Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) legt die Grundlage für umfassende wissenschaftliche Untersuchungen zur Pflege- und Hebammenforschung. Für Konzepte und Methoden der gesundheitlichen Versorgung, die pflegewissenschaftlich gesichert sind, stellt das BMBF in diesem Jahr vier Millionen Euro bereit.
Zum ersten Mal stehen die Pflege und die geburtshilfliche Versorgung durch Hebammen in Deutschland intensiv auf dem Prüfstand. Neben einer effizienteren Versorgung Pflegebedürftiger wird zunehmend die gesundheitspolitische Forderung laut, den Fokus auf Prävention und Gesundheitsförderung in der Versorgung der Bevölkerung zu richten.
In den letzten Jahrzehnten ist die ärztliche Betreuung von werdenden Müttern intensiver geworden. Das äußert sich z. B. in der steigenden Anzahl medizinischer Eingriffe und betrifft auch Frauen, deren Schwangerschaft unauffällig verläuft und die auch unter der Geburt keine Komplikationen entwickeln.
In diesem Kontext kommt Hebammen eine bedeutende Rolle bei der sozialen und gesundheitlichen Unterstützung von Frauen in den besonderen Lebensphasen Schwangerschaft und Geburt zu. Diesen Aspekt der Gesundheitsförderung haben Wissenschaftlerinnen unter Leitung von Prof. Dr. Friederike zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein von der Fachhochschule Osnabrück aufgegriffen, um ein wissenschaftlich fundiertes und zugleich praxistaugliches Konzept zu erarbeiten.
"Frauen- und familienorientierte Versorgungskonzepte: Gesundheitsförderung im Geburtsprozess" heißt das Projekt, an dem die Osnabrücker Pflegewissenschaftlerin gemeinsam mit ihren Kooperationspartnerinnen Prof. Dr. Beate Schücking von der Universität Osnabrück und Prof. Dr. Petra Kolip vom Zentrum für Public Health Bremen eng zusammenarbeitet. Das Ziel dieses Forschungsverbundes ist es, ein neues geburtshifliches Konzept, den Hebammenkreißsaal, zu evaluieren. Dabei wird der Verbund Hebammenforschung vom BMBF mit ca. 770.000 Euro über 3 Jahre gefördert.
Als Fachfrauen für Geburtshilfe verfügen Hebammen über die fachliche Kompetenz und die rechtliche Befugnis, eigenverantwortlich Geburten zu betreuen. Trotzdem erfolgen in Deutschland die meisten Geburten in Kliniken und dort traditionell unter ärztlicher Leitung. Aus dem europäischen Ausland ist bekannt, dass auch in Krankenhäusern Geburtshilfe eigenverantwortlich von Hebammen geleitet wird. Deren Erfahrungen sowie wissenschaftliche Studien belegen, dass gesunde Frauen im Hebammenkreißsaal genau so sicher gebären wie in den üblichen ärztlich geleiteten Kreißsälen. Darüber hinaus sind die Frauen mit der Betreuung im Hebammenkreißsaal besonders zufrieden, die Rate der operativen Eingriffe ist sehr niedrig. Überzeugt von diesen positiven Aspekten der Hebammenkreißsäle wollen die deutschen Forscherinnen das Modell wissenschaftlich gestützt in die Praxis umsetzen und hierzulande möglichst vielen Frauen zugänglich machen.
Bereits im Juni 2003 wurde im Zentralkrankenhaus Reinkenheide in Bremerhaven der erste Hebammenkreißsaal Deutschlands eingerichtet. Dies geschah auf Initiative der entsprechenden Arbeitsgruppe des Bundes Deutscher Hebammen e.V. (BDH). Mit dem Hebammenkreißsaal wurde ein Betreuungskonzept geschaffen, das eine Alternative zur üblichen ärztlich geleiteten Geburtshilfe bietet. Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett werden dabei als gesunde Lebensprozesse betrachtet. Die gebärenden Frauen und deren Familien erhalten einen geschützten Rahmen, in dem sie Sicherheit, Geborgenheit und Selbstbestimmung erfahren können.
Bei ihrer Forschungsarbeit kooperieren die Wissenschaftlerinnen eng mit dem Hebammenkreißsaal. Sie wollen nun die Auswirkungen dieses Betreuungskonzeptes und des üblichen ärztlich geleiteten Kreißsaals untersuchen. Das Verbundprojekt besteht aus vier Einzelprojekten und dient der Entwicklung, Implementierung und Evaluierung konkreter Methoden und Instrumente für eine optimale frauen- und familiengerechte geburtshilfliche Versorgung.
Nähere Informationen erhalten Sie unter http://www.hebammenforschung.de oder Tel. (0541) 969-3665.
Prof. Dr. Friederike zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein leitet das Forschungsprojekt
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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