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14.10.2004 15:59

Rückhaltlose Aufklärung

Dr. Ralf Breyer Public Relations und Kommunikation
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt (Main)

    NS-Materialien im Institut für Anthropologie sichergestellt / Prof. Thomann ist eingeladen, mit seinem Wissen bei der Aufklärung zu unterstützen / Kommunikationslücke eingeräumt

    FRANKFURT. Im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen Prof. Reiner Protsch wegen wissenschaftlichen Fehlverhaltens und Unterschlagung waren in einem Beitrag des Nachrichtenmagazins 'Der Spiegel' aus dieser Woche von dem Frankfurter Medizinhistoriker Prof. Klaus-Dieter Thomann Vorwürfe gegen die Universität erhoben worden, die Vernichtung von NS-Materialien im Umfeld des ins Zwielicht geratenen Hochschullehrers nicht verhindert zu haben.

    In einem im Juni 2004 an die Rechtsabteilung der Universität gerichteten Schreiben hatte Herr Thomann den Sachverhalt dargelegt und um Klärung des Verbleibs des in dem Spiegel-Artikel genannten Materials gebeten. Die Rechtsabteilung hatte unverzüglich das Universitätsarchiv veranlasst, die Bestände zu sichten, was wiederholt im Laufe des vergangenen Sommers geschah.

    Inzwischen sind alle Materialien aus der Zeit vor 1945, die im Anthropologischen Institut lagerten, in den Gewahrsam des Universitätsarchivs verbracht worden. Es wurde umfangreiches Material sichergestellt und in einer 11seitigen Liste inventarisiert. Dazu zählt eine Reihe von Unterlagen, die laut Herrn Thomann vernichtet worden sein sollen.

    Aufgrund eines Kommunikationsproblems war es unterblieben, Prof. Thomann einen Zwischenbescheid über die Maßnahmen zukommen zu lassen. Präsident Prof. Steinberg: "Das ist unglücklich gelaufen und wir haben uns dafür bei Herrn Thomann entschuldigt."

    "Meine Mitarbeiter haben die Hinweise sehr ernst genommen und - ganz in meinem Sinne - unverzüglich gehandelt," so Steinberg weiter. "Den offenen und verantwortungsbewussten Umgang mit der NS-Vergangenheit der Universität habe ich als Präsident nicht gescheut. Es ist mir daher auch ganz persönlich ein Anliegen, dass alle Fragen aufgeklärt werden."

    Inzwischen wurde auch eine Task Force unter Leitung einer Juristin aus der Verwaltung gebildet, die den Umfang, die Art und den Verbleib von NS-Materialien klären soll. Sie wird sich in den kommenden Wochen ausschließlich dieser Aufgabe widmen; das Präsidium erwartet einen Bericht bis Ende diesen Monats. Überdies sind die Vorwürfe in die Arbeit der Kommission zum Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten einbezogen worden.

    Das Präsidium hat Prof. Thomann zu einem Gespräch eingeladen. "Wir würden uns freuen, wenn Herr Thomann die Universität mit seinem Wissen bei der Aufklärung des Sachverhalts unterstützt," so Prof. Steinberg.

    Der Themenkomplex 'NS-Materialien' im Institut für Anthropologie steht im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen Prof. Protsch, gegen den derzeit inner- wie außeruniversitär drei Verfahren anhängig sind:

    * Einleitung disziplinarrechtlicher Vorermittlungen und Einleitung eines förmlichen Disziplinarverfahrens. Gleichzeitig wurde Herr Protsch einstweilig vom Dienst enthoben und ihm vorläufig die Bezüge gekürzt. Damit hat das Präsidium der Universität alle ihm zur Verfügung stehenden Maßnahmen ergriffen.
    * Die Vorwürfe wissenschaftlichen Fehlverhaltens, die im August prominent im Magazin 'Der Spiegel' erhoben worden waren, werden durch die universitätsinterne Kommission zur Untersuchung wissenschaftlichen Fehlverhaltens geprüft.
    * Das Gremium tagt regelmäßig und hört derzeit Zeugen.
    Bis Anfang 2005 will die Kommission dem Präsidium ihren Bericht vorlegen. Nach Vorlage des Berichtes wird das Präsidium die Möglichkeit weiterer disziplinarrechtlicher oder strafrechtlicher Maßnahmen erwägen.

    Kontakt: Prof. Rudolf Steinberg, Präsident der Universität Frankfurt; Tel: 069 / 798 22232; E-Mail: praesident@uni-frankfurt.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsergebnisse, Personalia
    Deutsch


     

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