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09.02.1999 11:04

Klimapolitik und Welthandel

Brigitte Nussbaum Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    VW-Stiftung unterstützt Projekt der Universität Münster zu Modellierung von Energiekreisläufen

    Daß der Ausstoß von Kohlendioxid reduziert werden muß, darüber sind sich alle Staaten einig. Weniger einig sind sie sich allerdings darüber, mit welchen umweltpolitischen Instrumenten dies passieren soll und welche Auswirkungen die einzelnen Instrumente haben werden. Und nicht nur im naturwissenschaftlichen Sinn: Die Veränderungen bedingen immer auch Aus wirkungen in den Volkswirtschaften. Die Volkswagen-Stiftung hat nun dem Lehrstuhl für Volkswirtschaftstheorie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster 340.000 Mark zur Verfügung gestellt, um Modelle der Auswirkun gen des Klimaschutzes auf den Welthandel mit fossilen Energieträgern zu erstellen, berichtet die neueste Ausgabe der "muz - Münsters Universitäts-Zeitung".

    Über 90 Prozent der weltweiten Energieversorgung wird inzwischen über fossile Energieträger abgedeckt. Ein großer Teil muß jeweils importiert werden: Beim Mineralöl betrug die Außenhandelsquote bezogen auf den Weltverbrauch Mitte der neunziger Jahre 54 Prozent, beim Erdgas knapp 20 Prozent. Die Wirkung von Klimaschutzpolitik auf den internationalen Handel mit Energieträgern ist offensichtlich. Doch: "Bisher gibt es keine Modelle, die die Austauschbarkeit der einzelnen Energieträger auf der einen Seite und die Dynamik von Angebot und Nachfrage auf der anderen Seite miteinander verbinden", erläutert Prof. Dr. Wolfgang Ströbele von der Universität Münster die Ausgangslage seines Instituts.

    Der Grund dafür liegt in der komplexen Materie: So gelten für die Märkte der einzelnen Energieträger jeweils sehr spezifische Bedingungen. Ein Beispiel dafür ist der Handel mit Öl und Erdgas. Während Öl weltweit transportiert und gehandelt werden kann, sind die Märkte für das umweltfreundlichere, weil kohlenstoffärmere Erdgas regional beschränkt.

    Ein weiterer Grund für die Komplexität solcher Modelle liegt darin, daß die verschiedenen Weltregionen ganz unterschiedliche Klimaschutzpolitik betreiben, die Auswirkungen also jeweils regional beschrieben werden müssen. Darüber hinaus ist die Abhängigkeit der einzelnen Volkswirtschaften von dem Handel mit Energieträgern sehr differenziert, ebenso wie die Importmöglichkeiten der einzelnen Staaten. So ist Japan beispielsweise von Pipeline-Systemen abgeschnitten und auf die Lieferung von tief gekühltem Gas angewiesen.

    "Je nach Teilnehmerkreis und politischer Instrumentierung ergeben sich höchst unterschiedliche Auswirkungen auf das Niveau und die Struktur der Energienachfrage und damit die Welthandelsströme mit Energieträgern", erläutert Ströbele.

    An seinem Institut versucht man nun, diese im einzelnen darzustellen. Dabei werden Zeiträume von einigen Jahrzehnten berücksichtigt - Zeiträume, in denen sichere Prognosen kaum noch möglich scheinen. "Es ist schon schwer, die Vergangenheit abzubilden", gibt der Volkswirtschaftler zu. Die Frage, welche Parameter in einem Modell berücksichtigt werden und welche ignoriert werden können, wie sehr das Modell so weit reduziert werden kann, daß es trotzdem aussagekräftig und realistisch bleibt, zielt weit in den Bereich der Grundlagenforschung hinein.

    Direkt in die Praxis aber zielen die möglichen Ergebnisse der Untersuchung. Denn bisher leisten einzelne Staaten wie Saudi-Arabien anhaltenden Widerstand gegen globale Klimaschutzabkommen, weil sie Verluste beim Öl-Export fürchten. Ein stringentes Modell, das diese Befürchtungen ausräumt oder relativiert, könnte zu einer konsequenteren Umsetzung und besseren Zusammenarbeit auf der politischen Ebene beitragen.


    Weitere Informationen:

    http://www.wiwi.uni-muenster.de/~15/forschun/for_ind.htm


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Elektrotechnik, Energie, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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