten zu finden. Angeborene Fehlentwicklungen des Augeninneren, die ebenfalls als Glaukome bezeichnet werden, koennen eine Operation jedoch schon im Saeuglingsalter notwendig machen.

    Gemeinsam ist all diesen Erkrankungen, dass der Sehnerv einen Schaden erleiden kann, der nicht mehr rueckgaengig zu machen ist, wenn die richtige Behandlung nicht rechtzeitig erfolgt. Im Spaetstadium treten Einengungen des Gesichtsfelds auf, die den Beginn einer irreversiblen Erblindung ankuendigen. Weltweit gehen etwa 15 Prozent aller Erblindungen auf Glaukome zurueck; fuenf bis sechs Millionen Blinde haben also wegen dieser Erkrankung ihr Augenlicht verloren. Gruene Stare sind damit die zweithaeufigste Ursache fuer Blindheit auf beiden Augen. In hochentwickelten Industrielaendern wie Deutschland nehmen Glaukome sogar die erste Stelle in der Liste der Ursachen ein, die zum Verlust der Sehkraft fuehren.

    Erforschung der chronischen Formen

    Der Schwerpunkt der Forschungen im neuen Sonderforschungsbereich wird auf chronische Glaukome gelegt. In chronischen Faellen ist es fraglich, ob rechtzeitig eine zutreffende Diagnose gestellt wird, da die ersten messbaren krankhaften Veraenderungen am Auge sehr viel frueher auftreten als Funktionsausfaelle, die die Betroffenen auf die Krankheit aufmerksam machen. Ohne vorbeugende Untersuchungen kann es geschehen, dass therapeutische Massnahmen erst getroffen werden, wenn bereits unheilbare Schaeden entstanden sind.

    Abhilfe soll hier ein besseres Verstaendnis des Verlaufs und der Entstehung von Glaukomen schaffen. Dieses Wissen soll in der Zusammenarbeit grundlagenwissenschaftlicher Fachrichtungen der Medizin (Anatomie, Biochemie, experimentelle Medizin) mit augenheilkundlichen Forschungsansaetzen (Sinnesphysiologie, Morphometrie, Blutzirkulation) sowie der Biometrie erarbeitet werden.

    Bei dem im SFB-Titel erwaehnten Pseudoexfoliations-Syndrom handelt es sich um eine Sonderform der Glaukome, bei welcher sich in verschiedenen Teilen des Auges - etwa in der Linse, an der Hornhaut oder im Kammerwinkel - ein aus abgestorbener koerpereigener Substanz angesammeltes Material anlagert ("Exfoliation" laesst sich in etwa mit "Abblaettern" uebersetzen). Diese Substanz kann auch in anderen Teilen des Koerpers aufgefunden werden, ohne dort Schaden zu verursachen; im Auge jedoch behindert sie den Abfluss des Kammerwassers. Ueber diese Form der Erkrankung ist noch vergleichsweise wenig bekannt, weshalb sich das Forschungsinteresse speziell auf verstaerkte Aufklaerung richtet.

    Frueherkennung, Krankheitsentstehung und genetische Einfluesse

    Der Sonderforschungsbereich gliedert sich in drei Projektbereiche. Der Bereich "Glaukomschaeden an Optikus und Retina" befasst sich zum einen mit der Frueherkennung einer glaukomatoesen Schaedigung des Sehnerven (Optikus) mittels Methoden des Sinnesphysiologse und der Morphometrie, d.h. der Messung von krankhaften Form- und Strukturveraenderungen. Zum zweiten gehoert die biochemische Erforschung der Rezeptormechanismen bei der Degeneration von Nervenzellen der Netzhaut (Retina) zum Forschungsprogramm.

    Im Projektbereich "Moegliche pathogenetische Faktoren", der sich auf die Krankheitsentstehung konzentriert, sollen die morphologischen und physiologischen Grundlagen der Druckregulation im Auge geklaert und die Strukturen und Regulationen der Mikrozirkulation, des Blutdurchflusses im Auge, erforscht werden. Mit Hilfe der Statistik und anderer mathematischer Methoden werden im Projektbereich "Klinische Biometrie und genetische Ursachen" systemische, also den Gesamtorganismus betreffende Einfluesse auf die Entwicklung und den Verlauf von Glaukomen untersucht, darunter insbesondere die in der Erbinformation verankerten Ursachen.

    Unter- und Ueberdiagnose

    Die Klinische Forschergruppe, die Vorlaeuferin des SFB, zaehlt zu ihren Erfolgen vor allem Fortschritte in der Diagnostik. Fuer die gezielte Untersuchung und Frueherkennung bei besonders gefaehrdeten, erblich belasteten Personen koennen visuelle Reize genutzt werden, mit deren Hilfe die Funktionsfaehigkeit verschiedener Klassen von Sehnervenzellen geprueft werden kann. Die schnell und einfach durchzufuehrende Untersuchung der sogenannten zeitlichen Kontrastempfindlichkeit ("Erlanger Flimmertest") ist hier besonders hilfreich.

    Fehldiagnosen - das "Uebersehen" eines Gaukoms wie auch dessen faelschliches Diagnostizieren - lassen sich eher vermeiden, wenn die durch die Forschergruppe entwickelten Methoden zur quantitativen Ausmessung des Sehnervenkopfes und seiner Umgebung und zur Beurteilung der Nervenfaserschicht der Netzhaut angewendet werden. Durch Untersuchungen von Blutgefaessen des Auges mittels Ultraschall und Laserstrahl koennen bestimmte Glaukomformen unterschieden und somit gezielt medikamentoes behandelt werden. In diesem Zusammenhang wurde ein inzwischen patentiertes Verfahren ("Scanning-Laser-Doppler-Flowmetrie") entwickelt.

    Zu den Ergebnissen gehoert weiter die Ansammlung, Strukturierung und Auswertung umfangreichen Materials aus Krankengeschichten und Kontrolluntersuchungen, das nun fuer weitere Analysen zur Verfuegung steht. Bisher wurden rund 700 Patienten und Probanden erfasst und gespeichert, die fuer die Verlaufskontrollen jaehrlich nachuntersucht werden.

    Mit dem Abschluss der zweiten dreijaehrigen Foerderperiode wird die Klinische DFG-Forschergruppe "Pathogenese, Fruehdiagnose und Verlaufskontrolle von Glaukomen" zum Ende des Jahres 1997 auslaufen. Der Sonderforschungsbereich 539 bietet die Gelegenheit, den Forschungsschwerpunkt, der seit laengerer Zeit auf diesem Gebiet der Augenheilkunde an der Universitaet Erlangen-Nuernberg existiert, zu erweitern und zu vertiefen.

    Kontakt: Prof. Dr. Matthias Korth, Universitaets-Augenklinik, Schwabachanlage 6, 91054 Erlangen, Tel.: 09131/85 -4595, Fax: 09131/85 -6401, E-Mail: matthias.korth@augen.med.uni-erlangen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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