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13.10.2004 09:07

Mit aller Konsequenz

Dr. Ralf Breyer Public Relations und Kommunikation
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt (Main)

    Gegen Professor Reiner Protsch wird ermittelt / Universität nimmt Vorwürfe sehr ernst

    FRANKFURT. "Das Präsidium der Universität Frankfurt hat unverzüglich alle rechtlichen Maßnahmen ergriffen, nachdem Vorwürfe gegen den Anthropologen Prof. Reiner Protsch erhoben worden waren. Das Präsidium geht mit aller Entschiedenheit vor." Das machte Präsident Prof. Rudolf Steinberg deutlich, nachdem in der Presse neuerliche Anschuldigungen im Zusammenhang mit dem umstrittenen Hochschullehrer erhoben worden waren. Steinberg ließ keinen Zweifel daran, dass die erhobenen Vorwürfe von der Universität sehr ernst genommen werden.

    Die Universität war in die Kritik geraten, in der Kommentierung des Falles allzu zurückhaltend zu agieren. Prof. Steinberg: "Derzeit laufen inner- wie außeruniversitär drei Verfahren gegen Herrn Protsch. Um den Fortgang und den Erfolg dieser Verfahren nicht zu gefährden, haben wir uns zu den Details bewusst nicht geäußert." Rechtliche Verfahren hätten ihre eigenen Regeln und ihr Verlauf sei nicht von der Universität zu beeinflussen.

    Steinberg stellte klar, dass das Präsidium allen Anschuldigungen sofort nachgegangen sei. Darin einbezogen sind auch in den 80er Jahren erhobene Vorwürfe, die damals nicht abschließend geklärt werden konnten. Bereits Mitte der 80er Jahre wurde in dem Zusammenhang mit Vorwürfen gegen Herrn Protsch die Einrichtung eines 'Ethikrates' erwogen. Dieser wurde jedoch erst 1998 an der Universität Frankfurt eingerichtet. Damit war die Universität eine der ersten Universitäten in Deutschland. Ebenso wurden disziplinarrechtliche Schritte erwogen, die sich jedoch aufgrund der Sach- und Rechtslage als wenig aussichtsreich darstellten.

    Die neuen Vorwürfe wegen strafrechtlicher Verfehlungen wurden dem Präsidium Anfang 2004 bekannt und führten zu folgenden Maßnahmen:
    * Stellung einer Strafanzeige an die Frankfurter Staatsanwaltschaft im März 2004. Seitdem ermittelt die Staatsanwaltschaft.
    * Einleitung disziplinarrechtlicher Vorermittlungen und Einleitung eines förmlichen Disziplinarverfahrens. Gleichzeitig wurde Herr Protsch einstweilig vom Dienst enthoben und ihm vorläufig die Bezüge gekürzt. Damit hat das Präsidium der Universität alle ihm zur Verfü-gung stehenden Maßnahmen ergriffen.
    * Die Vorwürfe wissenschaftlichen Fehlverhaltens, die im August prominent im Magazin 'Der Spiegel' erhoben worden waren, werden durch die universitätsinterne Kommission zur Untersuchung wissenschaftlichen Fehlverhaltens geprüft.
    Das Gremium tagt regelmäßig und hört derzeit Zeugen.
    Bis Anfang 2005 will die Kommission dem Präsidium ihren Bericht vorlegen. Nach Vorlage des Berichtes wird das Präsidium die Möglichkeit weiterer disziplinarrechtlicher oder strafrechtlicher Maßnahmen erwägen.

    Kontakt: Prof. Rudolf Steinberg, Präsident der Universität Frankfurt; Tel: 069 / 798 22232; E-Mail: praesident@uni-frankfurt.de


    Dokumentation
    Chronologie des Falles Protsch

    * 13.01.2004 Der Kanzler der Universität wird durch einen Professor darüber informiert, dass Prof. Protsch von Zieten im Eigentum der Universität stehende Schimpansenschädel im Ausland zum Verkauf angeboten habe. Unverzüglich aufgenommenen Verwaltungsermittlungen verstärkten
    diesen Verdacht.
    * 13.02.2004 Der Universitätspräsident weist Prof. Protsch schriftlich an, den Verkauf zu unterlassen.
    * 26.02.2004 Der Kanzler wird darauf aufmerksam gemacht, dass Prof. Protsch damit begonnen habe, die Inventarnummer der Universität auf den Schädeln durch eigene Nummern zu ersetzen. Daraufhin wurden Vorkehrungen getroffen, um weitere Schädigungen zu verhindern.
    * 03.03. 2004 Der Präsident stellt Strafanzeige beim Landgericht Frankfurt a.M.
    * 17. 03.2004 Weitere Verdachtsmomente haben dazu geführt, dass der Präsident ein Hausverbot verhängt.
    * 29.03.2004 wurde dem Beamten Prof. Protsch die Führung der Dienstgeschäfte untersagt.
    * 23.04.2004 Die Vorermittlungen im Disziplinarverfahren werden eingeleitet.
    * 18.05.2004 Die Polizei durchsucht die Diensträume im Anthropologischen Institut.
    * 22.06.2004 Einleitung des förmlichen Disziplinarverfahrens
    Gleichzeitig wird Prof. Protsch vorläufig des Dienstes enthoben.
    * 19.08.2004 Mit Ladung wird Protsch zur Vernehmung zu Beginn der Untersuchung im förmlichen Disziplinarverfahren am 3.09.2004 gebeten. Der Rechtsanwalt des Beamten erklärt, Protsch werde sich schriftlich äußern.
    * 06.09.2004 Verfügung einer weiteren vorläufigen Disziplinarmaßnahme (Bezügekürzung).

    * 18.08.2004 Die Kommission zur Prüfung wissenschaftlichen Fehlverhaltens befasst sich seit diesem Tag mit dem Vorgang. Sie hat bisher zweimal getagt.

    * Das staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfahren dauert nach hiesiger Kenntnis noch an.
    Das Untersuchungsverfahren wird fortgeführt. Erst nach Abschluss der Untersuchungen kann entschieden werden, ob die Sache dem Verwaltungsgericht zur Entscheidung über eine Entlassung aus dem Landesdienst oder Bezügekürzung vorzulegen ist.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsprojekte, Personalia
    Deutsch


     

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